Kirchhundem. Wirtschaftliche Sorgen, Vorwürfe von Sabotage, Veruntreuung und Machtkämpfe. Das Gesundheitscamp in Kirchhundem ist derzeit geschlossen.

Über der Rahrbacher Adipositas-Klinik „KidsHealthGroup Kirchhundem“ (vormals Gesundheitscamp Kirchhundem) hat sich eine dunkle und gefährliche Gewitterfront zusammengebraut. Seit 15. Mai ist die Klinik geschlossen, nachdem das Notrufsystem angeblich bewusst manipuliert wurde und ausgefallen war. Die Deutsche Rentenversicherung Westfalen hat darauf mit einem vorübergehenden Belegungsstopp reagiert. Darüber hinaus steckt die Betreibergesellschaft „Gesundcamp Kirchhundem GmbH“ wohl schon längere Zeit in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und im Hintergrund tobt ein Machtkampf mit einem ehemaligen Geschäftsführer der Klinik.

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Nach dem Umbau des früheren Josef Gockeln-Hauses (KAB-Heim) in Rahrbach zog sich die Anerkennung der Adipositas-Behandlung für Kinder und Jugendliche durch die Rentenversicherungsträger lange hin (wir berichteten). Erst Anfang 2023 konnten die ersten jungen Patienten dort behandelt werden. Die aufgelaufenen Kosten in der Startphase wurden durch Darlehen des Investors, der Healthcare Company (HCC AG) in Frankfurt/Main, aufgefangen, um das Pilotprojekt nicht schon früh scheitern zu lassen. Bis heute habe die HCC AG nach eigenen Angaben rund vier Millionen Euro in die Betreibergesellschaft gepumpt.

„Leider haben zwei ehemalige Geschäftsführer der Gesundcamp Kirchhundem GmbH aufgrund verletzter Eitelkeit begonnen, das erfolgreiche Geschäftsmodell zu untergraben, anstatt zu unterstützen. Die Gesundcamp Kirchhundem GmbH wurde von den beiden als Selbstbedienungsladen betrachtet“, heißt es in einer Erklärung der HCC AG, die der Redaktion vorliegt. Dadurch sei allein ein Schaden von einer Million Euro entstanden, so ein Unternehmenssprecher.

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Mit der Kanzlei Heidemann & Kühte aus Düsseldorf sei nun auch ein erfahrener Unternehmenssanierer mit der Restrukturierung beauftragt worden. Die schwierige Gesellschafterstruktur, verbunden mit der Eitelkeit einzelner Beteiligter, erschwere die Verhandlungen. Die Gesellschaft Gesundcamp GmbH sei in die Liquidation geschickt worden, um darüber die schwierigen Gesellschaftsverhältnisse zu bereinigen. „Ziel ist es, die Gesellschaft zu retten, dazu muss aber auch die Deutsche Rentenversicherung endlich die seit Monaten offenen Rechnungen bezahlen. Für die Mitarbeiter wurde Kurzarbeitergeld beantragt“, heißt es in der Mitteilung der HCC AG.

Das Gesundheitscamp in Rahrbach heißt jetzt KidsHealthGroup Kirchhundem.
Das Gesundheitscamp in Rahrbach heißt jetzt KidsHealthGroup Kirchhundem. © WP | Volker Eberts

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Bezirk Südwestfalen erklärte dazu am Freitag, dass bis jetzt keine Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit angemeldet worden sei. „Die Beschäftigten der Kids Health Group Kirchhundem warten auf ihre Gehälter, manche sogar seit März. Zudem haben die Beschäftigten auch keiner Kurzarbeit zugestimmt. Wir fordern den Arbeitgeber auf, die fehlenden Gehälter zu überweisen und endlich Transparenz zu schaffen“, heißt es in der Erklärung von ver.di.

Ein Unternehmenssprecher der HCC AG erklärt gegenüber dieser Zeitung, dass es das oberste Ziel bleibe, die Gesellschaft und damit auch die Rehaklinik in Rahrbach weiterzuführen. „Die HCC AG hat sich bereit erklärt, ein weiteres Darlehen zu gewähren, wenn die Hausbank eine Kreditlinie einräumt, wovon auszugehen ist. Derzeit leiden jedoch die Kinder und Mitarbeiter unter der unsicheren Situation. Es ist essenziell, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten, um die Versorgung der Kinder zu sichern und zu verbessern.“