Rügen/Attendorn. Der Ferienpark-Betreiber EuroParcs zieht sich aus seinem Projekt auf Rügen wieder zurück. Hat das Auswirkungen auf die Ferienanlage in Attendorn?

Die Nachricht von der Ostsee lässt im Sauerland aufhorchen: Der niederländische Ferienpark-Betreiber EuroParcs, der bekanntlich an der Waldenburger Bucht in Attendorn ein großes Feriendomizil mit rund 280 modernen Chalets in verschiedenen Größen und mit rund 60 Campingeinrichtungen (Baumhäuser, Glampingzelte) direkt am Biggesee plant, zieht sich aus seinem zweiten Projekt auf deutschem Boden schon wieder zurück. Auf der beliebten Ferieninsel Rügen hatte das Unternehmen vor zwei Jahren ein altes Landhotel mit maroder Bausubstanz gekauft und wollte dort eine Ferienanlage errichten. Mittlerweile steht das Gebäude wieder zum Verkauf.

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Als Grund führt Yvonne Damhoff, Sprecherin des niederländischen Betreibers, „veränderte Marktbedingungen“ an, die dazu geführt hätten, dass EuroParcs seine Aktivitäten auf Rügen nochmal überdacht habe: „Trotz unseres anfänglichen Interesses an dieser Region haben die jüngsten Entwicklungen und Marktanalysen gezeigt, dass es derzeit nicht sinnvoll ist, dort weiter zu investieren.“ Inwiefern sich diese Marktbedingungen auf Rügen geändert hätten, dazu liefert die Sprecherin nur eine vage Erklärung: Der Markt für Ferienhäuser und -parks sei ständig in Bewegung und für ihr Unternehmen sei entscheidend, „dass wir uns an dieses dynamische Umfeld anpassen.“ Weitere Informationen über Beweggründe und strategische Entscheidungen könne sie nicht geben.

Keine Kompromissbereitschaft?

Auswirkungen auf das EuroParcs-Projekt in Attendorn, wo der Betreiber aus unserem Nachbarland den alten Campingplatz überplant und zudem eine weitere Fläche gepachtet hat, habe diese unternehmerische Entscheidung aber nicht. Damhoff beruhigt: „Als Urlaubsziel sehen wir in Attendorn ein großes Potenzial.“ Die Projekt-Entwicklung in der Hansestadt sei bereits weit fortgeschritten und der Verkauf zeige vielversprechende Ergebnisse, „was auf eine starke Marktnachfrage und eine positive Resonanz auf unsere Projekte hindeutet“. Tatsächlich hat der Betreiber bereits mehr als 40 Ferienhäuser, die in einem ersten Bauabschnitt im südlichen Teil des Geländes entstehen, an Privatinvestoren verkauft. Der Verkauf der Chalets ist Teil der Unternehmensstrategie: Die neuen Eigentümer erhalten die ersten fünf Jahre eine garantierte Rendite von mindestens 2,5 Prozent auf den Nettopreis ihres Ferienhauses, zudem werden sie über eine Pool-Lösung an den Buchungseinnahmen beteiligt.

Ehrlicherweise sind wir auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen und ich bin froh, dass sie jetzt aufgeben.
Holger Kliewe, ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Ummanz auf Rügen

Offenbar ist der „veränderte Markt“ nicht der alleinige Grund für den EuroParcs-Rückzug von Rügen. „Wir sind auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen und ich bin froh, dass sie jetzt aufgeben“, erklärt der ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeinde Ummanz, Holger Kliewe, im Westen Rügens, wo EuroParcs das alte Landhotel gekauft hatte – im Übrigen nur wenige Monate nach der Übernahme der alten Campinganlage in Attendorn. „Wir brauchen einen Investor, der auf die Wünsche der Gemeinde eingeht, doch es gab keine Kompromissbereitschaft.“ Der niederländische Ferienpark-Betreiber habe auf Rügen die Möglichkeiten des Bebauungsplans bis ans Äußerste ausnutzen wollen und Chalets mit insgesamt rund 240 Betten errichten wollen. Für die kleine Gemeinde seien 100 Betten jedoch die Schmerzgrenze. Dass die Niederländer zudem die alte Infrastruktur zur Versorgung samt Speisesaal abreißen wollte, um dort weitere Ferienhäuser zu bauen, sei in Ummanz ebenfalls auf Unverständnis gestoßen. „Das wäre uns einfach zu massiv geworden“, betont Kliewe.

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Tatsächlich sind die örtlichen Gegebenheiten in Attendorn und auf Rügen nur schwer zu vergleichen. Das alte Landhotel auf Rügen befindet sich laut Bürgermeister Kliewe in einer Ortslage mit rund 30 Einwohnern, das kleine Dorf verfüge bereits über einen landwirtschaftlichen Bauernhof samt Pension. Ein Ferienpark in dem Ausmaß, wie er in Attendorn entsteht, wäre auf Rügen schlicht aus Platzgründen nicht möglich. „Wir haben hier eine andere Struktur. Zu einem Campingplatz würden diese Chalets passen, hierher aber nicht.“ Das ist in Attendorn in der Tat anders, hier entsteht die neue Ferienanlage bekanntlich zu einem großen Teil auf einem alten Campingplatz. Und die Häuser für den ersten Bauabschnitt sind bereits alle angeliefert. Dennoch lässt die Rückzugs-Nachricht aus Rügen auch im fernen Sauerland aufhorchen.