Olpe/Drolshagen. Der neue Cannabis Social Club in Olpe setzt auf Prävention und Aufklärung. So sieht das Konzept der Gründer aus. Und so wird man Mitglied.

„Wir wollen nicht den Missbrauch fördern, sondern den medizinischen Aspekt“, sagen die Gründungsmitglieder vom neuen Cannabis Social Club Olpe, die in der letzten Woche die Gründung ihres Vereins beim Registergericht des Amtsgerichts Siegen eingereicht haben. Damit wollen sie vor der bevorstehenden Legalisierung, die voraussichtlich zum 1. April in Kraft treten soll, den ersten Schritt wagen, ihren Mitgliedern Zugang zu Cannabis zu gewähren und sich aktiv auf die Suche von Mitgliedern machen. Ein Cannabis Club darf – so besagt es das neue Gesetz – seine Mitglieder ab 21 Jahren mit 50 Gramm Cannabis im Monat versorgen. Bald also auch in Olpe?

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Gemeinsamer Eigenanbau von Cannabis im Verein

Laut Dachverband deutscher Cannabis Social Clubs gibt es in Deutschland bereits über 106 Social Clubs. Davon fast 30 in NRW. Cannabis Social Clubs sind Vereine für den gemeinschaftlichen Anbau von Hanfpflanzen. Hier werden sich die Mitglieder, wenn die Legalisierung in Kraft tritt, gemeinsam unterstützen beim Eigenanbau von Cannabis. Produzierte Blüten können dann vereinsintern weiterverarbeitet werden und gegebenenfalls auch veredelt.

Die Gründer des neuen Cannabis Social Club Olpe: Robin Beck, Gudrun Beck und Georgios Kantzos (von links).
Die Gründer des neuen Cannabis Social Club Olpe: Robin Beck, Gudrun Beck und Georgios Kantzos (von links). © WP | Nadine Niederschlag-Grebe

Die Gründer hinter dem neuen Cannabis Social Club Olpe sind Georgios Kantzos, Robin Beck und seine Mutter Gudrun Beck. Der 33-jährige Georgios Kantzos ist bekannt im Kreis Olpe und in der Gastro-Szene aktiv. Hier hat er laut eigener Aussage in der Vergangenheit Food-Konzepte entwickelt und vor kurzem sein Streetfood-Unternehmen „The Greek“ veräußert. Jetzt möchte er mit der Gründung des Cannabis Clubs ein neues Projekt angehen und sagt: „Wir haben ein Gesundheits- und Präventionskonzept entwickelt, arbeiten transparent und wollen durch diesen Club die Straßenkriminalität auslöschen.“

Über 200 Anfragen für die Aufnahme im Cannabis Club

Obwohl der Verein noch in Gründung ist – auf Anfrage beim zuständigen Amtsgericht in Siegen liegt bisher kein Eintrag im Vereinsregister vor, haben sich bereits über 200 Interessenten laut Aussage der Vereinsgründer über eine App für den Cannabis Club angemeldet. „Das Interesse ist groß. Wir entscheiden im Gremium, wer Mitglied werden darf und schauen uns genau an, wie die Fragen zur Aufnahme in den Club beantwortet wurden“, erklärt Georgios Kantzos, dass nach der Registrierung Interessenten vier Fragen beantworten müssen: „Gibt es hier in der Beantwortung Gegensätze, lehnen wir eine Mitgliedschaft ab.“

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Georgios Kantzos und der 29-jährige Robin Beck sind bereits seit über zehn Jahren befreundet. Beide nutzen Cannabis aus medizinischen Gründen, haben einen Patientenausweis und bekommen Cannabis auf Rezept verschrieben. Jeweils zwei und drei Gramm konsumieren sie am Tag und sagen: „Es hilft, wenn man es nicht missbraucht. Cannabis-Konsum ist nicht einfach nur kiffen.“ Eine chronische Muskelerkrankung sowie eine ADHS-Erkrankung sind der Grund für den täglichen Konsum der beiden. Über einen Vaporizer nehmen sie ihr Cannabis zu sich.

