Kreis Olpe. Hunderte Adressen von Baustopp nach Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens der Firma Soli betroffen. Doch manche Trupps arbeiten weiter.
Fast überall im Kreis Olpe sind sie zu sehen: Bautrupps, die Pflastersteine aufheben, Asphalt auffräsen und orangefarbene Leerrohre in den Boden bringen. Ihre Aufgabe: den Kreis mit schnellem Internet zu versorgen, denn in besagte Leerrohre werden nach der Verlegung Glasfaser-Leitungen eingeblasen, die für schnellsten Datenverkehr sorgen sollen. Doch nach vielen Verzögerungen im Vorfeld liegt nun ein weiterer schwerer Stolperstein im Weg: Ein Unternehmen, das den Ausbau in großen Teilen vorantreibt, steckt in einer Krise.
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Es gibt zwei unterschiedliche Programme: Da ist zum einen der privatwirtschaftliche Ausbau. Hier sorgen Telekommunikations-Unternehmen in Eigenregie dafür, dass bei entsprechender Nachfrage ein Glasfasernetz entsteht. Und parallel dazu gibt es den geförderten Ausbau: Hier zahlt der Staat den Telekom-Unternehmen einen Zuschuss, um auch dünner besiedelte Gebiete oder etwa Einzelgehöfte und Sportheime am Waldrand mit schnellem Internet zu versorgen. Und über beiden Bereichen sind gerade dunkle Wolken aufgezogen. Denn in Isernhagen bei Hannover ist ein vorläufiges Insolvenzverfahren über die Firma Soli Infratechnik eröffnet worden, und diese ist im Kreis Olpe sowohl im privatwirtschaftlichen wie im geförderten Ausbau tätig.
Den geförderten Ausbau hat im gesamten Kreis Olpe die Deutsche Glasfaser in ihren Händen und hat damit die besagte Firma Soli beauftragt. Der vorläufige Insolvenzverwalter hat einige Projekte gestoppt, andere lässt er fortführen. Der geförderte Ausbau im gesamten Kreis Olpe gehört zu den Projekten, die nun erst einmal ruhen.
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Für den privatwirtschaftlichen Ausbau sieht das anders aus; zum einen ist hier nicht überall die Deutsche Glasfaser zuständig, sondern beispielsweise auch die Telekom. Allerdings hat auch diese unter anderem die Firma Soli als Vertragspartnerin mit dem Ausbau beauftragt.
Für die Gemeinde Wenden ergibt so sich die Situation, dass hier Soli im Auftrag der Deutschen Glasfaser für beide Ausbauarten zuständig ist, und während der geförderte Ausbau wie im gesamten Kreis auch im Wendschen erst einmal ruht, geht ein anderer Soli-Bautrupp im privatwirtschaftlichen Ausbau weiter ans Werk. Laut Hauptamtsleiter Bastian Droege sind vom Baustopp allein in der Gemeinde Wenden rund 170 Adressen des geförderten Ausbaus betroffen, unter anderem der Bereich Bins, aber auch Scheiderwald oder einzelne Adressen in der Randlage von Gebieten, die ansonsten privatwirtschaftlich ausgebaut werden. Ein anderes Beispiel: die Gemeinde Finnentrop. Hier sind laut Beigeordnetem Ludwig Rasche rund 200 Adressen im geförderten Ausbau von der Soli-Insolvenz betroffen. Allerdings seien die Arbeiten hier gerade erst begonnen worden, sodass noch gar nicht feststehe, was der derzeitige Baustopp für Verzögerungen nach sich ziehen werde. Laut Kreisverwaltung geht es insgesamt allein beim Ausbau der „Weißen Flecken“ um 1614 Adressen im gesamten Kreisgebiet. Die Deutsche Glasfaser, Vertragspartnerin des Kreises, habe bereits am 24. Mai mitgeteilt, dass ihr Subunternehmer Soli Insolvenz angemeldet habe; die vertraglichen Pflichten der Deutschen Glasfaser, so der Kreis, blieben unverändert bestehen.
In Olpe hat die Deutsche Glasfaser den privatwirtschaftlichen Ausbau nicht an Soli, sondern die niederländische Firma van Gelder vergeben, und die hat mit der Soli-Insolvenz nichts zu tun. Hier ruht also nur der geförderte Ausbau. Dennis Slobodian von der Deutschen Glasfaser erklärt auf Anfrage unserer Zeitung: „Derzeit prüfen wir mit allen Beteiligten, welche Projekte wir noch mit Soli fertigstellen können und wo wir einen alternativen Baupartner beauftragen werden. Die betroffenen Kunden, Kommunen und Behörden werden von uns informiert.“
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Wie aus einer Pressemitteilung der Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft hervorgeht, wurde deren Mitarbeiter, Rechtsanwalt Silvio Höfer, vom Amtsgericht Hannover zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Auslöser für die Krise, in die die 700 Mitarbeiter zählende und an zwölf Standorten vertretene Firma Soli geraten ist, seien „in erster Linie Verzögerungen bei der Fertigstellung von bereits beauftragten Projekten. Auch die erheblichen Steigerungen bei den Materialpreisen und Löhnen trugen zur Krise bei. Fertigstellungen wurden unter anderem auch durch erhebliche Lieferkettenprobleme behindert. Bereits seit Sommer des vergangenen Jahres wurde ein Sanierungsversuch für die Soli Infratechnik unternommen. Nun erwiesen sich diese Maßnahmen aufgrund der fortgesetzten Probleme bei den Baustellen als nicht ausreichend“, so die Mitteilung.
Rechtsanwalt Höfer habe sich bereits im Unternehmen über die aktuelle Lage informiert. „Es werden zahlreiche Gespräche mit Auftraggebern und Geschäftspartnern geführt. Auch die Mitarbeitenden wurden in Versammlungen über den Stand der Dinge informiert“, heißt es in der Mitteilung weiter. „Unsere erste Aufgabe ist die Sicherstellung des laufenden Geschäftsbetriebs. In einem nächsten Schritt geht es nun um die Erarbeitung einer tragfähigen Finanzierungslösung für die Soli Infratechnik. Wir werden daher auch das Gespräch mit möglichen Investoren suchen“, so Höfer. Ein strukturierter Investorenprozess werde in Kürze in die Wege geleitet.