Attendorn. Julia von Schledorn arbeitet regelmäßig im Coworking-Space in Attendorn. Über ihre Erfahrungen spricht die Innovationsmanagerin im Interview.
Im Oktober öffnete der erste sogenannte Coworking-Space an der Kölner Straße in Attendorn. Dahinter verbirgt sich ein Großraumbüro mit mehreren Schreibtischen samt „Telefon-Zelle“, einem Raum für Meetings oder Workshops und einer Gemeinschaftsküche, die Berufstätige für ihre Zwecke anmieten können. Einen dieser Schreibtische bucht regelmäßig Julia von Schledorn (36), die mit ihrer Familie in der Hansestadt wohnt und als Innovationsmanagerin bei den Sana Kliniken arbeitet. Normalerweise sitzt sie im Homeoffice, doch einmal im Monat wechselt sie ihren Arbeitsplatz und ist „Gast“ im Coworking-Space. Wir haben mit der gebürtigen Grevenbrückerin über ihre Erfahrungen gesprochen.
Warum nutzen Sie diesen Coworking-Space und sitzen nicht ausschließlich im Homeoffice?
Tatsächlich könnte ich, Dienstreisen ausgenommen, jeden Tag aus dem Homeoffice arbeiten. Mir tut es allerdings gut, zu Hause mal rauszukommen. Ich finde das Konzept Coworking-Space klasse. Ich genieße den Austausch mit anderen Personen, die in anderen Branchen tätig sind. Dieser Austausch ermöglicht spannende Einblicke und erweitert meinen Horizont.
Master in Gesundheitsökonomie
Julia von Schledorn ist 36 Jahre jung, verheiratet und Mama eines Sohnes. Nach ihrem Abitur am Gymnasium Maria Königin in Altenhundem machte sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Sie schloss ein BWL-Studium in Siegen und Essen an, machte ihren Bachelor und anschließend ihren Master in Gesundheitsökonomie. Schon während ihres Studiums arbeitete die gebürtige Grevenbrückerin als Werkstudentin in der Gesundheitsbranche. Nach ihrem Master startete sie ein Management-Trainee-Programm bei den Sana Kliniken mit Sitz in Ismaning, sie lebte in Stuttgart und München. Dort stieg sie schnell zur Referentin des Vorstandes auf. Als von Schledorn im Sommer 2020 Mama wurde, legte sie eine zehnmonatige Elternzeit ein und zog mit ihrer Familie zurück in den Kreis Olpe. Im Juni 2021 setzte sie ihre berufliche Laufbahn bei Sana als Innovationsmanagerin fort. Diesen Posten hat sie bis heute inne.
Wer sich im Coworking-Space einmieten möchte, hat drei Buchungsmöglichkeiten. Es gibt den sogenannten „DayPass“ (Tageskarte), den „FlexPass“ (13 Tage) und den „MonthPass“ (Monatskarte). Buchbar ist zudem der Meetingraum und nach Absprache auch die gesamte Ladenfläche. Mehr Infos finden Sie im Netz unter www.share2change.de. Der offizielle Name des Coworking-Spaces in Attendorn lautet „share2change – Innovation unter den Arkaden.
Haben Sie bereits Erfahrungen mit Coworking-Spaces?
Ja, die habe ich. Viele meiner Kollegen nutzen Coworking-Spaces in den Großstädten. Mein Arbeitgeber ist zum Beispiel Mitglied im Mindspace. In Berlin haben wir ein eigenes Büro angemietet, können jedoch auch die Räumlichkeiten des Mindspace in anderen Städten nutzen. Sie sind zwar räumlich gesehen viel größer als der Coworking-Space in Attendorn, von der Grundausstattung ähneln sie sich jedoch.
Das heißt?
Zunächst einmal miete ich mir einen Schreibtisch als Arbeitsplatz, an dem ich alle Geräte und Anschlüsse finde, die ich für meine Arbeit benötige. Darüber hinaus habe ich die Möglichkeit, mir einen Konferenzraum anzumieten oder in der „Telefon-Zelle“ in Ruhe zu telefonieren. Diesen abgeschirmten Raum nutze ich gerne, um etwa Gespräche mit Kollegen zu führen oder Termine mit Kunden wahrzunehmen. Es gibt eine offene Küche und gemütliche Ecken mit Sofas – die Ausstattung ist wirklich gut und kann mit der von Coworking-Spaces in Großstädten mithalten.
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Wie häufig nutzen Sie den Coworking-Space in Attendorn?
Aktuell einmal im Monat.
Übernimmt ihr Arbeitgeber die Kosten?
Den Coworking-Space bezahle ich selber. Mein Dienstsitz ist sozusagen Zuhause und es gibt keine unternehmensinternen Vorgaben, ein anderweitiges Büro oder einen Coworking-Space aufzusuchen. Die Nutzung erfolgt auf freiwilliger Basis und ist uns freigestellt.
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Wie läuft der Arbeitstag für Sie im Coworking-Space ab?
Das hängt von meiner Arbeitsagenda und meinen Terminen ab. Ich starte gerne mit einem Kaffee, plaudere mit den anderen, die hier arbeiten und lege dann los. Manchmal ergibt sich auch eine gemeinsame Mittagspause, wenn es gerade passt.
Dieser Coworking-Space hat Großraumbüro-Charakter. Welche Spielregeln müssen Sie hier beachten, um die anderen nicht bei der Arbeit zu stören?
Rücksichtnahme und Zurückhaltung sind geboten, um die anderen nicht zu stören. Bei Gesprächen sollte man daher die „Telefon-Zelle“ nutzen. Eine Selbstverständlichkeit sollte zudem sein, den eigenen Arbeitsplatz sauber und ordentlich zu hinterlassen. Diese „clean desk policy“ gibt es in den meisten Großraumbüros. Das gilt auch für die Küche und die weiteren Räumlichkeiten.
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Für welche Jobs ist ein Coworking-Space geeignet?
Wir sprechen schon über klassische Büro- und Schreibtischjobs. Meiner Meinung nach eignet sich ein Coworking-Space gerade für Menschen mit flexiblen Arbeitszeiten. Ich kann mir meine Zeit mehr oder weniger selbst einrichten und bin nicht so sehr an einen klassischen Büroalltag gebunden. Und er ist am besten geeignet für Arbeitnehmer, die weitestgehend digital arbeiten.
Coworking-Spaces sind auf dem Lande noch unterrepräsentiert. Glauben Sie, dass sich dieses Arbeitsmodell bei uns im Kreis Olpe durchsetzen wird?
Eine schwierige Frage. Grundsätzlich ist bei uns ein Trend erkennbar, in Siegen und Olpe gibt es bereits gut laufende Coworking-Spaces. Vor allem durch Corona hat Homeoffice einen Aufschwung erlebt. Andererseits möchten viele Arbeitgeber, dass die Mitarbeiter wieder in die Büros zurückkehren, oder Homeoffice nur an wenigen Tagen in der Woche machen. Das liegt mitunter auch an der Branche, der jeweiligen Unternehmensphilosophie und dem individuellen Arbeitsvertrag. Wohin die Reise führt, kann ich abschließend nicht sagen.
Werden Sie in Ihrem privaten Umfeld darauf angesprochen, dass Sie einmal pro Monat im Coworking-Space arbeiten?
Wenn ich darüber spreche, erlebe ich immer wieder, dass mich manche Freunde fragen, wie ein Coworking-Space funktioniert und was genau die Vorteile sind. Das Interesse ist auf jeden Fall da und ich wünsche mir, dass uns das Konzept durch weitere und langfristige Nutzer lange erhalten bleibt.