Kreis Olpe. Markus Feldmann, Sprecher der Geschäftsführung der Gesellschaft der Franziskanerinnen (GFO) redet über die nächsten ambitionierten Ziele.

Die Nachricht, dass die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe zwei weitere Krankenhäuser unter ihre Fittiche nehmen wollen, entfachte großes öffentliches Interesse im Kreis Olpe und ließ die Gerüchteküche brodeln. Wie geht es jetzt weiter mit dem größten Arbeitgeber im Kreis Olpe, fragen sich die Menschen? Wir hatten Gelegenheit, mit Markus Feldmann ein ausführliches Interview zu führen, der die Geschicke der Gesellschaft als Geschäftsführer seit 2009 wesentlich mitgestaltet. Seit 2021 ist er Sprecher der Geschäftsführung.

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Herr Feldmann, sie sind Sprecher der Geschäftsführung des, an Mitarbeitern gerechnet, größten Arbeitgebers im Kreis Olpe. Haben Sie noch so etwas wie Freizeit?

Markus Feldmann: Gerade ist es eng. Ich schiebe es auf die aktuellen Zeiten, die besonders herausfordernd für den Krankenhausbereich sind, aber auch für die Altenhilfe. Und hoffe auf Besserung.

Viele Menschen im Kreis Olpe kennen den Orden der Franziskanerinnen, viele kennen auch die GFO, aber nur wenige wissen, wie die beiden Institutionen miteinander verzahnt sind. Können Sie das aufklären?

Da muss ich ausholen: Die Ordensgründerin Maria Theresia Bonzel hat schon 1902 die GmbH gegründet. Zehn Jahre, nachdem es das GmbH-Recht überhaupt erst in Deutschland gab.

Also extrem fortschrittlich.

Ja. Früher waren die Schwestern auch in leitenden Funktionen tätig, zum Beispiel in der Geschäftsführung, in Pflegedienst- und Verwaltungsleitungen von Krankenhäusern. Mitte der 90-er Jahre haben sie sich aus solchen Funktionen zurückgezogen und die Maria-Theresia-Bonzel-Stiftung gegründet. Damit hat die GFO zwei Gesellschafter. Das sind die Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung e. V. mit 20 Prozent und die Maria-Theresia-Bonzel-Stiftung 80 Prozent. Und die Stiftung hat letztlich das Ziel, den Fortbestand der GFO inklusive der franziskanischen Wurzeln zu sichern.

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1965 gab es rund 100.000 Ordensschwestern in Deutschland, heute sind es etwa 12.000. Und 25 Prozent dieser 12.000 sind älter als 65 Jahre. Da ist das Ende eines Ordens nicht aus der Luft gegriffen. Wie also sieht der Plan B aus, wenn es den Orden der Franziskanerinnen nicht mehr gibt?

Das ist die Angelegenheit der Schwestern. Der Wandel ist nicht von der Hand zu weisen, aber ich denke, dass eine GFO immer in franziskanischer Tradition handeln wird.

Wie viele Ordensschwestern leben derzeit noch im Mutterhaus hier in Olpe?

Etwa 20, in Deutschland insgesamt rund 70 Olper Franziskanerinnen, auf den Philippinen und in den USA jeweils rund 100.

Nach den Übernahmen von Krankenhäusern in Siegen und Hilden, bzw. der Prüfung, dies zu tun, stellt sich die Frage, ob die GFO mittelfristig ein Krankenhaus-Konzern wird?

Wir sind jetzt schon ein großer Verbund von Einrichtungen. Daran ändert sich durch die möglichen Übernahmen nichts. Wir konzentrieren uns regional auf der Schiene der A 4 zwischen Olpe und Köln, sowie am Rhein zwischen Bad Honnef und Dinslaken.

Steht in naher Zukunft eine weitere Übernahme an?

Wachstum um des Wachtums Willen war noch nie die Strategie der GFO. Es muss regional Sinn ergeben. Zudem müssten wir das bisherige Wachstum auch intern verkraften. Das wird eine Zeit dauern.

