Olpe. Die Polizei kündigt eine Fortsetzung der restriktiven Geschwindigkeitskontrollen an. Häufungsstellen werden besonders ins Visier genommen.
Pünktlich zur jährlichen Präsentation der Unfallstatistik des Landes hat auch die Kreispolizeibehörde Olpe die Daten und Fakten des Geschehens im Straßenverkehr des Jahres 2023 vorgelegt. Und dabei hat sich die Prognose erfüllt: Die Zahl der Unfälle stieg leicht an, von 4197 auf 4353, wovon die Ordnungshüter angesichts der Streichung der letzten Corona-Auflagen auch ausgegangen waren. Erfreut sind die Fachleute jedoch darüber, dass die Zahl der Unfälle mit Verletzten leicht gesunken ist, von 423 auf 421 – allerdings stieg dennoch die Zahl der Verletzten. Unter dem Strich das Fazit: mehr Unfälle, weniger leichtverletzte und weniger getötete Unfallbeteiligte, ein Plus bei den Schwerverletzten (106 gegenüber 83). Eine vielbeachtete Zahl ist stets die der bei Unfällen getöteten Verkehrsteilnehmer: Aufgrund der insgesamt niedrigen Fallzahl sagt sie statistisch wenig, dennoch eindrucksvoll, dass sie von sieben Fällen im Jahr 2022 auf drei im vergangenen Jahr sank. Die Unfälle auf den beiden Bundesautobahnen, die den Kreis durchziehen, sind bei allen Zahlen nicht berücksichtigt.
Die Aufklärungsquote bei Fällen von Unfallfluchten mit Personenschäden sank leicht von knapp 64 auf 59,5 Prozent, bleibt damit aber deutlich über dem Landesschnitt. Dabei nahm die Zahl der Unfallfluchten deutlich zu: Sie stieg von 773 auf 842. Die Aufklärungsquote aller Unfallfluchten, also auch denen mit reinen Sachschäden, stieg ganz leicht von 44,5 auf 44,7 Prozent. Bei der Risikogruppe der Motorradfahrer blieben die absoluten Unfallzahlen auf dem Niveau des Jahres 2022, aber auch hier stieg die Zahl der dabei verletzten Menschen, und ein Zweiradfahrer verlor bei einem Unfall sein Leben.
Bei der Erhebung der Unfallursachen ist und bleibt zu hohes Tempo die traurige Nummer eins. 108 der festgehaltenen Unfälle sind auf „unangepasste Geschwindigkeit“, so die Behördenbezeichnung für Raserei, zurückzuführen. Dies sind 22 mehr als 2022. Dahinter folgen Verstöße gegen Vorfahrt oder Vorrang (74), Fehler beim Abbiegen oder Wenden (73), Alkohol und andere Drogen (46) und zu wenig Abstand (40). Die Polizei dazu: „Deswegen wird ein Schwerpunkt der polizeilichen Tätigkeit wieder im Bereich der Geschwindigkeitsüberwachung liegen.“ Ziel sei es, insbesondere auf unfallträchtigen Strecken das Geschwindigkeitsniveau insgesamt zu senken. „Außerdem dienen Geschwindigkeitskontrollen dazu, bei allen Verkehrsteilnehmenden regelkonformes Verhalten zu erreichen. Messungen werden ganztägig mit und ohne Anhalten durchgeführt.“ Dadurch soll eine Verhaltensänderung im Straßenverkehr erwirkt werden, um damit schwere und tödliche Unfälle zu verhindern. „Und immer mit dem Ziel, ungeschützte Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu schützen.“ Landrat Theo Melcher als Behördenleiter dazu: „Die Bekämpfung von Verkehrsunfällen – insbesondere von Unfällen mit schwerem Personenschaden – bleibt eine wichtige Aufgabe polizeilicher Arbeit. Präventive und repressive polizeiliche Maßnahmen sowie eine flächendeckende Verkehrsüberwachung sind daher auch zukünftig erforderlich.“
Nur ein Schulweg-Unfall festgestellt
Die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder blieb mit 42 auf Vorjahresniveau. Vier von ihnen wurden schwer verletzt. Besondere Brennpunkte für Unfälle mit Kindern stellte die Polizei nicht fest, der Großteil der Unfälle entstand unter Beteiligung von Pkw-Fahrerinnen oder -Fahrern, die mit Kindern als Fußgänger oder Radfahrer kollidierten. Ein einziger wurde als Schulweg-Unfall gewertet.
