Olpe. Bußgottesdienst „Nacht der Versöhnung“: Drei Menschen berichten über schwere Entscheidungen und warum sie diese nicht bereut haben

Sie kamen aus Attendorn und Finnentrop, aus Lennestadt und Wenden. Menschen aus dem ganzen Kreisgebiet besuchten am Montagabend die Heilig-Geist-Kirche, wo das Dekanat Südsauerland zur „Nacht der Versöhnung“ geladen hatte. Zweimal im Jahr findet dieser Bußgottesdienst statt und bereitet in lockerer, unkonventioneller Weise auf Ostern und Weihnachten vor. Zum zweiten Mal war die Heilig-Geist-Kirche Veranstaltungsort: Entstanden ist die „Nacht der Versöhnung“ in den 1990er-Jahren im damaligen Pallottihaus. Nach dessen Verkauf wechselte die Veranstaltung in die Kirche des Mutterhauses der Olper Franziskanerinnen. Seit dem noch laufenden Umbau des Klosters wechselte die Veranstaltung zunächst in die Kirche Maria Königin in Altenhundem, doch obwohl die Veranstaltung stets das gesamte Dekanat anspricht, funktionierte dieser Ortswechsel nicht. Die Heilig-Geist-Kirche in Olpe hingegen ist ein adäquater Ersatz für die Mutterhauskirche; die offene, rund um den Altar angeordnete Kirche war nahezu voll besetzt. Pallottinerpater Siegfried Modenbach vom Geistlichen Zentrum Kohlhagen leitete den Gottesdienst.

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Ein großer Teil der Gläubigen kommt stets aus dem Rahrbachtal: kein Wunder, denn von dort kommt die vielköpfige Band „Horizont“, die mit Gesang und Musik unter Leitung von Prof. Dr. Silvia Greiten semiprofessionell neue geistliche Lieder vorträgt. Zudem versteht die Welschen Ennesterin es mit leichter Hand, die ganze Kirche zum Chor zu formen und mehrstimmige Lieder singen zu lassen. Das Motto des Gottesdienstes hieß diesmal „Entschieden leben“. Pater Modenbach erklärte in seiner Begrüßung, die Feier des Weihnachtsfests liege in einer solchen Entscheidung begründet: „Weil Gott sich für uns Menschen entschieden hat“. Christen seien immer wieder aufgerufen, sich zu entscheiden. An einem Satz aus der Antrittsrede des US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy von 1961 machte Modenbach dies fest: „Der Mensch hält in seinen sterblichen Händen die Macht, alle Formen menschlicher Armut und alle Formen menschlichen Lebens abzuschaffen.“ Genau diese Entscheidung hätten nicht nur die Politiker an der Macht zu entscheiden, sondern täglich jeder Mensch selbst. Er rief dazu auf: „Lasst uns dem Leben mehr trauen als Hass und Vernichtung.“ Es gelte, das biblische Prinzip im Auge zu behalten: das Leben wählen, um zu leben.

Die Band „Horizont“ sorgt seit Jahren bei der „Nacht der Versöhnung“ für die musikalische Begleitung
Die Band „Horizont“ sorgt seit Jahren bei der „Nacht der Versöhnung“ für die musikalische Begleitung © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Drei Menschen traten vor, die schwere Entscheidungen zu fällen hatten und sie erklärten. Eine junge Frau hatte die Wahl, ihren Beruf weiterzuverfolgen oder einen neuen zu beginnen. Sie entschied sich für den Neustart und erklärte, sie sei inzwischen sicher, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei. Ein junger Mann berichtete, als Mitglied der „Generation der 1000 Möglichkeiten“ habe er lange nicht gewusst, welchen Berufsweg er einschlagen solle. Seine Eltern hätten ihm stets klargemacht, ihn zu unterstützen, solange er nicht Pastor oder Lehrer werde. „Jetzt werde ich Lehrer und merke: Das ist es.“ Ihm habe die Entscheidung gezeigt, es sei richtig, mehr Gottvertrauen zu wagen und im Abwägungsprozess nicht immer „auf die letzten Prozente zu warten, bis die Entscheidung steht. Im Zweifel: machen“. Als dritte berichtete eine Frau, sie sei durch Geisteskraft und Gebet aus einem Teufelskreis ausgestiegen. Nach einer Erkrankung habe ihr jeder Arzt die Medikamente verschrieben, die aus seiner Fachrichtung betrachtet die richtigen gewesen seien, indes habe die ganzheitliche Betrachtung gefehlt. Eine Heilpraktikerin habe sie auf den Weg gebracht, ihren Geist so zu lenken, dass er ihr Verhalten beeinflusst habe. Nach langem Ringen mit ihrem Arzt habe sie dann die Medikamente abgesetzt und komme heute ganz ohne aus.

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Nach dem Schlusslied nutzten viele Besucherinnen und Besucher die Chance, sich von Pater Modenbach, Schwester Gertrudis Lüneborg oder dem Leiter des Jugendspirituellen Zentrums „Tabor“, Alexander Sieler, segnen zu lassen. Auch bestand Gelegenheit zu Beicht- und Bußgesprächen. Und in den Gemeinderäumen fanden sich viele zusammen, um bei Tee und Gebäck ins Gespräch zu kommen.