Olpe. Axel Stracke hat der Stadt Olpe ein Kaufangebot für das Rathaus unterbreitet. Er soll seine Pläne im nächsten Rat vorstellen.

Schon einmal hat Axel Stracke die Olper Stadtführung geärgert. Als die Pläne laut wurden, das heute auf den Tag genau 45 Jahre alte Rathaus abzubrechen, weil es angeblich marode sei und energetisch ein Fass ohne Boden, setzte sich der Architekt, der auch Vorsitzender des Heimatvereins für Olpe und Umgebung ist, an den Rechner und zeigte, wie das Bestands-Rathaus aussehen würde, wenn man es energetisch sanieren und eine neue Fassade vorhängen würde, anstatt es durch einen Neubau zu ersetzen. Er erntete dafür viel Lob und wurde sogar Auslöser eines Bürgerbegehrens, doch am Ende setzte sich dies nicht durch gegen die Pläne von Ratsmehrheit und Stadtführung, die mit Industrie- und Handelskammer sowie dem Verein „Bund der Steuerzahler“ mächtige Weggefährten gefunden hatten, die die Werbetrommel für den Neubau rührten. Nun hat Stracke einen neuen Anlauf genommen und sich das vom renommierten Architekturbüro Allerkamp entworfene 70er-Jahre-Bauwerk noch einmal näher angesehen. Sein neuer Plan: Er möchte nach dem von der Politik beschlossenen und dem Bürgerentscheid gestützten Entschluss zum Bau eines neuen Rathauses, von der Verwaltung „Bürgerhaus“ getauft, und dem Umzug der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das komplette alte Bauwerk kaufen, sanieren und so mitten in der Stadt bezahlbaren Wohnraum schaffen.

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Ein Bierglas, das zur Einweihung des Olper Rathauses vor genau 45 Jahren gestaltet wurde. Der bisher vorgesehene Abbruch könnte nun einem Umbau weichen.
Ein Bierglas, das zur Einweihung des Olper Rathauses vor genau 45 Jahren gestaltet wurde. Der bisher vorgesehene Abbruch könnte nun einem Umbau weichen. © Privat

Er hat den Plan inzwischen der Verwaltungsspitze vorgestellt, die wiederum die Fraktionsvorsitzenden in Kenntnis gesetzt hat. Stracke hatte nach Informationen unserer Zeitung angeboten, die Fraktionen ausführlich zu informieren, worauf die Grünen inzwischen eingegangen sind. SPD und UCW haben Termine mit Stracke vereinbart. Die Grünen waren so angetan von dem Plan, dass sie einen Antrag zur nächsten Ratssitzung gestellt haben: Axel Stracke soll in diesem Rahmen den Plan öffentlich vorstellen und auch für Fragen der Ratsmitglieder zur Verfügung stehen. Stracke ist für eine Stellungnahme nicht zu gewinnen: Er wolle die Vorstellung im Rat abwarten. Unsere Redaktion erfuhr, dass unter anderem geplant wird, das derzeitige Rathaus großzügig mit Solarzellen zur Eigenstromversorgung auszustatten. Der Stahlbeton-Skelettbau soll praktisch komplett in den Rohbauzustand zurückversetzt und dann nach neuester Technik wieder ausgebaut werden. Im Gespräch sind fast 70 Wohnungen. Auch will Stracke der Stadt anbieten, die Stadtbücherei im Bestandsbau zu belassen und so viel Geld beim Neubau des Rathauses einzusparen.

Abbruchkosten würden gespart

Wie schon bei seinen Sanierungsplänen, sieht Stracke auch jetzt vor, ein Teil der Tiefgaragen-Überdeckung in Richtung Altes Lyzeum wegzunehmen, um so den im Integrierten städtebaulichen Konzept (ISEK) gewünschten offenen Verbindungsweg zwischen Bahnhofsareal und Innenstadt zu schaffen. Für die Stadt hätte das Ganze einen großen finanziellen Vorteil: Selbst bei einem Verkauf zum Grundstückspreis würden mehrere Millionen Euro gespart, die der Abbruch kosten würde. Wie bei der benachbarten, vom selben Architekten und in gleicher Bauweise errichteten Realschule müsste das Rathaus wohl erst vollständig schadstoffsaniert werden, bevor die Bagger ihre Zähne an den massiven Stahlbetonkörper legen können. Insider schätzen allein diese Summe auf 4 Millionen Euro und mehr.

Die Grünen begründen ihren Antrag so: „Da wir schon sehr fortgeschritten in den Planungen Bürgerhaus/ISEK sind, ist nach Ansicht meiner Fraktion genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um diese Option zu diskutieren und allen Ratsmitgliedern den gleichen Kenntnisstand zu ermöglichen.“ Strackes Plan würde laut Grünen sehr wohl den – juristisch längst nicht mehr bindenden – Bürgerentscheid respektieren, denn seinerzeit sei nicht nach dem Abbruch gefragt worden, sondern die Bürgerinnen und Bürger hätten sich dafür ausgesprochen, ein neues Rathaus zu bauen. „Wohnraum zu schaffen, auch in bevorzugter Lage, ist eines der dringlichsten Herausforderungen für die Kreisstadt. Eine Anfrage dieser Güte sollte auch im Hinblick auf anstehende Abrisskosten und auch auf Hinblick des nachhaltigen Wirtschaften mit Bestandsgebäuden breit diskutiert werden. Ideen von angesehenen Architekten der Kreisstadt sollten in jedem Falle öffentlich gehört werden.“ Die Sitzung findet am 29. März statt; öffentliches Interesse garantiert.