Paderborn/Wenden. Aus Wenden stammender neuer Generalvikar offiziell in sein Amt eingeführt. Eid wird mit Unterschrift feierlich bestätigt.

Das Erzbistum Paderborn hat einen neuen Chef. Und Erzbischof Dr. Udo Bentz, hat seinen Dienst mit einer Überraschung angetreten: Er ernannte gleich zwei Generalvikare, die seine Stellvertreter sind. Der eine davon ist in der Region kein Unbekannter, kein Wunder, stammt Thomas Dornseifer doch aus Wenden.

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Zwar wurde er 1961 in Siegen geboren, dies aber nur durch die Tatsache geschuldet, dass seinerzeit viele Frauen aus der Gemeinde Wenden die dortigen Geburtskliniken aufsuchten. Er ist waschechter Wendener und wuchs im Zentralort der Gemeinde auf. Sein Abitur legte Thomas Dornseifer am Städtischen Gymnasium in Olpe ab. Nach Theologie- und Philosophiestudium in Paderborn und Bonn folgte 1987 im Hohen Dom zu Paderborn die Priesterweihe. Nach mehreren Stellen in der Gemeindearbeit begann schnell seine Karriere in der Diözesanleitung. Mit dem Rücktritt von Erzbischof Hans-Josef Becker zum 1. Oktober 2022 ernannte Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck Thomas Dornseifer zu seinem Ständigen Vertreter. Für die Dauer der Sedisvakanz ließ Prälat Dornseifer sein Amt als Leiter des Bereichs Pastorales Personal ruhen. Nun ist er, zusammen mit Michael Bredeck, neuer Generalvikar.

Die Bindung an seine Wendener Heimat ist weiterhin eng. Thomas Dornseifer war mehrfach Ehrengast des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Wenden zur alljährlichen Tierschau, wo er als Redner den humorigen, indes auch nachdenklichen Beitrag auf Platt vortrug. Sein Bruder Stefan wohnt seit vielen Jahren in Hillmicke, und Thomas Dornseifer weilt dort häufig zum Besuch. „Und die Wendsche Kärmetze ist für mich ganz wichtig“, so Dornseifer im Gespräch mit unserer Zeitung, „wo anders trifft man so viele Schulfreunde oder auch Leute aus der Jugendarbeit?“. Wann immer möglich, versuche er, das Zentralfest der Wendschen mitzufeiern.

Seine Bindung an die Heimat ist stets eng geblieben: Thomas Dornseifer, neuer Generalvikar, hier 2008 bei der 100-Jahr-Feier des Spielmannszugs in seiner Heimat Wenden.
Seine Bindung an die Heimat ist stets eng geblieben: Thomas Dornseifer, neuer Generalvikar, hier 2008 bei der 100-Jahr-Feier des Spielmannszugs in seiner Heimat Wenden. © WP | WP

Am Tag nach dem Amtsantritt des neuen Erzbischofs findet Dornseifer spontan Zeit für ein kurzes Telefonat mit unserer Redaktion. Angesprochen auf sein neues Amt, gibt er sich gewohnt bescheiden. „Ganz neu ist das jetzt für mich nicht“, schließlich sei er ja faktisch als Stellvertreter von Diözesanadministrator Dr. Bredeck bereits 17 Monate lang in vergleichbarer Position gewesen, da allerdings absehbar auf Widerruf, weil der Administrator ja nur bis zur Ernennung eines neuen Erzbischofs im Amt ist. „Neu ist, dass wir die wirklich große Fülle der Aufgaben eines Generalvikars nun dauerhaft auf zwei Schulterpaare verteilen“, so Thomas Dornseifer. „Wir sind beide mit den gleichen Rechten und Pflichten versehen, haben aber unterschiedliche Geschäftsbereiche.“

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Wie das Bistum mitteilt, wird es eine Aufgabenteilung geben, die sich an der Unterscheidung der beiden Arbeitsfelder Dienste und Ressourcen orientiert. Generalvikar Dornseifer wird unter anderem für die Bereiche Finanzen, Personal und Verwaltung, Bauen, Recht sowie IT und Datensicherheit zuständig sein. Weiterhin verantwortet er die Intervention und Prävention von sexuellem Missbrauch. Generalvikar Dr. Bredeck ist unter anderem für das Feld der Dienste mit den Bereichen Pastorales Personal, Schule und Hochschule, Pastorale Dienste und Caritas sowie den Abteilungen Kommunikation und Entwicklung zuständig. Einen stellv. Generalvikar gibt es nicht mehr, „wir vertreten uns gegenseitig“, so Thomas Dornseifer.