Mitgliedern soll eine sichere Umgebung geboten werden

„Wir sind auf einer Mission und habe eine klare Vision hinter der Gründung des Vereins“, sagen die Gründungsmitglieder des Cannabis Social Clubs Olpe. Nämlich, so die Aussagen, wollen sie eine Gemeinschaft schaffen, in der verantwortungsvoller Konsum im Vordergrund steht. „Es soll Mitgliedern eine sichere und unterstützende Umgebung geboten werden, in der sich die Menschen treffen, austauschen und informieren können“, heißt es weiter.

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Der neue Cannabis Club hat viele Ideen und Pläne, agiert aber derzeit noch mit angezogener Handbremse, bis der Bundesrat abschließend am 22. März über die kontrollierte Cannabis-Legalisierung entscheidet. „Wir sehen uns in einer beratenden Funktion, wollen in Schulen aufklären, mit Vereinen zusammenarbeiten und Sucht- und Drogenprävention betreiben“, beschreibt Georgios Kantzos. Die Aufgabe des Vereins soll darin liegen, nicht gewinnbringend zu arbeiten, sondern die Einnahmen aus dem Verkauf von Cannabis oder die Mitgliedsbeiträge, die maximal bei 20 Euro im Monat liegen werden, für Messen, Ausflüge und Prävention zu nutzen.

Viele neue Regelungen

Der getroffene Beschluss ermöglicht den privaten Cannabis-Konsum ab dem 1. April. Der Erlass soll unter anderem dabei helfen, den Drogenkonsum von Jugendlichen und Kindern zu verringern und gleichzeitig den Schwarzmarkthandel einzudämmen.

Erwachsene können dann bis zu 25 Gramm Cannabis an einem Tag legal konsumieren bzw. in der Öffentlichkeit mit sich führen. Der Höchstsatz wurde im Vergleich zu den zuvor festgelegten 30 Gramm nochmals leicht herabgesenkt. Die monatliche Höchstgrenze liegt für Personen über 21 Jahren bei 50 Gramm. Junge Erwachsene bis 21 Jahren dürfen maximal 30 Gramm konsumieren.

Ebenfalls ab April erlaubt: der Anbau von Cannabissamen. Dann dürfen private Wohnungsbesitzer in Deutschland bis zu drei Pflanzen anbauen. Personen dürfen im Freien kein Cannabis in unmittelbarer Nähe zu Schulen und Kitas konsumieren – hier wurde der Mindestabstand kurzfristig nochmals von 200 auf 100 Meter verkürzt. Der zulässige Grenzwert des THC-Gehalts im Blut bei Verkehrskontrollen soll möglicherweise noch erhöht werden.

Cannabis-Legalisierung stößt im Kreis Olpe durchaus auch auf Kritik

Die anstehende Cannabis-Legalisierung stößt im Kreis Olpe durchaus auch auf Kritik. In einem Brandbrief ließ Dr. Martin Junker, Facharzt für Allgemeinmedizin und Bezirksstellenleiter der KVWL für Südwestfalen keinen anderen Schluss zu (wir berichteten): „Es ist eine Schande, dass man der offensichtlichen Ohnmacht gegenüber Drogen nur mit der Zulassung einer weiteren, dazu noch im hohen Maße die Jugend gefährdenden Droge entgegenkommen will! Sie und alle Ärzte im Bundestag setzen damit Ihre Reputation und die Ärzte ihr ärztliches Berufsethos aufs Spiel und machen sich moralisch und ethisch schuldig an der offensichtlich der Politik nicht einsichtigen neuerlichen Gefährdung der Menschen im Land! – Können Sie damit - ohne Widerspruch - noch wirklich ruhig schlafen?“, zeigt sich der Leiter völlig fassungslos.