Oberelspe/Habbecke. Tobias Czipanski wird bei einem Motorradunfall in Attendorn schwer verletzt. Nur durch ein Wunder kann er mit seiner Familie Weihnachten feiern.
Dass Tobias Czipanski aus Lennestadt Weihnachten mit seiner Familie gemeinsam unter dem Weihnachtsbaum sitzen kann, hat er wohl mehreren Schutzengeln zu verdanken. Es ist nun vier Monate her, dieser Abend des 20. August, als sich ein schwerer Unfall ereignet und der junge Motorradfahrer mit lebensgefährlichen Verletzungen mit einem Hubschrauber in die Klinik geflogen werden muss.
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Ein wunderschöner Sonntag, mit warmen Temperaturen und Sonnenschein pur. Der Tag vor dem 14-tägigen Sommerurlaub des 37-Jährigen, den er mit seinem Schäferhund Charly am Biggesee verbringt. Als er abends heimkehrt, entscheidet er sich nach der Gassirunde mit Charly noch eine gemütliche Ausfahrt mit seinem Motorrad – der Kawasaki Ninja zu machen und verabschiedet sich von seiner Freundin für zwei Stündchen. Vor drei Jahren hatte der gelernte Straßenbauer, der als Maschinist bei der Firma Straßentiefbau GmbH arbeitet, seinen Motorradführerschein gemacht und sich die 130-PS-Maschine gekauft. Die Abendrunde führt ihn durch den Kreis Olpe, über Neuenkleusheim, Fahlenscheid und sollte dann über Bremge zurück nach Hause gehen. Ein tolles Foto von seinem Motorrad im Sonnenuntergang postet er noch in seinen Whatsapp-Status und dann verändert sich das Leben von Tobias Czipanski innerhalb weniger Sekunden.
Auf der Anhöhe zwischen Bremge und Repe nimmt ihm ein Autofahrer die Vorfahrt. Der 37-Jährige kracht frontal in das Auto, prallt ab, fliegt durch die Luft und knallt einige Meter entfernt mit voller Wucht auf den Asphalt. In seinen Erinnerungen kommen langsam einzelne Bruchstücke wieder. „Ich hatte furchtbare Schmerzen. Der ganze Körper tat weh. Und dann sehe ich einige Menschen um mich herum“, beschreibt er die ersten Minuten nach dem Unfall. Sein Glück: unter den Ersthelfern ist neben einer Krankenschwester, auch ein Arzt und ein Feuerwehrmann. „Ich erinnere mich noch, dass jemand sagte, dass er Arzt ist und ich gerne den Helm abgezogen haben wollte“, beschreibt der Motorradfahrer die Lage am Unfallort. Dass er aus seiner Lederkombi herausgeschnitten, vom Notarzt versorgt und auf die Liege gelegt wird, weiß der 37-Jährige nicht mehr. Auch den Flug mit dem Hubschrauber ins Jung-Stilling-Krankenhaus nach Siegen nimmt er nur im Unterbewusstsein wahr: „Plötzlich war es stockdunkel und schrecklich laut“.
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Erst auf der Intensivstation kommt er dann wieder zu sich. Er hat einen Milzriss, eine Leberprellung, mehrere Rippenfrakturen, Prellungen am ganzen Körper und das Handgelenk gebrochen. Stunden sind seit dem Unfall vergangen. Die Familie hat sich große Sorgen gemacht, weil er schon so lange unterwegs ist.
„Meine Freundin hat mich dann über mein Handy versucht anzurufen und am anderen Ende ging dann ein Polizist an mein Handy“, erklärt Tobias Czipanski, wie seine Familie von dem Unfall erfahren hat. Die Schmerzen nach dem Unfall sind unerträglich und der 37-Jährige kann kaum eine Nacht schlafen. Über drei Wochen kann er nur liegen. Vom Unfallverursacher, der sich auch mehrfach in der Klinik nach seinem Wohlbefinden erkundigt hat, erhält er einen Brief mit einer Entschuldigung. „Ich habe riesengroßes Glück gehabt, auch wenn ich erst langsam wieder mobil werde. Ich bedanke mich von Herzen bei allen Helfern, die sich am Unfallort um mich gekümmert haben“, sagt der in Habbecke, bei Oberelspe wohnende und richtet einen Blick auf seinen Helm, den er nach dem Unfall behalten hat.
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Sein Motorrad hat er mit Totalschaden abgegeben, liebäugelt aber, irgendwann wieder aufzusteigen: „Sobald ich wieder arbeiten kann und es mir besser geht, würde ich mich gerne wieder auf ein Motorrad setzen“. Da lassen ihn die Kommentare aus dem Bekanntenkreis kalt, wenn gesagt wird, dass der Unfall dann ja so schlimm nicht gewesen sein kann. Auch wenn Tobias Czipinski in seiner Genesungszeit des Öfteren die Decke auf den Kopf gefallen ist, erfreut er sich daran, zumindest wieder kleine Spaziergänge mit seinem Schäferhund Charly machen zu können. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit, im Kreise seiner Familie, wird ihm bewusst, dass er unfassbares Glück gehabt hat.