Saalhausen. Stephan und Ute Schütte lernten sich im Einzelhandel kennen. Seit 1980 betriebt das Ehepaar den „Frische Markt“ in Saalhausen. Bald ist Schluss.
Der kleine Dorfladen „Frische Markt“ an der B 236 in Saalhausen schließt. Das teilte das Ehepaar Stephan und Ute Schütte mit, das den Laden mittlerweile in dritter Generation seit 1980 betreibt. Allerdings schließen sie nicht im Sommer dieses Jahres, wie bereits im Dorf erzählt wird, sondern erst in drei Jahren – im Sommer 2027. „Irgendwann muss Schluss sein. In drei Jahren bin ich 50 Jahre im Beruf“, sagt die 61-jährige Ute und ihr Mann Stephan entgegnet: „Und ich 100 Jahre – gefühlt. Ich möchte nicht mit 80 noch hier hinter der Ladentheke stehen.“
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Der Kunde ist in Schüttes Dorfladen der König
Den kleinen Supermarkt in Saalhausen gibt es bereits seit 1911. Er ist beliebt – nicht nur, weil das Ehepaar Schütte weiß, was die Kunden benötigen. „Wir versuchen alles zu haben. Wir wissen von vielen Kunden, was sie kaufen“, erzählt Ute Schütte. Und schon flitzt Stammkundin Carola aus Saalhausen durch den Laden. In der Hand hält sie ein Rezept für einen Möhrenkuchen. Ein Pfund Möhren benötigt sie, doch an diesem Tag sind die Möhren bereits aus. „Kommt heute noch eine Lieferung? Ich wollte später Kuchen backen“, fragt die Kundin den 68-jährigen Chef des Ladens. Der läuft prompt zur Gemüsetheke und holt frisches Suppengrün, packt die Möhren aus und reicht sie der Kundin in ihren Einkaufskorb. Kein Wunder, dass sich der Kunde in Schüttes Dorfladen wie ein König fühlt.
Eva und Stephan Schütte sind ein eingespieltes Team. Beide kommen aus dem Einzelhandel und ihre große Liebe begann 1979 in Olpe im alten Plaza. Dort haben sie schon vor 45 Jahren zusammengearbeitet. 1980 haben sie das Geschäft von Stephan Schüttes Eltern in Saalhausen übernommen. „Wir leben für die Arbeit. Urlaub kannst du vergessen, krankfeiern geht nicht und um zum Arzt zu gehen, fehlt die Zeit“, beschreibt Stephan Schütte die Kehrseite der Medaille der Selbstständigkeit.
Die vierte Generation möchte nicht übernehmen
Trotzdem sind sie mit Leib und Seele in ihrem Laden für die Kunden da. Was sicherlich ein Grund sein wird, warum keiner der drei Kinder in die Fußstapfen der Eltern springen wollte. „Die vierte Generation möchte hier nicht übernehmen, die will Geld verdienen und weniger dafür arbeiten müssen“, so der 68-Jährige, der gemeinsam mit seiner Frau bis zu 60 Stunden in der Woche arbeitet. Denn neben den Öffnungszeiten stehen Bestellungen, Büroarbeiten und das Einräumen der Waren auf dem Programm. Die Kunden wissen zu schätzen, dass sie alles für den täglichen Bedarf im eigenen Dorf erhalten. Dazu sogar noch die Post und Lotto.
44 Jahre sind die Schüttes nun verheiratet. Sie haben einige Kunden ein ganzes Leben begleitet und freuen sich auf das, was bald kommt. „Das Leben hat sich nur um die Arbeit gedreht. Wir freuen uns auf mehr Zeit für uns und die Enkelkinder“, sagt Ute Schütte, die sich in der wenigen Freizeit, die ihr zur Verfügung steht, im Gemeindechor Altenhundem eine Auszeit gönnt. Auszeiten, die in der Selbstständigkeit enorm wichtig sind. Die Arbeit und die Liebe zueinander hat das Ehepaar Schütte zusammengeschweißt, obwohl sie sich rund um die Uhr sehen.
Seit der Corona-Krise gibt es einen Aufschwung
Wie das in all den Jahren funktioniert hat? „Wir haben ein großes Haus, der Keller ist ausgebaut und im Garten steht meine Vogelvoliere – da schafft man es schon, sich aus dem Weg zu gehen, wenn es denn sein muss“, lacht Stephan Schütte, den die Kunden nur mit seinem weißen Kittel kennen. Den Kittel trägt er seit Ende der Siebziger. „So war das früher, da haben die Damen auch noch Vorbindeschürzen getragen“, berichtet Ute Schütte. Seit der Corona-Krise hat das kleine Lädchen einen Aufschwung erfahren, die Dorfbewohner waren froh, im eigenen Ort einen kleinen Supermarkt zu haben. Auch von Touristen und den Bewohnern der Senioren-Residenz profitiert der Frische Markt.
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„Wir hatten auch schwere Jahre, aber in drei Jahren schließen wir aus Altersgründen, nicht weil es sich nicht mehr lohnt.“ Aktiv um einen Nachfolger möchten sich die Schüttes, deren Geschäft zwischen zwei Beherbungsbetrieben liegt, nicht bemühen. Unter anderem deshalb, weil es immer wieder zu Problemen bei der Waren-Anlieferung komme.
Die Nachricht von der Schließung in 2027 hat sich in Saalhausen schnell herumgesprochen, wie Andreas Voss vom Landhotel Voss und somit direkter Nachbar und zudem 1. Vorsitzender des Verkehrsvereins auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt: „Es ist sehr schade, aber es sind noch drei Jahre hin, bis das Familie Schütte ihr Geschäft schließen wird. Die etwa 2000 Einwohner plus Übernachtungsgäste wollen versorgt werden. Wir hoffen, dass wir innerhalb der Dorfgemeinschaft eine Lösung finden.“