Olpe/Attendorn. Ein 30-Jähriger sitzt seit einem halben Jahr in der JVA Attendorn in Untersuchungshaft. Das Schöffengericht Olpe hat ihn verurteilt.
Drogen bestimmten das Leben eines 30-Jährigen. Jeden Tag konsumierte er Amphetamine. Um an neuen Stoff zu kommen, beging er Straftaten. Fünf Fälle im Juli 2023 in Attendorn waren am Mittwoch vor dem Olper Schöffengericht angeklagt. Bei der letzten Tat am 29. Juli wurde der Mann in Attendorn festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Aus der Zelle wurde er in den Gerichtssaal geführt. „Aufgrund des Hangs, berauschende Mittel zu sich zu nehmen, besteht die Gefahr, dass er weitere schwerwiegende Straftaten begeht“, sagte Staatsanwältin Vanessa Zimmermann in der Anklage.
Zunächst war der bis zu seiner Inhaftierung in Attendorn lebende Angeklagte in ein Haus eingebrochen. Dabei hatte er unter anderem acht Armbanduhren, eine Schmuckschachtel und Ohrringe erbeutet. Dann stahl er in einem Discounter Lebensmittel und Grußkarten. Trotz Hausverbots betrat er die Kommunale Notunterkunft in Attendorn.
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Zu den letzten beiden Taten kam es am 29. Juli 2023. Aus einer Gartenlaube stahl der Angeklagte eine Luftpistole und ein Luftgewehr. Dann hebelte er bei einem Haus die Balkontür auf und durchwühlte Schränke und Schubladen. Als ihn die 86-jährige Hausbewohnerin entdeckte, behauptete er, dass er von der Polizei sei und nach dem Rechten schauen müsse. In aller Ruhe setzte er seinen Einbruch fort und erbeutete Jacken, Handtaschen, Schmuck und Geld.
„Ich wollte nachts um 4 Uhr auf die Toilette gehen. Da stand ich auf einmal vor einem großen Mann. Ich fragte: Was wollen Sie? Wer sind Sie? Er sagte, dass er von der Polizei sei“, so die 86-Jährige vor Gericht. Sie sei dann in ihr Schlafzimmer gelaufen und habe sich eingeschlossen: „Ich bin dann aus dem Fenster gestiegen und über eine Wiese zu Nachbarn gelaufen. Dann haben wir die Polizei verständigt.“
Vor Gericht räumte der 30-Jährige alle Vorwürfe ein und zeigte sich einsichtig: „Es tut mir leid. Ich will mich auf jeden Fall ändern. Ich möchte ein ehrenvoller Mensch sein und mich in die Gesellschaft einbringen.“ Es sei aus einer Notsituation heraus entstanden: „Amphetamin hat sich schleichend in mein Leben eingebracht. Es wurde schlimmer. Ich hatte Job und Wohnung verloren. Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Mit Drogen werde ich überheblich und kriege Bewusstseinsstörungen.“
Dr. Thomas Schlömer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, diagnostizierte bei dem 30-Jährigen eine schizophrene Psychose und eine akute Amphitamin-Toxikation. Der Angeklagte habe berichtet, dass seine Eltern die Bremsen an seinem Fahrrad manipuliert, ihm die Freundin weggenommen und von seinem Vermögen 10.000 Euro unterschlagen hätten. Schlömer erkannte auf verminderte Schuldfähigkeit. Die Erfolgsaussicht einer Therapie sei gegeben: „Ohne Behandlung wären gleichartige Taten zu erwarten.“ Schlömer empfahl eine 24-monatige Unterbringung in einer Entziehungsanstalt.
Unterbringung in Entziehungsanstalt
Dafür plädierte auch Staatsanwältin Zimmermann, zudem für 20 Monate Haft. Zum Angeklagten meinte sie: „Wenn Sie heute hier rauskämen, ginge das gleiche von vorne los.“ Verteidiger Georg Goebel schloss sich der Staatsanwältin an. Die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt sie die optimale Maßnahme, um seinem Mandanten zu helfen.
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Das Gericht folgte dem Antrag der Staatsanwältin. Der Haftbefehlt bleibt aufrechterhalten. Der Angeklagte wurde nach der Verhandlung zurück in die JVA Attendorn gebracht. Zuvor hatte ihm Richter Matthias Witte noch Folgendes mit auf den Weg gegeben: „Schließen Sie mit den Dingen ab, nutzen Sie das als Möglichkeit. Bei Ihnen steht und fällt alles damit, ob Sie von den Betäubungsmitteln loskommen.“