Rahrbach. Die Betreiber der Rahrbacher Adipositas-Klinik haben Gebäude und Grundstück an einen Fonds verkauft. Dies gehöre zum Geschäftsmodell.

Wer hätte das gedacht. Das „Gesundheitscamp“ in Kirchhundem-Rahrbach, heute „Kids Health Group Kirchhundem“, soll nach dem holprigen Start nun zum Trendsetter in der Rehabilitation für Kinder und Jugendliche werden. Bis Ende 2025 will die Betreibergesellschaft The Healthcare Company AG (HCC AG, früher Stranger & friends Real Estate AG) weitere Adipositas-Kliniken für Kinder und Jugendliche nach Rahrbacher Vorbild deutschlandweit eröffnen. „Wir haben die Bestrebungen, ein ganzes Netz aufzubauen, bis Ende 2025 sollen zehn weitere Einrichtungen folgen“, erklärt Kirsten Paul, Vorstand und Pressesprecherin der HCC AG, auf Anfrage dieser Zeitung.

Mehr zum Thema

Um die nötigen Investitionsmittel zu generieren hat die HCC AG ihre Beteiligung an der „Kirchhundem 1. Objektgesellschaft mbH & Co KG“, also an den Gebäuden und dem zwei Hektar große Grundstück, an den internationalen Investmentfonds Sienna veräußert. Dieser wird die Immobilie an einen sogenannten Artikel-9-Nachhaltigkeits-Fonds weitergeben, der in soziale Infrastruktur investiert. Die HCC AG bleibe aber weiterhin in der Betreibergesellschaft der Einrichtung. „Es ist eine sichere Anlage. Für uns ist wichtig, dass wir durch die Beteiligung an dem Fonds Gelder für den weiteren Ausbau der Gruppe generieren können“, so Kirsten Paul.

Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.

Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.

Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.

Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.

Das in Rahrbach konzipierte und erprobte Konzept einer innovativen „Kinder-Reha 2.0“ zur Behandlung und Betreuung von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen will die HCC AG auch an anderen Standorten etablieren. Wie beim früheren Josef-Gockeln-Haus der KAB in Rahrbach hat das Unternehmen dabei Immobilien im Blick, für die andere Investoren keine Perspektive mehr sehen. Darunter sind mehrere Immobilien im Besitz kirchlicher Einrichtungen oder Einrichtungen mit kirchlichen Trägern oder Beteiligungen. Die nächste Klinik soll im früheren Schloss Haniel bei Wermelskirchen eröffnet werden. Das 1920 gebaute Jagdschloss war zuletzt ein Hotel für Tagungen und Familienfreizeiten, betrieben vom Verein Familien-Ferien-Trägerwerk. Das Hotel kam 2020 in finanzielle Schieflage. Als das Erzbistum Köln den Geldhahn zudrehte, musste das Haus Ende 2021 endgültig schließen. Weitere Standorte für neue Kliniken sollen das Kloster Marienthal bei Hamm (Sieg) im Westerwald, Kreis Altenkirchen, das Kloster Schöntal mit einer kunstvollen Barockkirche in Baden-Württemberg und das Kloster Springiersbach bei Bengel in der Eifel sein.

Das frühere Gesundheitscamp in Rahrbach heißt jetzt Kids Health Group Kirchhundem.
Das frühere Gesundheitscamp in Rahrbach heißt jetzt Kids Health Group Kirchhundem. © WP | Volker Eberts

Trotz großer Anfangsverluste bei der Kids Health Group Kirchhundem in Rahrbach, laut Unternehmen rund 2,5 Millionen Euro, ist die HCC AG von dem Konzept überzeugt. „Bei solchen Pilotprojekten gibt es immer einen gewissen Lerneffekt, der mitschwingt, was Personalgewinnung, Struktur, Abläufe und Prozesse angeht“, so Kirsten Paul. Alle Anforderungen der Deutschen Rentenversicherung würden jetzt erfüllt, seit Dezember 2023 sei die Klinik zertifiziert, die Patientennachfrage sei sehr gut. Die Erhöhung der Therapieplätze auf 50 sei bereits beantragt. Ende Januar machte sich Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz ein Bild von der Klinik und äußerte sich anerkennend über die Entwicklung.

Vier Säulen für bessere Gesundheit

Das Therapiekonzept fußt auf den vier Säulen Gesunde Ernährung, Sport und Bewegung, Psychologische Betreuung und pädagogischer Alltagstransfer. Ziel ist die nachhaltige Verhaltensänderung der jungen Patientinnen und Patienten in Punkto Ernährung.

Dazu gibt es eine hauseigene Lehrküche. Promis, zum Beispiel aus der Sportwelt, sollen die Motivation der Kinder unterstützen. Durch die Rehabilitationsmaßnahme sollen Gesundheit und Lebensqualität verbessert und die Leistungsfähigkeit gesteigert werden.

Nach dem Rahrbacher Vorbild sollen nun weitere angekaufte Immobilien modernisiert und kindgerecht umgebaut werden. „Kinder-Reha klingt nach Krankenhausflur. Aber wir sind frisch, jung und dynamisch und verstehen uns als Reha 2.0. Da kommt viel Neues, viel Farbe rein, das Kind steht im Mittelpunkt. Die bunte Farbgebung, das Frische und Kindhafte zieht sich durch alle Häuser und lässt sich wunderbar mit den historischen Bauten kombinieren. Damit versuchen wir uns von anderen Anbietern zu unterscheiden“, erklärt HCC-Vorstand Kirsten Paul.

Wichtig sei dem Unternehmen ein gutes Miteinander mit dem sozialen Umfeld. Sollten in den Klostern noch Ordensleute leben, bekämen diese lebenslanges Wohnrecht. „Wir wollen den Kirchenbetrieb, wo er noch vorhanden ist, nicht schließen oder die Kirchen entweihen. Das sind wunderschöne Immobilien, die von der Kirche gehalten wurden und es verdienen, weitergeführt zu werden. Und zwar als soziale Einrichtung. Es ist uns ganz wichtig, dass wir nah am Menschen und in den meisten Fällen nah am Kind sind. Das verstehen wir als unseren Auftrag.“