Olpe. Mit Verspätung sind nun die letzten Gebäudeteile des soliden Bauwerks niedergelegt worden. Mehrere Gründe sorgten für Hemmnisse.

Das letzte Kapitel der einstigen Realschule Olpe ist nun zugeschlagen. Ein Spezialbagger der Welschen Ennester Firma Hellekes, ein sogenannter Longfront-Bagger mit extrem langem Ausleger und einer Abbruchzange statt einer Baggerschaufel, zerkleinert nun die letzten Teile des Schulgebäudes zwischen Rathaus und Freizeitbad. An die Realschule erinnern wird künftig nur noch die Turnhalle, die inzwischen zu einer Vereins-Einrichtung geworden ist und für den Schulsport keine Bedeutung mehr hat.

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Damit ist nun der erste Schritt der geplanten Umgestaltung des Rathaus-Umfeldes nach langen Vorarbeiten abgeschlossen. 56 Jahre nach dem Bau der neuen Schule wird damit das Gelände nun für eine zehnjährige Zwischennutzung frei, in der das Areal eine Mischung aus Park und Spielplatz werden soll. 1967 war der Grundstein des neuen Gebäudes gesetzt worden, die Schule an sich existierte bereits: Sie hatte im heutigen LWL-Museum für Archäologie und dem Alten Lyzeum ihren Betrieb aufgenommen, bevor sie in den Neubau an der Bigge gezogen war.

Abbruch Realschule Olpe

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    2019 hatte der Abbruch bereits begonnen, der sich nun sage und schreibe vier Jahre hingezogen hat und bis zum Abschluss der Aufräumarbeiten auch noch ins Jahr 2024 hineinreichen wird. Damals war aus der leerstehenden Schule zunächst der Grundstein geborgen worden, der eine interessante Geschichte hat: Er war zweifach genutzt worden, zuerst 1894 als Grundstein der Kapelle des Mutterhauses der Olper Franziskanerinnen, die dort stand, wo später die Realschule und das Rathaus enstanden, und dann, gewendet und neu verziert, als Grundstein der Realschule. Das Gebäude wurde fast exakt 50 Jahre genutzt.

    Nach dem Brand der Aula verschlossen Bretter den Zugang zur restlichen Realschule.
    Nach dem Brand der Aula verschlossen Bretter den Zugang zur restlichen Realschule. © WP | Josef Schmidt

    Dem eigentlichen Abbruch voraus ging dann eine umfassende Schadstoffsanierung: Unter anderem PCB und Asbest wurden aus dem Stahlbeton-Skelettbau herausgeholt, unter Atemschutz und aus einem vollständig eingehausten Gebäude, damit keine der Giftstoffe oder gefährlichen Fasern in die Umgebung gelangten. Der Bereich der einstigen Aula sollte eigentlich mit der übrigen Schule abgebrochen werden – Brandstiftung sorgte für eine Planänderung: Zündelnde Jugendliche verursachten einen Großbrand, sodass die Brandruine zuerst abzubrechen war. Das dem Abbruch geweihte Gebäude wurde danach quasi so saniert, als ob man es hätte weiternutzen wollen. Während der Arbeiten liefen durchgehend Messpumpen, die definierte Luftmengen durch Filter zogen, die dann im Labor auf die Schadstoffbelastung der Raumluft kontrolliert wurden. Als Ziel hatte die Abbruchfirma Weihnachten – allerdings 2022. Doch als die Schadstoffe herausgeholt waren und der Abbruch beginnen sollte, hatte ein Gutachten für einen Baustopp gesorgt.

    Die weitgehend entkernte Realschule kurz vor dem Beginn der eigentlichen Abbrucharbeiten im April.
    Die weitgehend entkernte Realschule kurz vor dem Beginn der eigentlichen Abbrucharbeiten im April. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

    Artenschützer hatten hinter der Kunstschiefer-Fassade größere Vorkommen von Zwergfledermäusen vermutet: Ein Ultraschallgerät hatte nachts eindeutig umherfliegende Tiere im Realschulbereich ausgemacht, und daraufhin war großer Aufwand betrieben worden, um die Tiere schonend zu vertreiben. Netze waren auf dem Dach des abbruchreifen Gebäudes bereitgelegt worden. Diese sollten nach dem Ausfliegen der nachtaktiven Säugetiere herabgeworfen werden, um den Fledermäusen die Rückkehr in ihre Quartiere zu verschließen. Das allerdings war nur in einem kleinen Zeitfenster möglich, wenn keine Jungtiere mehr in den Bauten vermutet wurden, andererseits aber auch die nachweislich in der Realschul-Fassade lebenden Mauersegler noch in ihren Winterquartieren sind.

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    Das Vorhaben misslang, und als dann unter strenger Aufsicht der Naturschutzbehörde der Kunstschiefer vorsichtig geöffnet wurde, stellte sich heraus, dass nicht eine Zwergfledermaus dort genistet hatte. Die Mauersegler erhielten Ausweichquartiere: große Nistkästen, die in der Nähe in Bäumen hängen. Und erst dann konnte der Longfront-Bagger seinen überlangen Beißer ausfahren und mit dem Zerlegen des Bauwerks beginnen. Mit einem satten Jahr Verspätung.