Hat der Einkauf des Marienkrankenhauses, wenn ich es mal flapsig so nennen darf, einen Einfluss auf die Situation der Urologie-Belegpraxis in Lennestadt?

Nein, das hat keinen Einfluss. Das ist eine Sache der Krankenhausplanung. Und es wird kein Einkauf, sondern ein Zusammenschluss von zwei katholischen Trägern - unter der Federführung der GFO.

Olper, die die Martinstraße hier entlang schlendern, fragen sich mit jedem Tag: Wann legt die GFO denn jetzt los mit dem groß angekündigten Um- und Ausbau des Martinus-Krankenhauses. Wann geht es denn nun los?

Sie wollen wissen, wann wir bauen?

Ja genau, darum geht es. Wann werden die Bagger anrollen?

Zwei Punkte: Wir haben schon rund fünf Millionen Euro investiert. Einerseits an Planungs- und Bauvorbereitungskosten. Aber auch für die Vorbereitung des Abrisses an der Josef-Straße. Das ist einer der ältesten Gebäudeteile. Dort war ja auch Krankenhaus drin. Das musste erst raus, und erst danach kann abgerissen werden.

Und wann beginnt der Abriss und damit der sichtbare Beweis, dass es losgeht?

Das kann ich noch nicht sagen. Trotz der sich weiter verschlechternden Rahmenbedingungen versuchen wir, das Projekt weiter voranzutreiben. Wir werden die Baupläne auch den aktuellen Änderungen in der Leistungsstruktur - vermehrt teilstationäre Leistungen - anpassen.

Ein Beispiel?

Der Umgang mit Leistenbrüchen zum Beispiel soll, politisch gewollt, nicht mehr stationär erfolgen. Damit befinden wir uns in Olpe mitten in der Umsetzung.

Gibt es denn mittlerweile eine belastbare Kostenprognose? Zuletzt war ja von 80 Millionen Euro die Rede?

Es waren immer schon zwei Bauabschnitte geplant. Wir planen den ersten Bauabschnitt, der mit ca. 50 Millionen Euro beziffert wurde. Und dann sehen wir, was mit den davon galoppierenden Baukosten und den gerade erwähnten politischen Rahmenbedingungen möglich sein wird.

Woher kommt dieses Geld? Die Schwestern werden es nicht im Sparstrumpf haben.

Damit haben die Schwestern nichts zu tun. Das stemmen wir in der gesamten GFO und mit einem Kredit.

Gibt es Hilfen von Bund und Land?

Nein, keine Hilfe.

Gibt es Sonderkonditionen für eine GFO, oder trifft Sie die Zinsdelle nach oben wie jeden Normal-Bürger?

Die höheren Zinsen betreffen uns genauso.

Hätten Sie vor fünf Jahren gebaut, wäre es also deutlich günstiger gewesen?

Ja natürlich, das wäre deutlich besser gewesen. Aber dazu wäre man als einzelnes Krankenhaus nicht in der Lage gewesen.

Apropos Krankenhausplanung in NRW. Was ist aus Ihrer Sicht nachvollziehbar?

Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann interessiert sich für den Bedarf der Bürger vor Ort, und das ist die Basis für eine neue regionale Struktur. Dabei wird es sicher Konzentrationen von Leistungen geben. Kurz: Er denkt von unten nach oben. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dagegen hat einen zentralistischen Ansatz von Berlin aus. Es entsteht der Eindruck, dass Lauterbach die Insolvenzen von Krankenhäusern bewusst in Kauf nimmt. Auch, weil er die Tariferhöhungen für die Beschäftigten nicht vollständig finanzieren will. Das ist ein unkontrollierter Prozess, der keine Rücksicht auf die Menschen vor Ort nimmt. Dagegen wehren wir uns.

Die GFO war bisher immer stark im Kindergartenbereich engagiert. Bei Übernahmen von Kitas im Kreis Olpe - Caritas in Elspe und Elternverein Hünsborn in Altenhof - war die GFO außen vor. Halten Sie sich jetzt in Sachen Kitas zurück?

