Kirchhundem. Die Gemeinde Kirchhundem geht auf Distanz zu Kardinal Paul-Josef Cordes. Hintergrund sind dessen Äußerungen zum Missbrauchsskandal.

Die Äußerungen von Kirchhundems Ehrenbürger Kardinal Paul-Josef Cordes zum Missbrauch-Skandal in der Katholischen Kirche haben nun doch noch ein öffentliches Nachspiel in Cordes Heimatgemeinde. Die Gemeinde hat einen Brief an den kirchlichen Würdenträger geschrieben, in dem sie indirekt die Berechtigung der Ehrenbürgerschaft anzweifelt, die Cordes 2008 seitens der Gemeinde verliehen wurde.

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Stein des Anstoßes war ein Artikel im März letzten Jahres in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), zu dem der Kardinal einen Leserbrief verfasste, der seine Wirkung auch in Kirchhundem nicht verfehlte. „Der in Kirchhundem geborene Kardinal Cordes äußerte sich dort zu den immer wieder aufkommenden Missbrauchsvorwürfen in der katholischen Kirche, ergriff dabei Partei für die beschuldigten Personen und brachte in seinem Leserbrief diverse Erklärungsversuche für das missbräuchliche Verhalten ein, die für den Bürgermeister und den Rat der Gemeinde Kirchhundem in äußerst bedenklicher Art und Weise formuliert waren“, heißt es in der Pressemitteilung der Gemeinde. Auch die WP hatte seinerzeit über Cordes Einlassungen berichtet. Er hatte in dem Leserbrief das Verhalten der Bischöfe gegenüber den priesterlichen Missbrauchstätern gegen den Vorwurf der Vertuschung verteidigt.

Rat und Bürgermeister hatten daraufhin einen gemeinsamen Brief an den Kardinal verfasst und ihm in diesem Schreiben zu verstehen gegeben, „dass man die von ihm getätigten Aussagen auf das Schärfste kritisiere und missbillige und ernsthaft anzweifle, dass der Kardinal als Träger der Ehrenbürgerrechte der Gemeinde Kirchhundem dieser Auszeichnung noch gerecht werden könne und wolle“, heißt es in der Pressemitteilung. Laut Bürgermeister Björn Jarosz hat der Kardinal auf diesen Brief auch geantwortet. In dem Schreiben sei aber keine Haltungsänderung zu erkennen gewesen.

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„Die Ansichten des Kardinals in Bezug auf Recht und Unrecht in der katholischen Kirche, und dem gelebten Umgang damit, entsprechen nicht unserer Auffassung eines Rechtsstaates, geschweige denn herrschender Gerechtigkeit oder Wiedergutmachung für die Opfer und das musste klar und deutlich gesagt werden“, stellt der Bürgermeister, auch im Namen des Gemeinderats, in der Mitteilung nochmals klar. Das Thema sei im Gemeinderat über mehrere Sitzungsblöcke hinweg intensiv diskutiert worden, erklärt der Bürgermeister. Dort sei auch die Aberkennung der Ehrenbürgerrechte durch die Gemeinde diskutiert worden. Letztlich habe der Gemeinderat mehrheitlich den jetzt gewählten Weg beschlossen.

„Es ist leider festzustellen, dass Kardinal Cordes das tausendfache Unrecht der sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche nicht wirklich verstanden hat und sich eher mit den Tätern als mit dem Leid der Opfer beschäftigt.
Ansgar Kaufmann, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats der Kirchengemeinde Welschen Ennest

Ansgar Kaufmann, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats der Katholischen Kirchengemeinde Welschen Ennest, unterstützt die Stellungnahme der Gemeinde: „Es ist leider festzustellen, dass Kardinal Cordes das tausendfache Unrecht der sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche nicht wirklich verstanden hat und sich eher mit den Tätern als mit dem Leid der Opfer beschäftigt. Dies liegt meines Erachtens auch daran, dass er einem traditionellen Kirchenbild verhaftet ist, das nur schwer mit Kritik und modernen Erkenntnissen umgehen kann. Dies zeigt auch seine Verurteilung der Homosexualität. Ob jemand mit diesen Positionen Ehrenbürger der Gemeinde Kirchhundem sein kann, kann man mit gutem Recht in Frage stellen.“

Georg Kaiser, Geschäftsführer des Kirchenvorstands der Katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul in Kirchhundem, wollte sich zu der Veröffentlichung der Gemeinde nicht äußern. Das sei Sache der Gemeinde und des Kardinals. Paul-Josef Cordes soll nach seinem Tod in der Pfarrkirche in Kirchhundem beigesetzt werden.