Ebenfalls im Kreis Olpe verwurzelt: Weihbischof Dr. Dominicus Meier, in Heggen geboren und in Grevenbrück aufgewachsen. 
Ebenfalls im Kreis Olpe verwurzelt: Weihbischof Dr. Dominicus Meier, in Heggen geboren und in Grevenbrück aufgewachsen.  © WP | Besim Mazhiqi

Die Bindung an die Heimat ist und bleibt für den Wendener wichtig: „Auch wenn die Zahl der Besuche im Wendschen nächste Zeit eher abnehmen dürfte“, erklärt der neue Generalvikar: „Unser neuer Erzbischof kommt ja von außen, und da muss er dieses riesige Bistum erst mal komplett kennenlernen. Mein Kalender füllt sich rapide.“

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Die derzeitige Kirchenkrise sorge dafür, dass die Arbeit der Bistumsleitung noch wichtiger werde als ohnehin. „Die Krise ist ja vielfältig“, so Dornseifer: „Wir leiden unter einem extremen Vertrauensverlust. Da gilt es wirklich, die Missbrauchs-Skandale transparent aufzuarbeiten. Aber wir haben in der Vakanz bereits eine wirklich tragfähige Verbindung zu den Betroffenenverbänden aufgebaut.“ Eine weitere Herausforderung seien die extremen Austrittszahlen: „Klar wird oft betont, dass der neue Erzbischof Chef des reichsten Bistums ist. Aber angesichts der schwindenden Zahlen gehen auch die finanziellen Ressourcen nach unten. Dasselbe gilt für meine Zunft – wir Priester werden immer weniger, und es gibt Prognosen, dass um das Jahr 2030 nur noch halb so viele aktive katholische Priester im Bistum sein werden wie heute.“ Er halte aber nicht viel vom Klagen und Jammern: „Ich trete an, um mich diesen Fragen zu stellen. Und das erlebe ich genauso beim neuen Erzbischof, der schon bei seinem Dienstantritt gezeigt hat, wie bürgernah und kontaktfreudig er ist. Ich gehe mein neues Amt mit Freude an.“

Unter Sauerländern kennt man sich eben.
Thomas Dornseifer - neuer Generalvikar des Erzbistums

Dornseifer ist nicht der einzige Sauerländer in der Führungsebene des Bistums: Auch Weihbischof Dr. Dominicus Meier hat seine Wurzeln im Kreis Olpe. Der als Michael Meier geborene Benediktiner wurde in Heggen geboren und wuchs in Grevenbrück auf. Seit 2015 ist er Weihbischof in Paderborn. Thomas Dornseifer: „Mit den Weihbischöfen haben wir sowieso ständigen engen Kontakt. Aber zu ihm ist das Verhältnis nochmal anders. Unter Sauerländern kennt man sich eben.“

Am Donnerstag leisteten die beiden neuen Generalvikare nun auch im Bischofshaus den im Kirchenrecht vorgeschriebenen Treueid vor ihrem Erzbischof. Es handelt sich um einen schlichten Akt ohne zusätzliche rituelle Elemente: Dr. Michael Bredeck und Prälat Thomas Dornseifer sprachen vor Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz jeweils einzeln das Glaubensbekenntnis sowie den Eid zur Treue gegenüber dem neuen Paderborner Erzbischof. Bei der Schlussformel legten beide Generalvikare ihre Hand auf das Evangelium. Ihren Eid dokumentierten Generalvikar Dr. Bredeck und Generalvikar Dornseifer mit ihrer Unterschrift. Erzbischof Dr. Bentz nahm die Eidesleistungen entgegen und dokumentierte dies mit der Gegenzeichnung der Unterschriften seiner beiden Generalvikare.

„Ich bin froh, dass wir nun als Team zu dritt gemeinsam arbeiten für das Erzbistum Paderborn“, unterstrich Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz unmittelbar vor dem Eid, wie einer Pressemitteilung des Erzbistums zu entnehmen ist. Treue und Loyalität seien für ihn keine Einbahnstraße: „Treue und Loyalität kann ich nur erwarten, wenn ich beides auch euch gegenüber lebe. Ihr dürft auch von mir Treue erwarten, zu der auch wechselseitiges Vertrauen, Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit gehören“, sagte Erzbischof Dr. Bentz seinen beiden Generalvikaren.

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Übrigens gab es sogar zwei oberste Chefs des Bistums, die aus dem Kreis Olpe stammten: Bischof Wilhelm Schneider (im Amt von 1900 bis 1909) stammte aus Gerlingen, und Caspar Klein, der erster Erzbischof von Paderborn war, erblickte 1865 in Elben das Licht der Welt und wuchs in Schneppenohl auf, einem der Orte, die beim Einstau des Biggesees aufgegeben wurden. Karl Joseph Schulte, direkter Nachfolger von Wilhelm Schneider, wurde auf Haus Valbert bei Oedingen geboren, das aber damals noch zum Kreis Meschede gehörte.