Olpe. Olpe: Ein 29-Jähriger soll seine Freundin mehrfach missbraucht haben. Vor Gericht wurden die perfidesten Methoden geschildert.
Die Eifersucht trieb einen jungen Angeklagten offenbar in den Wahnsinn – er soll seine damalige Freundin regelrecht beschattet haben. In einem durchaus ungewöhnlichen Gerichtsverfahren musste sich ein 29-Jähriger nun unter anderem wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung verantworten.
Lange Anklageschrift
Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Siegen soll der Mann im Zeitraum zwischen März 2021 und Juli 2022 gleich fünf verschiedene Strafdelikte begangen zu haben. Der Angeklagte aus Hessen soll seine damalige Freundin während eines Streits mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen haben. Weiter heißt es, dass er die 24-Jährige mitten in einem Waldgebiet ausgesetzt und in der Folge mit seinem Auto fast angefahren haben soll.
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Als der Angeklagte seine neue Freundin der Familie vorstellt, soll die Lage dann völlig eskaliert sein. Laut Staatsanwaltschaft sei die mutmaßliche Geschädigte, nachdem sie den gemeinschaftlichen Geschlechtsverkehr verweigert hatte, auf der Terrasse seiner Schwester in Attendorn in der Nacht ausgesperrt worden. Viele Stunden später habe sich dann die Situation für kurze Zeit beruhigt, ehe der Angeklagte gegen den ausdrücklichen Willen den Geschlechtsverkehr vollzogen haben soll. Trotz der mutmaßlichen Taten blieben beide weiterhin zusammen, doch dem Angeklagten werden auch für spätere Zeiträume weitere körperliche Misshandlungen vorgeworfen. So soll er der 24-Jährigen im Winter 2021 die Luft abgedrückt haben und auch seinen Würgegriff nur in der allerletzten Sekunde abgebrochen haben.
Der 29-Jährige äußerte sich zu den Vorwürfen. Zunächst sei alles ganz normal abgelaufen. „Es ist alles sehr schön gewesen.“ Beim ersten Besuch seiner Schwester in Attendorn habe es keinerlei Streitigkeiten gegeben – erst viele Monate später führte ein Handykontakt zu einem handfesten Streit. „Ich habe mitbekommen, dass sie eine Nachricht an einen mir Unbekannten geschickt hat“, berichtete er von sehr persönlichen Chat-Nachrichten. Danach sei er „physisch und psychisch gar nicht in der Lage gewesen“ eine solche Tat zu vollführen. Die Beziehung sei ein einziges hin und her gewesen – in der ganzen Zeit habe es aber nur eine körperliche Auseinandersetzung gegeben, bei der ihm in den Schulterbereich gebissen worden sei und er aus Notwehr handeln musste.
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Die Hauptzeugin schilderte die Gesamtsituation völlig anders. Bereits wenige Wochen nach dem Beziehungsbeginn sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen. Sie erzählte, wie der Angeklagte von Tag zu Tag immer mehr versuchte, die Kontrolle über ihr gesamtes Leben zu erlangen. Immer wieder soll er sie dazu aufgefordert haben, das Handy abzugeben – das führte laut der Zeugin offenbar so weit, dass er mit ihrem Account Freunde oder Ex-Partner angeschrieben haben soll, um seinen Seitensprung-Verdacht zu bestätigen. Selbst Treffen mit ihren engsten Freunden seien irgendwann zu viel gewesen. „Er sagte, wenn ich nichts zu verbergen habe, soll ich das Handy zeigen. Meine Schwester musste teilweise mit der Kamera vorbeikommen und mich filmen, damit er Ruhe gegeben hat“, erzählte die 24-Jährige.
Eifersuchts-Drama?
Eigentlich jeder Streit sei wegen Eifersuchts-Dramen ausgeartet. Bis heute könne sie nicht vergessen, was er ihr nach dem Auffinden eines vermeintlich harmlosen Parktickets angetan habe. „Er ist total ausgerastet. Es war das Schlimmste, was er mir je angetan hat. Das werde ich niemals vergessen“, schilderte sie, wie sie über zwei Stunden hinweg von ihrem Freund in der Wohnung verfolgt und verprügelt worden sei. Auch bei der Befragung der Hauptzeugin blieben viele wichtige Fragen offen. Vor allem die zeitliche Eingrenzung der Delikte widersprach den an der Polizeistelle getätigten Aussagen.
Bis zum Nachmittag ging die Tendenz eher dahin, dass entgegen der Planung noch kein rechtskräftiges Urteil gesprochen werden könne.