Finnentrop. Die Juwi GmbH plant den Bau von fünf Windrädern am Oberbecken in Rönkhausen. Die Gemeinde wird ihr Einvernehmen allerdings verweigern.
Die Anwohner aus dem Frettertal werden sich an den Anblick von Windrädern vor ihrer Haustür gewöhnen müssen. Im neuen Regionalplanentwurf, zurzeit in Aufstellung, finden sich verschiedene Windenergiebereiche auf Finnentroper Gemeindegebiet wieder, überwiegend im Frettertal, in dem die weit über 200 Meter hohen Giganten in Zukunft gebaut werden könnten – und nach jetzigem Stand auch werden.
Bereits genehmigt ist der Bau dreier Anlagen bei Serkenrode bzw. Schöndelt durch die SL Windenergie aus Gladbeck, den Antrag genehmigte der Kreis Olpe als Baugenehmigungsbehörde Ende September 2023. Über die fünf Windräder, die die Stadtwerke Aachen ebenso in unmittelbarer Nachbarschaft zum kleinen Örtchen Serkenrode errichten wollen, wird der Kreis Olpe bald entscheiden. Wohl nur noch eine Frage von wenigen Tagen.
Restriktion namens Premiumwanderweg
So weit ist der Genehmigungsprozess im Fall der Juwi GmbH, ehemals Windwärts Hannover, noch lange nicht. Das Unternehmen aus Rheinland-Pfalz möchte am Oberbecken nahe Rönkhausen ebenfalls fünf Windräder errichten. Der Kreis Olpe hat bereits zwei sog. Vorbescheidsanträge positiv beschieden – ausdrücklich gegen den Willen der Gemeinde Finnentrop, die auch jetzt wieder ihr Einvernehmen versagen wird. Der Grund: Zwei der fünf beantragten Windräder liegen außerhalb der Windenergiebereiche am Oberbecken – die eine Anlage mehr als 200 Meter, die andere sogar rund 340 Meter.
Würde die Gemeinde Finnentrop jetzt Ja sagen, dann würden diese Flächen außerhalb der Windenergiebereiche nicht auf die Flächenvorgabe (für Windenergie) angerechnet, die in Finnentrop mit knapp unter fünf Prozent bereits deutlich über dem Landesschnitt (1,8 Prozent gefordert) und dem Schnitt für den Regierungsbezirk Arnsberg (2,13 Prozent) liegen. Deswegen liegt es Politik wie Verwaltung gleichermaßen am Herzen, auf eine gerechtere Verteilung der bis zu 250 Meter hohen Wind-Giganten hinzuwirken.
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Hinzu kommt am Oberbecken, dass ein weiteres Windrad zwar in der anvisierten Fläche liegen würde, dafür aber den 440-Meter-Abstand zum Premiumwanderweg „Sauerland-Höhenflug“ unterschreitet, im Übrigen genauso wie die anderen beiden Windräder, die außerhalb der Windenergiezone liegen. Diese Restriktion für sich allein genommen wird aber wohl nicht ausreichen, um ein Windkraft-Projekt abzulehnen. „Für mich ist auch viel wichtiger, dass die 1000 Meter Abstand zu unseren Orten eingehalten werden, dann könnte ich mit einem Windrad am Wanderweg schon besser leben“, betonte CDU-Fraktionschef Ralf Helmig jüngst im Bau- und Planungsausschuss.
Für die Gemeinde, die sich bekanntlich aus einer aktiven Windkraft-Planung durch Ausweisung sogenannter Konzentrationszonen verabschiedet hat, geht es bei all den zu erwartenden Windkraft-Entwicklungen nun darum, die eigenen Bürger nicht übermäßig zu belasten. Erste, kleinere Erfolge konnte die Gemeinde schon erzielen und dafür sorgen, dass eine Fläche bei Fretter und Serkenrode im Regionalplanentwurf herausfiel, dafür jedoch eine große Fläche am Oberbecken hinzukam. Quasi als Tausch.
Für die Interessengemeinschaft (IG) Gegenwind Frettertal ist das nicht ausreichend: In einem Brief an Bürgermeister Achim Henkel (CDU) sowie an die Ratsmitglieder fordert die IG, dass eine weitere Windenergiezone bei Serkenrode zumindest verkleinert, bestenfalls sogar komplett gestrichen wird. In dem Antrag heißt es dazu unter anderem: „Die ausgewiesenen Windenergiegebiete mehr oder weniger rund um Serkenrode bedeuten für uns alle eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität.“ Deswegen der Appell an Verwaltung und Gemeinderat: „Nutzen Sie ihre Planungsfreiräume und verhindern Sie zumindest noch einen Teil der auf uns zukommenden Belastung!“.
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Das wird die Gemeinde auch versuchen, ganz zur Freude von Helmig: „Das würde Serkenrode entlasten. Auch wenn wir keine aktive Windkraft-Planung mehr betreiben, ist es doch gut, dass wir noch Einfluss auf den Regionalplan nehmen können oder es zumindest versuchen.“ Ähnlich äußerte sich im Ausschuss auch Marcel Hesse von den Freien Wählern: „Wir sollten eine gleichmäßige Aufteilung anstreben, zumal wir in Finnentrop schon sehr großzügig aufgestellt sind.“