Attendorn. Gabi Müller hat ein spannendes Hobby. Die Künstlerin macht aus Treibholz besondere Deko. Die Idee entstand in einer schicksalhaften Zeit.
„Die Natur gibt so viel, man muss es nur aufheben“, sagt Hobby-Künstlerin Gabi Müller, die am Freitag, wenn sich die Tore des Weihnachtsmarkts auf dem Alten Markt öffnen, in Hütte Nummer eins ihre selbst gefertigte Deko aus Treibholz ausstellt.
Mit dabei ist Freundin Birgit Bock aus Ennest, die ebenfalls ein Händchen für die Erstellung schöner Deko-Artikel entwickelt hat. Sie verwendet für ihre „Kollektion“ als Grundmaterial Schiefersteine und Flusskiesel, bemalt diese mit Acrylfarben und damit sie wetterfest sind, wird anschließend Glasur aufgetragen.
Unsere Redaktion traf sich mit Gabi Müller, um zu erfahren, wie sie zu ihrem interessanten Steckenpferd gekommen ist. Sie erzählt frei darüber, dass dies in einer Zeit war, als es ihr nicht gut ging. Im Jahre 2015 erlitt sie einen schweren Burnout. Sie unterzog sich einer Behandlung. Lange Spaziergänge im Wald taten der heute 60-Jährigen gut. Dabei hatte sie sich angewöhnt, dass sie beim Wandern immer etwas in der Hand hielt. Und das war ein Stückchen Holz, welches sie auch mit nach Hause, in ihre Eigentumswohnung im Mühlenweg in Biekhofen, nahm. Dann entstanden der erste „Gehversuche“. Das mitgebrachte Holz klebte Gabi Müller um ein Glas. Aber das heimische Holz ist zum Verarbeiten zu nass, stellte sie fest.
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Dann kam der Zeitpunkt, dass sie zu einer Bekannten ins Emsland fuhr. Von dort aus wurde ein Tagesausflug nach Norddeich unternommen. Hier fand Gabi Müller dann bergeweise von der Nordsee angeschwemmtes Holz. Aus dem ausgewaschenen, bleichen Holz bastelte sie ihr erstes Windlicht. „So ist die ganze Geschichte entstanden. Das Windlicht steht immer noch bei mir auf dem Tisch“, stellt sie gegenüber unserem Mitarbeiter fest. Ihre Deko-Schmuckstücke verschenkte sie an Freunde und Nachbarn. Den Beschenkten gefielen diese sehr gut und sie animierten die Biekhoferin, ihre Deko-Artikel doch zu verkaufen. Sie meldete sich dann 2016 beim Weihnachtsmarkt im heimischen Biekhofen an. Der eigene Charme ihrer Deko fand großes Interesse. „Jetzt hatte mich der Virus gepackt, ich produzierte, bis der Arzt kommt.“ Aus den kleinen Holzstückchen mit der rindenlosen Oberfläche fertigte sie der Jahreszeit entsprechende Motive. Neben naturfarbenen Artikeln bietet sie auch weiße an. Dazu wird das Schwemmholz in dünne, weiße Wandfarbe getaucht. „Weiß passt immer“, konstatiert die 60-Jährige.
Im Jahre 2018 unternahm Gabi Müller einen einschneidenden Schritt. „Das Sauerland wurde mir zu eng, eine Veränderung wird mir guttun“, dachte sie und zog in den Norden, nach Dornum (Gemeinde in Ostfriesland). Noch im selben Jahr bestückte sie mit ihrer Deko den dortigen Weihnachtsmarkt und durch Aussteller-Kollegen bekam sie weitere Kontakte, sodass sie fortan auf zahlreichen Festen und Märkten mit ihren Unikaten präsent war. „Als Corona kam, war ich froh, dass ich da oben war“, sagt sie rückblickend. Doch dann kam das Heimweh, das Gabi Müller eigentlich nicht auf dem Schirm hatte. Nach fünf Jahren in der Fremde zog es sie wieder nach Biekhofen. „Die Zeit da oben hat mir sehr gutgetan und ich habe viele nette Leute kennengelernt.“
Steckbrief
Gabi Ahmann (so ihr Mädchennachname) wuchs in Ennest auf. In der Attendorner Traditionsmetzgerei Maiworm erlernte sie den Beruf des Fleischers (1979), später machte sie den Meister und studierte anschließend Betriebswirtschaft, Fachrichtung Fleisch. Einige Jahre arbeitete sie im Büro bei Fleischwaren Metten in Finnentrop, bevor sie im Jahre 2000 in die Metallindustrie wechselte. Seit 2018 ist Gabi Müller Rentnerin.
Seit Ende Juli ist die Hobbyhandwerkerin wieder im Attendorner Vorort anzutreffen und so haben auch die Sauerländer wieder die Möglichkeit, ihre Deko-Schmuckstücke zu begutachten und bei Gefallen zu erwerben. Bereits auf dem Martini-Markt war sie präsent und beim Weihnachtsmarkt wird sie an allen zehn Tagen große und kleine Windlichter, Treibholzlampen, Advents- und Weihnachtsdeko, Bilderrahmen und so weiter anbieten. Im Winter arbeitet sie sehr viel mit Lichterketten, die sie entsprechend integriert. Ein kleines Herz ist übrigens ihr Markenzeichen.