Kreis Olpe. Der Pyrotechniker kontert vielfältige Kritik am Feuerwerk – so sei die Feinstaubbelastung zu vernachlässigen, die Branche tue viel für den Umweltschutz.

Es sind nur noch wenige Tage, bis wieder ins neue Jahr gerutscht wird. Ob einzelne China-Böller, Raketen oder ganze Feuerwerke – das traditionelle Böllern darf in vielen Haushalten im Kreis Olpe nicht fehlen. Seit vielen Jahren ist der Einsatz von Pyrotechnik umstritten, sogar ein dauerhaftes Böller-Verbot war während der Corona-Krise im Gespräch. Für den Veranstaltungstechniker Martin Reißner ist das, allein schon aus beruflichen Gründen, undenkbar, denn auch in diesem Jahr gibt es in der Pyro-Szene Neuerungen, die darauf warten, auf Silvester ausgepackt zu werden.

Über den Beruf zur Leidenschaft

Der 58-jährige Reißner hat lange kaum etwas mit „Böllern“ am Hut. Erst über seinen Beruf kommt er so richtig auf den Pyrotechnik-Geschmack: „Ich bin eigentlich gar kein Feuerteufel und bin über die Veranstaltungsbranche darauf gekommen. Die Ästhetik und das Zusammenspiel von Farben fasziniert mich“, erzählt der Mann aus Neger auch, dass er in seiner Kindheit nur wenig Berührungspunkte mit Böllern zu Neujahr hatte. Inzwischen ist Pyrotechnik einer der Hauptbestandteile seines Lebens. Reißner wird regelmäßig für Veranstaltungen und Partys gebucht, um Lichter- und Pyro-Shows aufzuführen und kann die jährliche Diskussion um ein Böllerverbot überhaupt nicht nachvollziehen.

Aus der Sicht des Olpers liegen die Gründe für die vielen Verletzten an Neujahr nicht an der Technik, sondern deutlich tiefer: „Alkohol ist des Wurzels Übel – wer Pyro benutzt, sollte nichts trinken. Ich sage: Verbietet doch den Alkohol“, betont er. Reißner appelliert daher an den gesunden Menschenverstand: „Niemand kommt auf die Idee, sich beim Tanken Zigaretten anzumachen.“ Dazu komme, dass sich viele Personen nicht ausreichend mit der Materie auseinandersetzten, das reiche sogar bis zur Organisatoren-Ebene von Großveranstaltungen. „Wenn ich große Plätze sehe, die zu stark besucht sind, muss einem das Verantwortungsgefühl sagen: Das ist nicht der richtige Platz.“ Oftmals werde der nötige Sicherheitsabstand beim Abbrennen von Pyrotechnik nicht eingehalten. Auf europäischer Ebene sei ein Mindestabstand von acht Metern vorgesehen, dieser reiche je nach Gegenstand jedoch bei Weitem nicht aus. Der Experte rät daher dazu, sich mindestens 24 Meter entfernt von Feuerwerken aufzuhalten.

Völliges Unverständnis für viel zu heftige Kritik

Der 58-Jährige kann den teils schlechten Ruf der Pyrotechnik nicht nachvollziehen. Seine eingesetzte Pyrotechnik erzeuge keinen krebserregenden Feinstoff und auch generell nur einen winzigen Anteil an Feinstaub. Reißner: „Die Fahrt von Olpe nach Köln erzeugt mehr Feinstaub als alle Pyro-Shows, die ich im Jahr gemacht habe.“ Die Szene habe sich während der Corona-Krise an die neuen Gegebenheiten und Wünsche angepasst. Verpackungen werden nur noch komplett plastikfrei hergestellt und auch viele akustische Effekte seien aus Tierschutzgründen deutlich leiser, dazu geschehe alles auf Basis der CO₂-Neutralität. Trotz der Berücksichtigung der strengsten Richtlinien sieht sich der Negeraner heftiger Kritik ausgesetzt: „Da wird man trotzdem als Öko-Terrorist bezeichnet“, dass sich die Technik aber sogar mineralisierend für Flora und Fauna auswirkt – „das wollen die Menschen alle nicht hören.“

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Grundsätzlich gilt: Wer sich an die Anleitungen hält, muss sich vor dem Zünden der Böller nicht fürchten. Anders sieht das beim Kauf von sogenannten „China-Böllern“ oder illegalen „Riesen-Böllern“ aus dem nahen Ausland aus. Das Material, das dafür bekannt ist, besonders laut zu sein, erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit und hat schon zu einigen schweren Verletzungen während der Silvester-Nacht geführt. Der 58-Jährige hat dazu eine klare Meinung: „An alle Personen, die sich illegales Zeug aus dem Ausland kaufen: Das ist eine Straftat. Dann seid ihr fünf Sekunden die lautesten im ganzen Dorf, dafür aber ohne Hand.“ Eigentlich bleibt nach dem Zünden der Böller eine Zeit von drei bis vier Sekunden, um den Böller wegzuwerfen, bei illegalen Produkten sei es aber schon öfter zu deutlich schnelleren Zündungszeiten gekommen. „Die Gefahr besteht, dass das mal nicht so funktioniert“, berichtet Reißner. Für das Anzünden von Raketen hat der Veranstaltungstechniker einen simplen Tipp auf Lager – anstatt die Rakete mit der Hand zu zünden, einfach auf eine leere Flasche in einer Kiste zurückgreifen, damit auch nichts vorab umfällt.

Pyrotechniker Martin Reißner mit seinem Sohn Jonas (27).
Pyrotechniker Martin Reißner mit seinem Sohn Jonas (27). © WP | Privat

Absoluter Trendsetter

In diesem Jahr haben es dem Pyrotechniker vor allem Verband-Batterie-Feuerwerke mit Elektro-Zündung angetan – selbst der Zünder kann das Feuerwerk völlig entspannt mit anschauen. Laut Reißner gibt es hier aktuell kaum schönere Feuerwerke auf dem Markt. Daher ist jetzt schon klar, dass beim traditionellen Feuerwerk vor dem Haus Platte auch eine Verbands-Batterie zum Einsatz kommt.

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