Kreis Olpe/Paderborn. Das Erzbistum macht Vorgaben für die Zukunft von Gotteshäusern und Pfarrheimen. Ziel: 20 bis 30 Prozent Reduktion bei Kirchen und Pfarrheimen.
Die katholische Kirche ist im Umbruch. Die Zahl der Gläubigen sinkt rapide; längst ist es auch in katholisch geprägten Gegenden wie dem Kreis Olpe kein Gesichtsverlust mehr, offen zum Kirchenaustritt zu stehen. Damit verbunden sinken auch die Kirchensteuer-Einnahmen. Praktisch zeitgleich schrumpft die Zahl der aktiven Geistlichen, die die Seelsorge vor Ort in immer größeren Verbünden leisten müssen.
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Das Erzbistum hat schon vor längerer Zeit einen Prozess eingeleitet, um die Zahl der pastoralen Orte an die Bedürfnisse anzupassen. Am Donnerstag gab es dazu Details im Rahmen einer Video-Pressekonferenz, in der die Diözesanbaumeisterin des Erzbistums Paderborn, Carmen Matery-Meding, und Thomas Klöter, Bereichsleiter Pastorale Dienste in der erzbischöflichen Verwaltung, Näheres zu den Planungen erklärten, die im September 2022 gestartet wurden.
Unterm Strich, so die Ausführungen, soll bis 2029 die gesamte Bruttogrundfläche aller Kirchen und Pfarrheime um 20 bis 30 Prozent reduziert werden. Mit anderen Worten: Für die Gläubigen heißt es diözesanweit, im Schnitt auf fast jede dritte Kirche, jedes dritte Pfarrheim verzichten zu müssen. Allerdings will Paderborn dies nicht, wie in anderen Bistümern geschehen, von oben vorschreiben, sondern den Weg im Austausch mit der Basis gehen. Genauer: Die einzelnen Pastoralen Räume sollen entscheiden, wie sie ihr Raumangebot reduzieren. Das kann ganz schlicht die Schließung von Kirchen und/oder Pfarrheimen sein. Das können aber auch ganz andere, kreative Lösungen werden. Matery-Meding: „Man kann auch ein Pfarrheim verkaufen und die Kirche umbauen.“
Wichtig ist dem Bistum, dass nicht mehr nötige kirchliche Immobilien weiterhin sinnvoll und gesellschaftlich wertvoll genutzt werden können. „Für Kirchengemeinden kann das tatsächlich eine Chance sein, ihre ungenutzten Gebäude in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Diese Möglichkeit ist in der Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn sogar ausdrücklich vorgesehen“, betonte die Architektin in einer der Pressekonferenz nachgeschalteten Pressemitteilung. „Sind diese Fragen geklärt, steht einer öffentlichen, gegebenenfalls multi- beziehungsweise polyfunktionalen Nutzung im Grunde nichts im Wege.“ Wie Thomas Klöter erklärte, sei beispielsweise denkbar, Kirchen oder Pfarrheime in Wohnanlagen für alte Menschen umzubauen. Aber auch ganz andere Wege seien denkbar; für das Bistum sei aber klar, dass alles, was unter das Jugendschutz falle, keine Zukunft für ein Kirchengebäude sein könne. „Ein Spielsalon wird keine Option sein.“
Das Bistum hat inzwischen drei Teams zusammengestellt, die beratend durch das Bistum reisen und im Gespräch mit den Pastoralen Räumen vor Ort über mögliche Wege der räumlichen Verkleinerung nachdenken. Klöter: „Wir sind, was unsere Immobilien angeht, noch auf dem Stand der 80er-Jahre, und da war klar: Jede Gemeinde hat eine Kirche und ein Pfarrheim. Die kirchliche Wirklichkeit hat sich seitdem gewandelt.“
Sanfter Druck statt Pflicht
Eine Pflicht zur Teilnahme am Immobilienkonzept gibt es für die Pastoralen Räume vor Ort nicht – zumindest nicht unmittelbar. Indirekt aber wird das Bistum seine Förderpolitik an die angestrebten Raumgrößen anpassen und damit alle Pastoralen Räume faktisch zur Teilnahme zwingen.
57 von 87 Pastoralen Räumen im Bistum haben sich bereits fix zur Teilnahme angemeldet. Das heimische Dekanat Südsauerland ist hier nicht in der ersten Reihe. Dechant Andreas Neuser erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung, dies habe unterschiedliche Gründe. Beispielsweise habe der Pastorale Raum Olpe/Drolshagen entschieden, erste Priorität auf das Zusammenwachsen der bisherigen Pastoralen Räume Olpe und Kirchspiel Drolshagen zu setzen und sich erst dann mit der Immobilienfrage zu befassen. Sein eigener Pastoraler Raum, Attendorn, habe sich zunächst angemeldet, aber dann im Prozess pausiert, weil zuerst zwei Bauprojekte unter alter Regelung abgewickelt werden sollen.
Insgesamt jedoch begrüßt er den Prozess: „Wir müssen ja etwas tun. Wir können nicht so tun, als wenn es einfach so weitergehen würde wie bisher.“ Allerdings sei vor Ort schon viel passiert, wie das Beispiel Attendorn zeige, wo die Pfarrei sich von der Josefskirche getrennt hat, die inzwischen abgebrochen wurde und auf deren Standort ein Zentrum mit Kindergarten und weiteren sozialen Einrichtungen entstanden ist. „Auch der Neubau der Kirche in Neu-Listernohl geht ja genau diesen Weg: Da verkleinern wir uns auf ein Drittel der vorherigen Fläche.“
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Den Prozess an sich findet Neuser „absolut positiv“: Er freue sich darüber, dass das Bistum entschieden habe, den „anstrengenden Weg zu gehen und die Frage von unten nach oben zu klären, als es einfach von oben vorzugeben“. Auch sei zu begrüßen, dass durch das Immobilienkonzept der nötige Anstoß gegeben worden sei. Der Weg bis zu konkreten Schritten, so Neuser, werde aber noch viel Zeit und viele Gespräche beanspruchen. Am Ende sei der Schritt der Verkleinerung aber unvermeidbar.