Rönkhausen. Bis Oktober wird der Lenscheid zwischen Rönkhausen und Sundern an Wochenenden und Feiertagen in eine Fahrtrichtung gesperrt. Die Hintergründe.

Es ist noch gar nicht lange her, da zählten schwere, mitunter tödliche Motorrad-Unfälle am Lenscheid (L 687) zur traurigen Realität. In den Jahren 2009 bis 2019 zählte die Polizei auf der beliebten wie kurvigen Raser-Strecke zwischen Rönkhausen und Sundern nicht weniger als 61 (!) Unfälle, an denen Motorradfahrer beteiligt waren. Neben vielen Schwerverletzten ließen in dieser Zeit fünf Fahrer ihr Leben am Lenscheid. Häufigste Ursache: Raserei. Seit dem Jahr 2020 indes zeigt sich glücklicherweise ein anderes Bild: Motorrad-Unfälle sind auf der kurvigen Landstraße zwischen den Kreisen Olpe und Hochsauerland zur absoluten Ausnahme geworden.

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Der mutmaßlich entscheidende Grund für diese positive Entwicklung: Der Lenscheid wird für Motorrad-Fahrer in der Hauptsaison zwischen April und Oktober an Wochenenden sowie an Feiertagen bergauf in Richtung Sundern (Hochsauerlandkreis) gesperrt. Diese Regelung, eine Maßnahme der sogenannten Unfallkommission des Kreises Olpe, wird in diesem Jahr zum fünften Mal umgesetzt. „Mit der Sperrung wollen wir die Unfallzahlen dauerhaft senken“, erklärt Miriam Schneider, Leiterin des Fachdienstes Straßenverkehr des Kreises Olpe.

Tatsächlich gab es in den vergangenen Jahren kaum noch Motorrad-Unfall auf besagtem Streckenabschnitt. Für die Jahre 2022 und 2023 zählt die Statistik jeweils nur einen Motorrad-Unfall, in 2021 gab es überhaupt keine Unfälle unter Beteiligung von Motorrad-Fahrern. 2020 zählte die Polizei lediglich drei Unfälle bergab, also auf der nicht-gesperrten Seite. Dafür erwischte die Polizei, die das Verbot auch dieses Jahr konsequent überwachen werde, in den vergangenen Jahren einige Motorrad-Fahrer, die das temporäre Strecken-Verbot bergauf missachteten und zur Kasse gebeten wurden.

Unfallbilanz

Auf den bekannten „Problemstrecken“, sprich auf den von Motorradfahrern beliebten Landstraßen im Kreis, blieben die Unfallzahlen im vergangenen Jahr auf einem niedrigen Niveau, dafür verteilten sich die Unfälle auf andere Strecken im Kreisgebiet. Ein Motorradfahrer verstarb 2023 nach einem Unfall auf der L 553 bei Rüspe. Die Polizei konstatiert in ihrer Bilanz mit Blick auf die Motorradfahrer: „Die kurvenreichen und anspruchsvollen Strecken ziehen auswärtige Kradfahrer an, mangelnde Streckenkenntnisse und fehlende Konzentration führen dabei zu häufig zu schweren Verkehrsunfällen.“ Wenig überraschend ereignen sich die meisten Motorrad-Unfälle an Wochenenden.

Für Ludwig Rasche, Erster Beigeordneter der Gemeinde Finnentrop, ist diese „erfreuliche Entwicklung“ der Unfall-Zahlen eine logische Konsequenz der „angemessenen und verhältnismäßigen“ Sperrung auf Zeit: „Wir haben es geschafft, die Zahl der Unfälle drastisch nach unten zu bringen, zudem gab es keine tödlichen Unfälle mehr. Das ist eine gute Botschaft.“

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Anders sieht es Michael Wilczynski vom Bundesverband Deutscher Motorradfahrer. „Wir halten diese Sperrung weiterhin für unverhältnismäßig. Regelmäßige Kontrollen seitens der Polizei wären viel effektiver als eine Sperrung, sie würden sich herumsprechen und die Raser fernhalten aus Sorge, dass sie abkassiert werden“, betont Wilczynski. Der Bundesverband hatte im Jahr 2020, als die temporäre Lenscheid-Sperrung erstmalig angeordnet wurde, einen klagenden Motorradfahrer unterstützt. Allerdings vergeblich, weil das Verwaltungsgericht in Arnsberg die Entscheidung der Unfallkommission nicht beanstandete. Seitdem ist der Lenscheid zwischen April und Oktober am Wochenende sowie an Feiertagen in Fahrtrichtung Sundern für Motorrad-Fahrer tabu. Daran wird sich auch in diesem Jahr nichts ändern.