Bei den jugendlichen Unfallopfern merkt die Polizei an, dass bei den verunglückten Zweiradfahrern zwischen 15 und 17 Jahren häufig fehlende Schutzkleidung ursächlich dafür war, dass Verletzungen entstanden oder schwerer waren als nötig. Auch hier war zu hohes Tempo häufigste Unfallursache. Die Verunglücktenzahl stieg überproportional um 15 Prozent von 35 auf 41. „Zielgruppenorientierte Verkehrsüberwachungsmaßnahmen sollen dem Negativtrend entgegenwirken. In Abstimmung mit unseren Kooperationspartnern werden wir auch zukünftig präventive Aktivitäten wie ,Crash Kurs NRW‘ und ,Komm zurück‘ anbieten“, so die Polizei in ihrer Pressemitteilung. Darüber hinaus werde versucht, eine größtmögliche Anzahl an Jugendlichen an ihren Ausbildungsplätzen im Kreis Olpe zu erreichen.
Junge Erwachsene überproportional vertreten
Auch bei den jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) stieg die Verkehrsunfallzahl an. Hier liegt auch die Ursache für die trotz weniger Unfällen gestiegene Zahl an Verletzten, weil bei vier Verkehrsunfällen junger Erwachsener jeweils eine hohe Zahl von Fahrzeuginsassen in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Junge Erwachsene waren im Jahr 2023 insgesamt an 854 Unfällen beteiligt“, schreibt die Polizei; 2022 waren es noch 820. „Sie verursachten gleichzeitig ca. 20 Prozent der Unfälle mit Personenschaden. Gemessen am Anteil der Gesamtbevölkerung im Kreisgebiet mit ca. 7,3% ist das überproportional häufig“, so die Ordnungshüter weiter.
Sperrung war erfolgreich
Obwohl die Häufigkeit von Unfällen unter Beteiligung von Motorrädern weiter rückläufig ist, bleiben die motorisierten Zweiradfahrer im Fokus der Ordnungshüter. Die Sperrung der Landesstraße 687 (Hoher Lenscheid) als beliebter Kurvenstrecke hat Wirkung gezeigt: Ein einziger Unfall wurde hier dokumentiert. „Trotzdem passen sich die Unfallzahlen, zu erkennen an den gestiegenen Verunglücktenzahlen, tendenziell wieder den Daten von 2019 an. Die kurvenreichen und anspruchsvollen Strecken ziehen auswärtige Kradfahrer an, mangelnde Streckenkenntnisse und fehlende Konzentration führen dabei zu häufig zu schweren Verkehrsunfällen“, warnt die Polizei. Der Beweis: Von insgesamt 69 Motorrad-Unfällen trugen sich 60 auf beliebten Motorradstrecken zu.
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Eine positive Entwicklung zeigt sich bei Fahrradunfällen. War es hier insbesondere bei den rechtlich als Fahrräder geltenden Pedelecs mit ihren unterstützenden Elektroantrieben zu hohen Unfallzahlen gekommen, blieb es hier auf Vorjahresniveau, und die Zahl der Unfälle bei motorlosen Fahrrädern sank deutlich. Dies sieht die Polizei unter anderem als Erfolg ihrer Präventionsarbeit mit Handzetteln und Kursen, die im neuen Jahr fortgesetzt werden.