Olpe. Der letzte Gottesdienst ist am 9. Januar. Nach der Profanierung werden Fenster und Prinzipalstücke ausgebaut. Dann folgt der Abbruch

Bald heißt es für viele Olper, von einer vertrauten Gewohnheit Abschied zu nehmen. Denn die Krankenhauskapelle muss dem geplanten Neubauteil des Olper St.-Martinus-Hospitals weichen. Anders als der Name es ahnen lässt, ist das Gotteshaus auf dem Krankenhausgelände weit mehr als eine reine Krankenhauskapelle; sie war und ist eingebunden in den Messplan der St.-Martinus-Gemeinde und wird von vielen Gläubigen aufgesucht.

Die 1961 erbaute Krankenhauskapelle ist von außen kaum als Gotteshaus zu erkennen. Der schlichte Bau wird im neuen Jahr abgebrochen, um Platz für den großen Krankenhausneubau zu schaffen. Seine historischen Bestandteile werden erhalten.
Die 1961 erbaute Krankenhauskapelle ist von außen kaum als Gotteshaus zu erkennen. Der schlichte Bau wird im neuen Jahr abgebrochen, um Platz für den großen Krankenhausneubau zu schaffen. Seine historischen Bestandteile werden erhalten. © Olpe | Jörg Winkel

Auch nutzten Schulen und Kindergärten die Kapelle gern etwa für Begrüßungs- oder Abschiedsfeiern der Kinder am Beginn oder Ende eines Schul- oder Kindergartenjahrs. Das von außen schlichte und schmucklose Gebäude, kaum als Gotteshaus zu erkennen, offenbart sich im Inneren als helle, freundliche Kirche mit einer Größe, die sie für viele Veranstaltungen besser geeignet macht als die großen Pfarrkirchen.

Die Muttergottes aus der Werkstatt Düringer: Die wertvolle Figur soll im Neubau der Kapelle einen Platz finden.
Die Muttergottes aus der Werkstatt Düringer: Die wertvolle Figur soll im Neubau der Kapelle einen Platz finden. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Errichtet wurde die Kapelle gemeinsam mit dem Neubautrakt des Krankenhauses im Jahr 1961. Viele Elemente sind jedoch deutlich älter. Es gibt Heiligenfiguren, die aus dem 17. Jahrhundert stammen, und Fenster, die vermutlich um das Jahr 1920 für eine Vorgängerkapelle angefertigt worden sind. Ein Stein in der Kapelle verweist auf das Jahr 1934.

Die Pieta aus schwarzem Stein: Eine Vielzahl von Opferlichtern zeigt, wie stark die Gebetsstätte mitten in der Stadt frequentiert wird.
Die Pieta aus schwarzem Stein: Eine Vielzahl von Opferlichtern zeigt, wie stark die Gebetsstätte mitten in der Stadt frequentiert wird. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Krankenhaus-Geschäftsführer Dr. Gereon Blum ist es ein Anliegen, die historischen Bestandteile nicht nur zu erhalten, sondern auch in einem Neubau einer Weiterverwendung zuzuführen. Insbesondere die Fenster sollen in die geplante neue Kapelle integriert werden. „Wir sind auch noch auf der Suche nach historischen Daten und einigen Hintergründen“, so Dr. Blum: Vieles, was überliefert sei, stimme offenbar nicht, so sei oft behauptet worden, die Fenster stammten aus dem alten Mutterhaus der Franziskanerinnen, was aber wohl nicht belegt werden kann. Für die Planungen der neuen Kapelle wurde ein Arbeitskreis eingerichtet, in dem außer Krankenhausseelsorger Christoph Lange, Pfarrer Johannes Hammer und auch Dr. Blum vertreten sind. Die neue Kapelle soll Teil des Neubaus werden, der im Eck der Josef- und der Martinstraße entstehen wird. „Wir planen in jedem Fall, dass auch die neue Kapelle nicht nur für das Krankenhaus da ist, sondern der ganzen Gemeinde offensteht“, so Dr. Gereon Blum. Sie soll baulich so angelegt sein, dass sie separat vom Krankenhaus betreten werden kann. Nach Möglichkeit soll die neue Kapelle erweiterbar sein, dass man bei größeren Feiern einen direkt anschließenden Saal hinzu nehmen kann. Und sollten Bestandteile der alten Kapelle nicht in den Neubau integriert werden können, dann sei Ziel, sie an anderer Stelle in Olpe zu belassen.

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Eines der Fenster der Kapelle zeigt den heiligen Martinus bei der Mantelspende. Dieses Fenster, so Dr. Blum, solle möglicherweise so in den Neubau integriert werden, dass es von außen zu sehen sei, immerhin sei ja der heilige Martin nicht nur Namensgeber des Krankenhauses, sondern auch Schutzpatron der Stadt. „Ein anderes Fenster zeigt eine Heilige, die einem Mann aus einem Kelch zu trinken gibt. Die Heilige ist mit einer Krone gekrönt, die sie über einem grünen Kopftuch trägt. Ein Heiligenschein lässt sie als Heilige identifizieren“, ist der Homepage zu entnehmen.

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Im Kirchenraum befindet sich derzeit noch links vom Altar eine Figur des heiligen Josef. Rechts vom Altar ist eine Marienfigur zu bewundern, die Johann Nikolaus Düringer geschaffen hat, der große Barockbildhauer, der sich in Rüblinghausen niederließ und dort auch starb. „Die im Zeitraum von 1730 bis 1750 entstandene farbig gefasste hölzerne Marienfigur trägt eine Krone auf dem Haupt und ein goldenes Zepter in der rechten Hand“, ist auf der Homepage festgehalten, also Maria als Himmelskönigin. Diese Gottesmutter mit Kind war laut Homepage bereits in der ersten, 1856 erbauten Olper Krankenhauskapelle aufgestellt. Als ihr ursprünglicher Aufstellungsort wird die Olper St.-Martinus-Pfarrkirche vermutet, in der eine ähnliche, zugehörige Heiligenfigur des Heiligen Josef steht. Aus schwarzem Stein geschlagen ist eine Pieta, also eine Darstellung von Maria mit ihrem toten Sohn, die in einer Ecke der Kapelle aufgestellt ist. Vor ihr befindet sich ein Ständer, in dem Opferlichter angezündet werden können. Die große Zahl an brennenden Lichtern zeigt, wie groß die Nachfrage ist.

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Die Profanierung der Kapelle wird am 9. Januar erfolgen: Um 16.30 Uhr beginnt dann ein Gottesdienst, an dessen Ende Pfarrer Johannes Hammer als „Rector ecclesiae“ aller katholischen Kirchen im Stadtgebiet das Allerheiligste entfernt und das Ewige Licht löscht. Danach beginnt die Bergung von Fenstern und Prinzipalstücken, um sie vor dem Abbruch der Kapelle in Sicherheit zu bringen.