Kreis Olpe. Viele junge Familien beschäftigen sich mit dem Thema Hausbau – so viel müssen Sie verdienen, um einen Hauskauf finanzieren zu können.

Neubau, gebrauchte Immobilien oder doch lieber Mietwohnungen – das Thema Wohnen beschäftigt viele junge Paare und Familien im Kreis Olpe. Nachdem die Neubaupreise den letzten Jahren aufgrund gestiegener Baukosten immer weiter in die Höhe geschnellt waren, stellt sich die Frage, wie ein Hauskauf überhaupt noch finanziert werden kann. Im Gespräch verraten die beiden Immobilienberater Boris Faust und Dirk Japes, wie es doch noch geht und wie viel eine junge Familie monatlich tatsächlich verdienen muss, um sich den Traum vom eigenen Heim verwirklichen zu können.

Großer Kostenanstieg

Die beiden Immobilienmakler sind schon lange in der Immobilienbranche unterwegs und haben schon so manche Krise miterlebt. Während Dirk Japes für die Volksbank Sauerland die Immobilienvermittlung in Attendorn und Finnentrop übernimmt, ist Boris Faust für die Volksbank im Marktbereich Lennestadt und Kirchhundem tätig. – eine solch schwere Krisenzeit haben beide in dieser Form nicht kommen sehen. „Das Preisniveau für Neubau ist noch einmal angestiegen“, berichtet Faust. Und ie Kosten für neue Einfamilienhäuser und neue Eigentumswohnungen seien aufgrund der hohen Baukosten weiterhin im Aufschwung. Viele potenzielle Käufer und Käuferinnen nähmen angesichts der Baukosten-Lage tendenziell von Neubauvorhaben Abstand. Das zeigt sich auch in den aktuellen Zahlen: 2022 konnten im Kreis Olpe noch 187 Kaufverträge abgeschlossen werden – 2023 waren es dann nur noch lediglich 70 beurkundete Kaufverträge.

Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.

Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.

Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.

Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.

Für gebrauchte Immobilien seien die Kaufpreise hingegen deutlich gefallen. Das liege vor allem an den stark gestiegenen Lebenshaltungskosten, dem höheren Zinsniveau und der aktuellen Situation, dass viele Familien, die zuvor noch eine Neuimmobilie finanzieren konnten, aufgrund der wirtschaftlichen Lage davon Abstand nehmen müssen. Großen Grund zur Freude gebe dies aber nicht: In den meisten gebrauchten Immobilien sei der Bedarf an energetischen Sanierungsarbeiten gegeben, wodurch zusätzliche Kosten anfallen, erklären die beiden Immobilienmakler. Dadurch, dass weiterhin kaum gebaut werde, sei das Wohnungsangebot zusätzlich so gering, dass der Mietpreis deutlich höher angesetzt werde und bei energetischen Sanierungsarbeiten oft vom Mieter ein Mietzuschlag gezahlt werden müsse – viele Bürger und Bürgerinnen könnten sich die Preise schlichtweg nicht leisten. „Es ist ein Teufelskreis. Die breite Masse hat Nachteile durch den Markt“, betont der 51-jährige Boris Faust. Noch vor drei Jahren sei die Gesamtlage komplett anders gewesen: „Damals konnte jeder ein Haus kaufen.“ Allein in den letzten zwei Jahren seien im gesamten Kreis Olpe vom Immobilienanbieter dann nur noch fünf neue Wohnungen verkauft worden. Doch das Blatt könnte sich schon bald wenden, denn im zweiten Halbjahr sollte sich die Situation nach dem Sinken der Inflationsrate wieder leicht entspannen, so Dirk Japes.

Kosten für Hauskauf

Wer sich aktuell eine gebrauchte Immobilie zulegen wolle, müsse damit rechnen, in den meisten Fällen Eigenkapital in die Finanzierung miteinzubringen und ein gewisses Haushaltseinkommen im Monat zu erwirtschaften. „Vor zwei Jahren brauchte die Familie mit zwei Kindern für die monatliche Finanzierung ein deutlich geringeres Haushaltseinkommen“, erzählt Boris Faust. Eine genaue Faustregel gebe es aber nicht, da die Finanzierung von vielen verschiedenen Faktoren abhänge. Das bestätigt auch Christian Haurand, der Leiter der Baufinanzierung bei der Volksbank Sauerland. In der aktuellen Lage gehe die Bank davon aus, dass eine Familie bei dem Kauf eines gebrauchten Einfamilienhauses im Wert von 200.000 Euro monatlich um die 3000 Euro Netto an Haushaltseinkommen haben müsse, um ein Darlehen für den Hauskauf finanzieren zu können. Jene liquiden Mittel müssten der Bank in etwa nachgewiesen werden, um die nötige Zahlungssicherheit zu gewährleisten. Die Kennzahl könne jedoch auf Basis anderer Faktoren nach oben oder unten abweichen. Genaue Zahlen könnten nicht beziffert werden, da die Gewährleistung eines Darlehens auch vom mit eingebrachten Eigenkapital und möglichen und öffentlichen Förderdarlehen abhängig sei. „In der aktuellen Situation ist es so, dass man sich öffentliche Mittel vom Land holt – ohne wird es wirklich schwer“, fasst er die Lage zusammen.

Weitere Themen