Brün/Wenden. Der Brüner Familienbetrieb verliert während Corona über die Hälfte der Belegschaft – auch private Probleme werfen die Inhaber nicht aus der Bahn.

Über 160 Jahre ist das Brüner Sporthotel Landhaus Wacker schon in Familienhand. In der fünften Generation kümmert sich Josef Wacker gemeinsam mit seiner Frau Emmelinde um das Wohl ihrer Gäste. In den letzten Jahren hatte das Ehepaar dabei mit vielen beruflichen und privaten Herausforderungen zu kämpfen – die beiden haben sich davon jedoch nicht unterkriegen lassen. Im Gespräch erzählen sie, wie sie es geschafft haben, den Familienbetrieb nach der Corona-Krise wieder ins Laufen zu bringen.

Tief im Betrieb verwurzelt

Josef Wackers Leben ist eng mit dem eigenen Landhaus verbunden. Als Neujahrskind kommt der heute 73-Jährige direkt im Familienbetrieb auf die Welt. „Meine Mutter hat bis zwei Uhr in der Nacht bedient, um vier Uhr war ich da.“ Schon als kleiner Junge wird er ins Hotel miteingebunden und erlernt erste Kenntnisse über die Hotelarbeit. Früh ist daher klar, dass er den Familienbetrieb weiterführen möchte. „Ich wurde über meine Eltern auch in die Position hineingeboren“, erinnert er sich an seine Kindheit zurück. Er macht alle für die Hotellerie notwendigen Ausbildungen – unter anderem die zum Betriebswirt und Hotelkaufmann und tritt in der Folge in die Fußstapfen seiner Eltern. Wenige Jahre später holt er seine Frau mit ins Team – der Familienbetrieb beginnt sich weiter zu vergrößern. Eine Entscheidung, die das Ehepaar bis heute nicht bereut. „Für uns ist das Landhotel das Leben. Hier steckt all unser Herzblut drin. Wenn man da nicht voll dahintersteht, kann man alles vergessen“, berichten sie.

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Unter der neuen Führung verändert sich das Landhaus. Der 73-Jährige versucht immer mit der Zeit zu gehen. Zu Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf lässt Wacker einen eigenen Tennisplatz am Hotelgelände bauen – Jahre später beschließt er einen Schwimmbad-Bau. Bis heute hat er die aktuellen Trends im Blick. Erst vor kurzem entschließt er sich deshalb gemeinsam mit seiner Frau Emmelinde dazu, die alte Bierstube im Hotel zu restaurieren – ohne dabei den alten Charme zu vernachlässigen. „Wir haben es alt gelassen, aber neu gemacht“, fasst Emmelinde Wacker zusammen.

Einige Neuerungen: Die alte Bierstube wurde zuletzt umgebaut.
Einige Neuerungen: Die alte Bierstube wurde zuletzt umgebaut. © WP | Daniel Engeland

In den letzten Jahren hatte das Ehepaar mit vielen beruflichen und privaten Herausforderungen zu kämpfen. Während der Corona-Krise war es zu einer wahren Flut an Kündigungen, von teils langjährigen Mitarbeitern, gekommen. Am Ende der Krise hatte das gesamte Team nur noch aus 32 Mitarbeitern bestanden (wir berichteten). „Unsere Angestellten haben alle selber aufgehört. Viele sind beispielsweise in die Industrie gegangen“, erzählt die mehrfache Mutter.

Große Existenzängste

Aufgrund der mehr als unsicheren Lage wussten die Wackers lange nicht, wie es mit dem Familienbetrieb weitergehen soll. „Es gab zwei Möglichkeiten: Verkaufen oder weiterkämpfen. Wir haben uns dazu entschieden, weiterzukämpfen.“ Zusätzlich zur beruflichen Unsicherheit gibt es kurz vor Weihnachten 2022 die nächste Hiobsbotschaft. Bei seiner Frau Emmelinde Wacker wird unheilbarer Knochenmarkkrebs diagnostiziert– die Diagnose trifft die ganze Familie. „Das war für mich ein riesiger Schock. Ich habe aber nie daran gezweifelt, weiterzumachen“, erinnert sich Josef Wacker an die herausfordernde Zeit zurück. Nach fast einem Jahr im Krankenhaus und einer Eigenstammzellen-Transplantation kommt die 70-Jährige wieder auf die Beine – sogar so gut, dass sie immer noch sporadisch im Familienhotel mit ihrer Expertise aushilft.

Weitere Themen

Und auch mit dem Landhaus geht es inzwischen wieder bergauf. Nach der Kündigungsflut können die Wackers wieder neues, zusätzliches Personal einstellen. Inzwischen sind wieder rund 75 Mitarbeiter angestellt – fast so viele wie vor Corona. Josef und Emmelinde Wacker sind froh, dass sich vieles zum Guten gewendet hat und hoffen, dass das Familienunternehmen auch in Zukunft weiter Bestand haben wird. „Wir sind glücklich, dass wir das so hingekriegt haben“, zeigen sie sich erleichtert.