Olpe. Der freiraumplanerische Wettbewerb für das Areal hat zwar einen Gewinner, dennoch kauft die Stadt eine weitere Arbeit. Die Gründe.
Bürokraten-Deutsch schreckt ab. So verlockt ein Auftrag mit dem Titel „Nichtoffener einphasiger freiraumplanerisch-städtebaulicher Realisierungswettbewerb nach VgV und RPW 2003“ nicht gerade, sich mit dem Thema näher zu befassen. Das, was am Freitagvormittag im Foyer des Olper Rathauses präsentiert wurde, hat indes Potenzial, jede Menge Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, denn der unaussprechliche Wettbewerb unter der Überschrift „Gestaltung der westlichen Innenstadt und des Freiraums entlang der Bigge“ soll aufzeigen, wie sich das Areal, das heute das Rathaus, das Parkhaus Franziskanerstraße und die im Abbruch befindliche Realschule sowie den alten Busbahnhof umfasst, in nicht allzu ferner Zukunft darstellen soll.
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Am Dienstag hatte die Jury getagt, die aus zwei Teilen bestand: einer Fach- und einer Sachjury. Der Fachteil bestand aus Landschaftsarchitekten und Stadtplanern aus ganz Deutschland, die Sach-Jury rekrutierte sich aus Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung und der Stadtverwaltung. Sie befassten sich fast acht Stunden lang damit, sieben eingereichte Arbeiten zu prüfen, wobei diese anonym und nummeriert waren. Am Freitag machte Bürgermeister Peter Weber (CDU) das Ergebnis öffentlich. Wie er erklärte, gebe es zwar einen eindeutigen ersten Sieger, dennoch habe das Preisgericht der Stadt empfohlen, auch den zweiten Platz anzukaufen und mit beiden Preisträgern in die nächste Runde zu gehen, an deren Ende ein Planungsauftrag stehen wird.
Sieger des Wettbewerbs wurde das Büro „club L94 Landschaftsarchitekten“ aus Köln, den zweiten Platz erhielt das Büro „KRAFT.RAUM Landschaftsarchitektur und Stadtentwicklung“ aus Düsseldorf. Der Siegerentwurf trägt den Titel „Stadt an den Fluss“, was die zentrale Idee zusammenfasst: Das Büro will vergleichsweise wenig neu bauen und viel Platz freilassen. Ein Park soll Altstadt und neues Rathaus verbinden, zwischen der Realschulturnhalle und dem Alten Lyzeum soll eine multifunktionale Rasenfläche entstehen. Die Franziskanerstraße, so der Plan, soll in Höhe der Franziskanerpassage verkehrsberuhigt werden, um diese besser ab die Innenstadt anzubinden. Platz zwei hingegen geht von deutlich mehr Bebauung aus, auch wenn hier ebenso die Freilegung der Bigge Rückgrat der Planungen ist. Hier werden aber zwei Baufelder vorgesehen.
Die Technische Beigeordnete Judith Feldner und Bürgermeister Weber betonten, keiner der Entwürfe werde 1:1 umgesetzt, es handle sich im Grunde um eine Art Wunschskizze der Büros. Bei den nun folgenden Verhandlungen werde es sich darum drehen, welches der Büros bereit sei, so weit auf Gegebenheiten und politisch gewünschte Vorgaben einzugehen, bis der Rat mit einem der beiden Pläne einverstanden sei und sich dann für eine der beiden Lösungen entscheide.
Feldner: „Ganz grob gesagt kann man sagen, der eine Plan macht mehr mit Freiraum und weniger mit Städtebau und der andere umgekehrt.“ Prof. Burkhard Wegener vom Büro „club L94 Landschaftsarchitekten“, der Entwerfer des Siegerwerks, erklärte, es sei beim Wettbewerb um die Frage gegangen, wieviel neue Stadt Olpe an dieser Stelle brauche. Die Flüsse seien immer die Lebensadern der Städte gewesen, so Wegener. Dies wolle sein Büro wieder zurückholen, nun nicht mehr als Antriebskraft für die Industrie, sondern als Lebensadern für Naherholung und Freizeit. Sein Entwurf wolle viel Freiraumqualität einbringen und sehr wenig Architektur. Inés Nunes von „FREI.RAUM“ betonte, beim Entwurf ihres Büros werde viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. So soll die derzeitige Rathausbrücke erhalten werden, auch sei Bestandteil des Plans, die Materialien der abzubrechenden Gebäude auf dem Gelände als Baumaterial zu nutzen. In ihrem Entwurf bilde der Freiraum einen Schwerpunkt, neue Bebauung einen anderen.
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Die Umsetzung des am Ende ausgewählten Plans kann unter Umständen schon 2025 beginnen – freilich in Abschnitten, denn zum einen ist bereits Beschlusslage, dass das Realschulgelände für zehn Jahre eine Zwischennutzung erfährt, zum anderen kann das Rathausareal erst dann genau überplant werden, wenn der riesige Stahlbetonbau abgebrochen ist, und hier geht die Stadt derzeit von 2027 aus. Für die Kosten der Umsetzung sind im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) 5 Millionen Euro vorgesehen. Als Preisgelder gingen 56.000 Euro an den Sieger, 39.000 Euro an den Zweiten, zudem erhielten zwei weitere Arbeiten Anerkennungen und jeweils 10.000 Euro. Weiterhin wird ein Bearbeitungshonorar von 60.000 Euro auf alle sieben Teilnehmer verteilt, die eine vollständige Wettbewerbsarbeit eingereicht haben.
Alle Entwürfe sind vom 11. Dezember bis zum 8. Januar inklusive eines großen Modells des Siegerentwurfs im Rathaus während der regulären Öffnungszeiten zu besichtigen.