Attendorn. Die Kattfiller-Skulptur des Attendorner Narrenbrunnens wurde verändert. Das sorgt für großen Ärger in Attendorn. Das ist passiert.
Über ein „vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“ hatte sich Bürgermeister Christian Pospischil bei der Einweihung des Narrenbrunnes einen Tag vor dem 3. Advent 2022 gefreut. Zum Jahrestag der Einweihung des beliebten Fotomotivs in der Niedersten Straße erlebten die Initiatoren Raimund Isphording und Wolfgang Raring vor wenigen Wochen eine böse vorweihnachtliche Überraschung. Von der bronzenen Spitze des Pfeils an der Kattfiller-Skulptur wurden einige Zentimeter abgesägt und eine Kugel draufgesetzt.
Für die engagierten Karnevalisten Isphording und Raring ist das „eine Verunstaltung und Verstümmelung von Kunst im öffentlichen Raum“. Der Ehrenpräsident der Karnevalsgesellschaft Attendorn und der frühere Vorsitzende des Komitees ehemaliger Prinzen haben nur durch Zufall von der Veränderung des zum Skulpturenweg „Brauchtum und Stadtgeschichte“ gehörenden Narrenbrunnens erfahren. „Warum machen die das?“, ärgert sich Raimund Isphording über das Vorgehen der Stadt Attendorn.
„Es ist nichts abgesägt, nur eine Kugel ist draufgesetzt worden“, berichtet Tiefbauamtsleiter Manuel Vogt. Und zwar vom Künstler Thomas Schütte aus Schmallenberg-Oberkirchen selbst, betont Vogt. Der Kunstschmied, in dessen Werkstatt auch die bei Touristen und Einheimischen beliebte „Iserkopp“-Figur am Bieketurm hergestellt worden ist, habe im Auftrag der Stadt Attendorn als Eigentümerin die Pfeilspitze entschärft.
Ein halbes Jahr zuvor hatte sich ein offensichtlich besorgter Einwohner bei der Hansestadt gemeldet. Dieses „Bürgeranliegen“, so heißt es in einer Mail vom 7. Juni 2023 an Isphording und Raring, müsse die Stadt ernst nehmen und könne es nicht unter den Tisch kehren. Und weiter: „So wird moniert, dass die bronzene Spitze des Pfeils am Kattfiller des Narrenbrunnens auf ca. 1,60 Meter Höhe in den Fußgängerbereich hineinragt und ein erhebliches Gefährdungspotential auf Kopf-/Augenhöhe darstellt (…) Im Haus ist nun nach mehreren Besprechungen Handlungsbedarf festgestellt worden, sodass die Spitze abgetrennt werden soll (…). Ist dies für Sie (Raimund Isphording und Wolfgang Raring, die Redaktion) eine hinnehmbare Lösung des Problems oder haben Sie ggf. eine andere Idee oder Möglichkeit?“
„Abflexen ist keine gute Idee“, antwortete Wolfgang Raring per Mail am 13. Juni 2023 und unterbreitete „drei Lösungsansätze: 1. Ein Blumenkübel unter der Pfeilspitze hält Passanten vor dem Pfeil fern. 2. Eine Kugel auf der Pfeilspitze bzw. 3. Ein Leder-/Gummischutz auf der Pfeilspitze entschärft die Spitze“.
Zuerst wurde, wie von Raring vorgeschlagen, ein Blumenkübel neben bzw. unterhalb der Pfeilspitze mit der erlegten Katze platziert. Wer an die Spitze herankommen wollte, musste sich schon anstrengen. Zudem war der Pfeil viel zu kurz, um in den Verkehrsbereich nebenan zu ragen. „Es bestand überhaupt keine Gefahr. Ich habe noch von keinem gehört, dass er sich verletzt hat“, schüttelt Raimund Isphording mit dem Kopf. Dem langjährigen Präsidenten der Karnevalsgesellschaft „Die Kattfiller“ und seinem Mitstreiter Wolfgang Raring ist es „natürlich außerordentlich wichtig, dass niemand durch die Skulpturen gefährdet wird“.
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Beide wundern sich allerdings, dass zwischen dem Erkennen des „erheblichen Gefährdungspotentials“ nach „mehreren Besprechungen“ im Attendorner Rathaus und der Beseitigung einige Monate vergangen sind. Auch ärgern sich die beiden über die mangelnde Kommunikation. Denn nach der Mail der Stadt Attendorn und der Antwort von Raring im Juni habe man nichts mehr von der Verwaltung gehört. Dabei hatte Wolfgang Raring „zur Klärung der Sachlage einen Ortstermin am Narrenbrunnen“ vorgeschlagen. „Es waren ja auch noch andere Sponsoren beteiligt“, befürchtet Isphording, dass auch mit denen nicht Rücksprache gehalten worden ist.
Laut Tiefbauamtsleiter Manuel Vogt blieb der Stadt Attendorn aus haftungs- und versichungsrechtlichen Gründen keine andere Wahl, als die vermeintlich gefährliche Pfeilspitze zu entschärfen. „Wenn heutzutage im öffentlichen Raum etwas passiert, wird die Schuld schnell bei anderen gesucht. Wir säßen auf jeden Fall mit im Boot.“
Damit will sich Raimund Isphording nicht abfinden. „Es ist bedauerlich, dass heute ein Bedenkenträger seine Meinung der Mehrheit der Bevölkerung oktroyieren (aufdrängen, Anmerkung der Redaktion) kann. Bleibt nur zu hoffen, dass diesem Bedenkenträger nicht auch noch die Skulptur am Feuerteich ins Auge fällt und der Künstler mit der Flex den dort lodernden Flammenspitzen zu Leibe rücken muss.“
Raimund Isphording und Wolfgang Raring hätten wohl nichts dagegen gehabt, wenn die angeblich so gefährliche Pfeilspitze mit einer roten Pappnase abgesichert worden wäre.
Kattfiller Symbolfigur und Namensgeber
Der Kattfiller ist eine Symbolfigur des Attendorner Karnevals und Namensgeber der Karnevalsgesellschaft „Die Kattfiller“ und erinnert mit der vom Pfeil durchbohrten Katze an den sagenhaften Fehlschuss der Attendorner bei der Belagerung der Burg Bilstein. Der von Raimund Isphording und Wolfgang Raring initiierte Narrenbrunnen ist Teil des Skulpturenweges „Brauchtum und Stadtgeschichte“. Zum Ensemble des Narrenbrunnens gehören neben den beiden Bronzefiguren des Kattfillers und des Tanzmariechens eine geschmiedete Bütt und ein Narrenschiff.