Wir sehen das Wachstum zunächst bei den Krankenhäusern. Wenn im Umfeld des Krankenhauses in Hilden jedoch Kita-Plätze fehlen, werden wir uns auch dort engagieren. Im Kreis Olpe haben wir neun Kitas, sind also stark vertreten. Das reicht uns erst einmal. Im Kreis Olpe würde ich jetzt kein größeres Wachstum anstreben.

Wie viele Krankenhäuser gehören zur GFO, wenn Hilden und Siegen dazukommen?

Wenn man alle Standorte einbezieht, Hilden zähle ich schon dazu, Siegen noch nicht, dann sind es 18.

Hätten Sie mal mit einer solchen Entwicklung gerechnet, als Sie die Geschäftsführung 2009 angetreten haben?

Nein, nicht im Entferntesten. Die aktuelle Situation war nicht abzusehen. Kleinere Träger, die alleine ein Krankenhaus managen, geben ihre Krankenhäuser ab. Es geht darum, angesichts der Krankenhausplanung Einheiten zu schaffen, die überlebensfähig sind. Das hat uns dazu gebracht, größer zu werden. Es war aber 2009 keinesfalls als Strategie der GFO abzusehen.

Also hat das kleine Krankenhaus auf dem Lande keine Zukunft mehr?

Es kommt auf das Umfeld an, sowohl mit Blick auf den Einzugsbereich, als auch die Verbindungen zu den Nachbar-Krankenhäusern.

Was bedeutet das für das St. Josefs-Hospital in Lennestadt?

Das Krankenhaus in Lennestadt ist schon jetzt nur im Verbund der GFO und mit dem Martinus-Krankenhaus in Olpe zu halten. Der Fortbestand hängt auch von der aktuellen und zukünftigen Finanzierung und vor allem von der Krankenhausplanung ab. Sie können sich denken, dass auch der Fachkräftemangel sein übriges tut.

Wäre es eigentlich nicht sinnvoller, ein ganz neues, zentral gelegenes Krankenhaus als Königsweg für den gesamten Kreis Olpe und für die nächsten 100 Jahre neu zu bauen, als an drei Standorten herum zu werkeln?

(Feldmann überlegt lange) Ja. Eine schöne Idee - unabhängig von den einzelnen Trägerschaften. Aber die Investition würde vermutlich 500 Millionen Euro betragen. Das wäre sicher eine langfristige Lösung, bei der aber unklar wäre, wer diese Summe aufbringen könnte - auch bei der derzeitigen Haushaltslage von Bund und Land.

Die GFO wird in der öffentlichen Meinung weitgehend als ein Laden wahrgenommen, der läuft. Welches sind die Erfolgsrezepte?

Nicht alles gelingt bei uns. Aber wir sind bodenständig und wollen das auch sein. Wir sind keine Hochglanz-Gesellschaft, müssen halten, was wir versprechen. Wir sind ganz bewusst nicht in den ganz großen Städten. Wir sind vielleicht ein ländlicher Verbund. Wir wollen trotz allem bescheiden sein und damit im Sinne der Schwestern wirtschaften. Auch, wenn das immer schwieriger wird. Und in den leitenden Positionen sind Menschen aus der Region, keine Manager von außen.

Aber als Chef eines 15.000 Mitarbeiter-Unternehmens müssen Sie sicherlich auch Entscheidungen treffen, die möglicherweise weh tun.

Ja, und davor versteckt sich hier niemand. Das bedeutet auch, authentisch zu sein, wenn es mal schwierig wird. Wer etwas unter den Teppich kehrt, verliert Vertrauen.

Was kennzeichnet die Arbeit in der GFO am ehesten?

Trotz größer werden, gleichzeitig bescheiden und franziskanisch bleiben.

Steckbrief

Markus Feldmann (56) ist in Husten aufgewachsen und lebt mit seiner Familie in Olpe-Oberveischede. Nach dem Abitur am St. Franziskus-Gymnasium studierte er Soziale Arbeit in Münster, arbeitete danach bei der KOT in Drolshagen, beim Caritasverband in Lennestadt und Kirchhundem, bevor er 2009 Geschäftsführer bei der Gesellschaft der Franziskanerinnen wurde. Seit 2021 ist er Sprecher der GFO-Geschäftsführung.