Finnentrop. An der großen Kundgebung in Duisburg nahmen mehr als 100 Stahlarbeiter aus dem Finnentroper Werk teil. Das sagt ihr Betriebsratsvorsitzender.
Mit drei Bussen startete die Belegschaft von Thyssenkrupp Steel in Finnentrop am frühen Dienstagmorgen in Richtung Ruhrgebiet. Mehr als 100 der etwa 230 Stahlarbeiter aus dem Finnentroper Werk, in dem feueraluminiertes Feinblech produziert wird, fuhren nach Duisburg, um vor der Firmenzentrale des Stahlriesen an einer lautstarken Demonstration unter dem Motto „Zukunft statt Kündigung“ teilzunehmen. Gemeinsam mit tausenden Kollegen aus allen Stahlstandorten inklusive der Tochterunternehmen, und mit Unterstützung von Mitarbeitern aus dem gesamten Konzern, äußerten die Stahlarbeiter ihren Unmut über die jüngsten Entscheidungen der Unternehmensspitze. Es drohen massive Einschnitte und im schlimmsten Fall auch Kündigungen.
„Das war ein richtig guter Auftakt. Sämtliche Standorte waren vertreten und wir haben großen Zuspruch aus der Politik bekommen“, freute sich Bernd Sasse, Betriebsratsvorsitzender des Finnentroper Werks, über die Reden der Minister Hubertus Heil (SPD) und Karl-Josef Laumann (CDU) sowie von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), die das Vorgehen des Steel-Vorstandes „aufs Schärfste verurteilt“ hätten, denn: „Wir wurden am vergangenen Freitag vor vollendete Tatsachen gestellt“, so Sasse. Bereits vor der Kundgebung am Dienstagmorgen hatte sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst auf die Seite der Arbeitnehmer gestellt.
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Die Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel müssen sich auf harte Zeiten einstellen. Vor Kurzem erst hatte das Unternehmen mitgeteilt, die Produktion der Stahlsparte deutlich zu reduzieren – von derzeit rund 11,5 Millionen Tonnen pro Jahr auf 9,5 Millionen. Die Arbeitgeberseite sprach in einer Mitteilung von einem „noch nicht bezifferbaren Abbau von Arbeitsplätzen“. Ende vergangener Woche ereilte die Steel-Belegschaft dann die Nachricht, dass der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky mit seinem Unternehmen EP Corporate Group bei Thyssenkrupp Steel einsteigt und zunächst 20 Prozent der Anteile übernehmen will.
Der Einstieg des tschechischen Investors sorgte für eine noch größere Verunsicherung bei den Steel-Arbeitern aus dem Ruhrgebiet, dem Sieger- und Sauerland. Laut Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, gebe es weder eine „Klarheit über die finanzielle Substanz dieses Einstiegs“ noch sei ein Zukunftskonzept für den schwer gebeutelten Stahlriesen hinterlegt. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel, Tekin Nasikkol, fordert in einer Mitteilung eine Mitbestimmung auf Augenhöhe: „Wenn der Deal mit Kretinsky so gut für uns sein soll, dann wollen wir das Kleingedruckte sehen.“
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Dazu muss man wissen, dass die Beschäftigten dank ihres ausgehandelten Tarifvertrags „Zukunft Stahl 20-30“ zumindest bis 2026 vor betriebsbedingten Kündigungen und Standortsicherungen geschützt sind. Zudem fordern sie, dass ihr kräftig in die Kritik geratener Arbeitgeber in die Zukunft – und damit in Sicherung von Arbeitsplätzen – investiert. „Wir werden auf keinen Fall betriebsbedingte Kündigungen akzeptieren. Wir wollen voll und ganz in die Pläne des Vorstandes eingebunden werden und es darf auch kein Stahl-Standort geschlossen werden“, zieht Bernd Sasse eine rote Linie. Bereits am 23. Mai werden die Stahlarbeiter erneut ihren Protestwillen demonstrieren, dann nämlich kommt der Aufsichtsrat samt Vorstand in Essen zusammen. „Und wir werden mit einer hoffentlich großen Delegation nach Essen fahren“, werden sich auch die Finnentroper Stahlarbeiter laut Sasse nicht zurücklehnen.