Kreis Olpe. Die Kinderarztpraxen im Kreis Olpe sind am Limit. Doch die zuständige Fachfrau der Kreisverwaltung zeigt einen Lichtstrahl am Horizont.
Eigentlich berichtet Christina Röcher turnusmäßig über ihre Arbeit, die sie zur Förderung der hausärztlichen Versorgung im Kreis Olpe leistet. Sie ist als „Kümmerin“ in der Servicestelle des Kreises beschäftigt, um insbesondere junge Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, sich in Hausarztpraxen im Kreisgebiet niederzulassen. Die SPD-Fraktion im Kreistag hatte nun den Antrag gestellt, dass Christina Röcher im zuständigen Fachausschuss außer der Reihe dezidiert Ausführungen über die kinder- und jugendärztliche Versorgung machen solle. Das stand nun am Mittwoch auf der Tagesordnung des Sozial- und Gesundheitsausschusses.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
Anlass für die Sozialdemokraten war unter anderem ein Bericht unserer Zeitung, in dem ein Aufruf des Olper Kinderarztes Joachim Füllenbach aufgegriffen worden war: Dieser hatte Alarm geschlagen, weil die Kapazitäten seiner mit vier Ärzten besetzten Kinderarztpraxis erschöpft sind und er zum Teil die Aufnahme neuer Patientinnen und Patienten ablehnen musste. Zwar blieb Christina Röcher konkrete Angaben schuldig, sagte dennoch genug, um den Ausschuss zufriedenzustellen. Ihren Angaben zufolge sind derzeit im Kreis noch zwei Sitze für Kinder- und Jugendmediziner unbesetzt. Insgesamt gibt es derer sieben: vier in Olpe und drei in Attendorn. „Das ist ein Versorgungsgrad von 86,8 Prozent“, so Christina Röcher. Acht Sitze seien das Soll, neun dürften es sein.
Teilzeit ist gefragt
Christina Röcher bedauert, dass keiner der vorhandenen Kinder- und Jugendmediziner die nötige Weiterbildungsermächtigung für die fachärztliche Ausbildung neuer Kinder- und Jugendmediziner habe. Das liege zum einen am Platzmangel in vorhandenen Praxen oder dem Zeitmangel bei „Einzelkämpfern“. Ihre Versuche, die beiden Sitze zu besetzen, seien durchaus auf positives Echo gestoßen, berichtete Christina Röcher. Doch seien alle, die Interesse gezeigt hätten, Frauen gewesen, und diese seien sämtlich auf der Suche nach einer Teilzeitstelle. „Da waren mehrere, die würden sich sofort einen Sitz mit einer anderen Ärztin teilen, aber die wollen dann beide vormittags arbeiten“, fasste Christina Röcher das Problem zusammen.
Dennoch gebe es Perspektiven, die sie aber noch nicht genau darstellen dürfe. „In diesem Jahr wird sich schon etwas tun, gegen Ende des Jahres kann ich Ihnen mehr dazu sagen, und dann nochmal Mitte nächsten Jahres. Es gibt Hoffnung.“ Ergänzend berichtete sie, sie habe ein Netzwerk junger Ärztinnen initiiert, das kurz vor seiner Gründung stehe. Der entsprechende Bedarf an Vernetzung sei da und werde so erfüllt.
Nezahat Baradari, Kinderärztin aus Attendorn und SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Olpe, erklärt auf Anfrage: „Natürlich begrüße ich jeden neuen Kollegen und jede neue Kollegin. Damit ist es aber nicht getan: Auch weiterhin gibt es nicht genügend Kapazitäten in der ambulanten Pädiatrie. Es ist Aufgabe der ärztlichen Selbstverwaltung, Zulassungen auszusprechen.“ Klar sei aber auch, dass in der Pädiatrie ein Fachkräftemangel herrsche. Baradari: „Es gibt schlicht nicht genügend Kolleginnen und Kollegen, die sich niederlassen möchten. Perspektivisch kann hier allein die Schaffung von mehr Studienplätzen Abhilfe schaffen. Diese Maßnahmen wirken aber nur verzögert, denn die Ausbildung zum Kinderarzt dauert lang. Bundespolitisch haben wir zudem auf den Ausbau der Studienplätze kaum Einfluss, Bildung ist Ländersache und damit Aufgabe der Landesregierung.“ Durch Bürokratieabbau könne man jedoch Unterstützung leisten.