Attendorn. Ins neue Attendorner Ärztehaus soll eine Apotheke einziehen, genauso wie ins geplante Einkaufszentrum am Bahnhof. Ein realistisches Szenario?

Um das viel zitierte Apothekensterben in Deutschland macht Attendorn mit seinen rund 25.000 Einwohnern bislang einen Bogen. Gleich sechs Apotheken gibt es in der Hansestadt, fünf davon im Stadtzentrum und eine im Schwalbenohl. Nur von der Hirsch-Apotheke (Niederste Straße) mussten sich die Attendorner Ende 2019 verabschieden. Zum Vergleich: In der Kreisstadt Olpe, die über mehr Fachärzte verfügt, gibt es „nur“ fünf Apotheken.

Eine Visualisierung: So wird das neue Ärztehaus an der Finnentroper Straße in Attendorn aussehen. Hier wird auch eine Apotheke ansässig.
Eine Visualisierung: So wird das neue Ärztehaus an der Finnentroper Straße in Attendorn aussehen. Hier wird auch eine Apotheke ansässig. © Architekt Marco Pieper | Architekt Marco Pieper

Gegensätzlich zu dem Trend, dass immer mehr Apotheker ihre Filialen schließen – unter anderem aufgrund von Bürokratie, Fachkräftemangel, fehlender Honorar-Anpassungen, Tarifabschlüssen und hoher Energiekosten – könnten die Attendorner gleich zwei neue Filialen hinzubekommen. Zumindest in der Theorie, denn sowohl im neuen Einkaufszentrum (Wall-Center) am Bahnhof, das die Immobilien Treuhand GmbH (ITG) aus Düsseldorf als Investor plant, als auch im neuen Ärztehaus an der Finnentroper Straße planen die Investoren bzw. Betreiber mit Apotheken. Im neuen Ärztehaus, das im Sommer kommenden Jahres an den Start geht, sind dafür rund 150 Quadratmeter Verkaufsfläche vorgesehen, im Wall-Center sind es rund 95 Quadratmeter. Und beide Standorte liegen nur wenige Meter voneinander entfernt.

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Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Apotheken-Netz in der Hansestadt auf acht Filialen erweitert, ist jedoch gering. Realistischer ist das Szenario, dass ein bereits ansässiger Apotheker umsiedelt. Das deckt sich mit der Aussage von Moritz Marl, Geschäftsführer der Prange Gesundheit GmbH, die das Ärztehaus-Projekt begleitet und sich im Hintergrund um die verwaltenden Nebentätigkeiten des neuen Hausarztzentrums kümmern wird. Einen konkreten Namen könne er zwar noch nicht nennen, aber: „Wir können sagen, dass wir mit drei Attendorner Apothekern in Gesprächen sind.“

So soll das neue Wall-Center aussehen. Neben der Drogerie Müller und dem Lebensmittel-Vollsortimenter (Hit oder Edeka) ist eine Apotheke im neuen Einkaufszentrum am Bahnhof geplant.
So soll das neue Wall-Center aussehen. Neben der Drogerie Müller und dem Lebensmittel-Vollsortimenter (Hit oder Edeka) ist eine Apotheke im neuen Einkaufszentrum am Bahnhof geplant. © Arnd Gatermann | Arnd Gatermann

Von dem Wegfall einer bestehenden Apotheke im Stadtzentrum, deren Betreiber ins Wall-Center oder ins Ärztehaus zieht, geht auch die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) aus, die sich bereits umfassend mit möglichen Umsatzumverteilungen durch die Ansiedlung des neuen Einkaufszentrums am Bahnhof beschäftigt hat – und nun durch die sich anbahnende Veränderungen in der Apotheker-Landschaft erneut um eine Stellungnahme gebeten wurde. In der Stellungnahme vom 19. März 2024 macht die GMA deutlich, dass die Apotheken-Neuansiedlung an der Finnentroper Straße im neuen Ärztehaus keine schädlichen Auswirkungen auf die Versorgungsfunktion der Innenstadt nehmen wird. Vielmehr wäre die Attendorner Innenstadt samt Umfeld hinsichtlich des Apotheken-Angebotes „weiterhin überdurchschnittlich gut aufgestellt“.

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Natürlich hat auch Stephan Raida, Projektverantwortlicher der ITG, von der Ansiedlung des Ärztehauses samt Apotheke in unmittelbarer Nachbarschaft mitbekommen. Der Düsseldorfer Investor habe mit zwei interessierten Apothekern verhandelt, aber auch hier stehe abschließend noch nicht fest, welcher Apotheker ins Wall-Center komme. Wenn es denn überhaupt dazu kommt. Raida kann derzeit nur soviel sagen: „Eine Apotheke würde als Ergänzung zur Drogerie Müller und zum Lebensmittelversorger gut ins Wall-Center passen, das ist auch weiterhin unsere Wunschlösung.“ Ob aus der Wunschlösung jedoch Realität wird, steht auf einem anderen Blatt Papier. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei neue Apotheken in direkter Nähe zueinander entstehen – nämlich im Ärztehaus und im Wall-Center –, ist gering.