Lennetal. Vor Jahrzehnten gab es Bahn-Haltestellen in den beiden Finnentroper Dörfern im Lennetal. Nun tauchen sie in einer Liste des NWL wieder auf.
Bis in die 1980er-Jahre konnten die Einwohner aus Lenhausen und Rönkhausen vor Ort in den Zug steigen, um auf der Ruhr-Sieg-Strecke Richtung Siegen oder Hagen zu fahren. Doch dann wurden die beiden Bahnstationen im Lennetal aus betriebswirtschaftlichen Gründen geschlossen. Mit der Konsequenz, dass die betroffenen Anwohner seit dieser Zeit zunächst mit dem Bus nach Finnentrop fahren müssen, um dort am Bahnhof in den Zug zu steigen. Daran wird sich zwar absehbar nichts ändern, dennoch tauchen die beiden einstigen Bahnhaltepunkte in einer Potenzial-Liste des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) wieder auf. In diesem Papier finden sich mehr als 90 Vorschläge zu neuen Stationen oder Reaktivierungen längst verschwundener Haltestellen im Land.
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Werden die Haltestellen in Lenhausen und Rönkhausen tatsächlich wieder geöffnet? Kurzfristig sicherlich nicht. Der NWL, dessen Mitglied der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) ist, ordnet den beiden Orten ein geringes bis mittleres Potenzial zu, soll heißen: Es ist unwahrscheinlich, dass die Züge auf der Ruhr-Sieg-Strecke vor dem Jahr 2040 in Lenhausen oder Rönkhausen halten. Zumal NWL-Sprecherin Anne Zimmermann auf Nachfrage betont: „Der Fokus wird zunächst auf eine wirklich handhabbare Anzahl an Stationen mit sehr hohem Potenzial und einer Chance auf eine Realisierung gelegt.“ Dazu gehören weder Lenhausen noch Rönkhausen. Und auch nicht Nachrodt-Einsal, das als dritter möglicher Reaktivierungsstandort auf der Ruhr-Sieg-Strecke in besagter Liste zu finden ist. Laut NWL können auch nur eine dieser drei Stationen problemlos in den Fahrplan integrieren werden.
In besagter Liste hat der Nahverkehr Westfalen-Lippe das Potenzial an Ein- und Aussteigern definiert, demnach würden in Lenhausen rund 200 Menschen ein- oder aussteigen, in Rönkhausen wären es rund 170. Diese Fahrgastpotenzial-Berechnung ist laut Zimmermann sehr komplex und basiert auf einer standardisierten Bewertung, in die Faktoren wie Einwohnerzahl, Arbeitsplätze und Mobilitätsrate einberechnet werden. Ein erste, grobe Kostenschätzung findet sich ebenso in der Liste. In Lenhausen würden zum Wiederaufbau der Bahnhaltestellen-Infrastruktur rund 5,6 Millionen Euro zu Buche schlagen, in Rönkhausen wäre es rund eine Million Euro weniger.
Bedauerlich für beide Orte
Werner Rüenauver, CDU-Ortsunionsvorsitzender in Rönkhausen, kann sich noch gut an den Tag erinnern, als die Haltestelle in Rönkhausen (sie lag am Ortsausgang Richtung Pasel) geschlossen wurde – es war der 2. Juni 1984. „Damals haben wir eine kleine Prozession gemacht und einen schwarzen Sarg durch unseren Ort getragen, begleitet von bestimmt 50 Menschen.“ Die Haltestelle sei von den Rönkhauser Bürgern gut genutzt worden, „denn damals hatte beileibe noch nicht jeder ein eigenes Auto.“ In Lenhausen befand sich der Haltepunkt auf Höhe des heutigen Lennegrills, hinter der Schranken-Anlage. Er wurde am 28. Mai 1994 geschlossen, 111 Jahre nach der Eröffnung der Haltestelle im Jahr 1883. Mit dem Bau der Ruhr-Sieg-Strecke wurde deutlich eher, im Jahr 1858, begonnen.
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Matthias Baumeister, Ortsheimatpfleger in Lenhausen, ist bis zum Jahr 1978 selbst noch am Lenhauser Bahnhof eingestiegen, um zur Schule nach Attendorn zu fahren. Aus der Erinnerung weiß er: „Es war damals sehr bedauerlich für unseren Ort, als der Haltepunkt geschlossen wurde. Doch damals war es der Trend der Zeit, dass vor allem die kleineren Haltestationen dichtgemacht wurden.“ Deswegen hätten die Lenhauser damals auch keinen großen Bohei um die Schließung gemacht. Zweifelsohne brach in beiden Ortschaften aber eine wichtige Infrastruktur weg. Ob sie jemals wiederkommt, steht in den Sternen. Auch wenn die Haltestellenpunkte Lenhausen und Rönkhausen in der NWL-Potenzial-Liste wieder auftauchen.