Altenhundem. Betrieb ruht, weil immer mehr radikale Literatur eingestellt und Ehrenamtliche attackiert wurden. Interessierte für Neuanfang gesucht.

Diese gute Nachricht wird alle Leseratten in Lennestadt und Umgebung freuen. „Lennestadts Offener Bücherschrank“ (LOB) am Bahnhof in Altenhundem bekommt eine zweite Chance. Bald sollen in den Regalen wieder Bücher stehen, die Interessierte kostenlos mitnehmen können. Allerdings sucht LOB-Team dringend Verstärkung. Wer Lust hat, sich bei dem Projekt zu engagieren, ist herzlich willkommen.

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Seit einigen Wochen schon bietet der Schrank, der als einer der ersten im Kreis Olpe seit nunmehr zwölf Jahren direkt vor dem Bahnhofsgebäude steht, einen trostlosen Anblick. Die Regale sind leer, die Glastüren zugeklebt. Ab und zu werden immer noch Bücher, die Mitbürger dort einstellen möchten, unter dem Schrank deponiert, obwohl aufgeklebte Zettel informieren: „Wegen Reparatur und Wartung vorübergehend geschlossen.“

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Der Bücherschrank wurde in der letzten Zeit mehr und mehr regelrecht „missbraucht“. Immer öfter mussten die Betreuerinnen und Betreuer „Schundliteratur“ mit ideologischem, radikalem und auch rassistischem Gedankengut aussortieren. Teilweise mussten sich die Ehrenamtlichen sogar dafür rechtfertigen, warum sie Bücher und Zeitschriften entfernten. Dies führte dazu, dass der Initiativkreis „gelesen!?“, der den Schrank betreut, zuletzt immer kleiner wurde. Deshalb wurde der Betrieb eingestellt.

Im Moment ist der Offene Bücherschrank in Altenhundem außer Betrieb. Doch das soll sich wieder ändern.
Im Moment ist der Offene Bücherschrank in Altenhundem außer Betrieb. Doch das soll sich wieder ändern. © Volker Eberts / FUNKE Foto Services | Volker Eberts

Dabei hatte sich der LOB zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt. Das niederschwellige Bildungsangebot für jung und alt, arm und reich, für Menschen jeder Couleur, kam prima an. In dem wettergeschützten Schrank sind Bücher und Zeitschriften kostenlos und rund um die Uhr kostenlos verfügbar. Ebenso können „neue, alte“ Bücher eingestellt und damit anderen zugängig gemacht werden. Das inhaltliche Angebot ist nahezu grenzenlos: Antiquariat und Neuerscheinung, Sachbuch und Belletristik, Krimi und Biografie, Kinder- oder Jugendbuch. Zwischenzeitlich gab es sogar eigene Regale für französische und englische Literatur. Idealerweise tauschen die Nutzer ein eigenes Buch gegen eines aus dem Bücherschrank oder bringen ein entnommenes Buch später zurück. Das System, das von vielen Orten und Kommunen im Kreis Olpe übernommen wurde, funktionierte prima.

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Neu eingestellte Bücher werden mit dem Stempel „LOB – Lennestadts Offener Bücherschrank“ gekennzeichnet. Damit versucht das Team, die zweifelhafte Nutzung einzudämmen. Zum Beispiel, um den kommerziellen Diebstahl von Büchern zu verhindern, denn gestempelte Bücher lassen sich im Internet nur schwer vermarkten. Dennoch wurde der „Missbrauch“ in der letzten Zeit immer massiver und der eigentliche Sinn und Zweck, ein barrierefreies und kostenloses kulturelles Angebot anzubieten, mit Füßen getreten.

Neue Mitarbeiter gesucht

Um das Projekt zurück in die Erfolgspur zu bringen, hat sich nun die Stadtverwaltung eingeschaltet. „Das Team der Servicestelle ,WieWoWatt in Lennestadt‘ wird künftig ein Auge auf den Schrank werfen“, so Martin Steinberg, Bereichsleiter Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus. Die fachlichen Aspekte, also das Sortieren und Aussortieren des eingestellten Lesestoffs, müsse auch in Zukunft ein externes Betreuerteam übernehmen. Mitglieder des bisherigen Initiativkreis „gelesen!?“ haben sich aber bereiterklärt, weiter mitzuarbeiten. Um die ehrenamtliche Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen, werden aber neue Helferinnen und Helfer gesucht. Interessenten können sich im „WieWoWatt“ melden oder direkt bei Martin Steinberg (Tel. 02723/608-410, m.steinberg@lennestasdt.de). Dieser ist optimistisch, dass der Neustart gelingen wird. Vor zwölf Jahren habe auch alles mit einem solchen Aufruf begonnen.