Welschen Ennest. In Welschen Ennest bekommen die Bürger ihre gesamte Post nur noch im Wochentakt. Wichtige Dokumente kommen zu spät an. So reagiert die Post.
„In welchem Land leben wir eigentlich?“, ärgert sich Alfred Heinemann und fragt sich, warum vieles heute nicht mehr funktioniert, was früher eine Selbstverständlichkeit war. Zum Beispiel eine zuverlässige Postzustellung, bei der es – nicht zum ersten Mal – wieder hakt. In Welschen Ennest, wo Heinemann zu Hause ist, wird die Post derzeit offenbar in „Wochenpaketen“ zugestellt, statt täglich, wie es sonst üblich ist. „Ich habe in diesem Monat erst zwei Mal Post bekommen, am 15. und am 29. November, da kamen neun Briefe auf einmal“, sagt der Rentner. Darunter Rechnungen, die eigentlich schon lange bezahlt sein sollten. „Ich hatte mein Auto zur Inspektion und um den 4. herum kommt immer meine Telefonrechnung“, sagt der 79-Jährige. Weil das Autohaus seine Rechnungen mit der Post schickt und um sofortige Begleichung bittet, rief Heinemann vorsorglich bei seiner Werkstatt an, um keine Mahnung zu bekommen. „Ich habe denen gesagt, dass ich die Rechnung nicht bezahlen kann, weil sie noch gar nicht da ist. Das ist doch ein Witz.“
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So wie dem 79-Jährigen ging es in den letzten Wochen vielen Bürgerinnen und Bürgern in Welschen Ennest, wie auch Adelbert Schöttes. „Am Mittwoch, 7. November, fand ich in meinem Briefkasten 14 Briefsendungen, zwei Kataloge und eine Zeitung. Es waren Rechnungen mit Zahlungsfrist, Einladungen, Leistungsabrechnungen dabei. Sämtliche Briefe waren am 30. oder 31. Oktober vom Absender abgeschickt worden“, erzählt er. Die zweite Briefsammlung erhielt er am vergangenen Donnerstag – wieder 13 Briefe auf einen Schlag. „Wird die Post nun für eine Woche gebunkert? Ist das die Konsequenz für die Ablehnung der Portoerhöhung durch die Bundesnetzagentur?“, schrieb Schöttes per Brief nicht nur an die Redaktion, sondern auch direkt an die Deutsche Post-Zentrale in Bonn und an die Bundesnetzagentur.
„Nein“, sagt die Post dazu. „Im Zustellstützpunkt Kirchhundem hatten wir zuletzt krankheitsbedingt Ausfälle, da ist aber personell nachgesteuert worden, sodass auch dort der Betrieb wieder weitestgehend stabil läuft. Gleichwohl lassen sich im sogenannten Starkverkehr in der Vorweihnachtszeit – begleitet von Winterwetter – Zustellabbrüche angesichts der deutlich höheren Sendungsmengen nicht gänzlich vermeiden. Unsere motivierten Zustellkräfte geben auf jeden Fall selbstverständlich ihr Bestes, um im Interesse der Kundinnen und Kunden eine möglichst rasche Zustellung der Post zu realisieren“, versucht Dieter Schuhmachers, Pressesprecher der DHL Group, die Gemüter zu beruhigen.
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Er gibt aber zu, dass es zu so genannten Zustellabbrüchen kommen kann. „Die aktuelle winterliche Witterung in diesen Tagen hat – in der Kombination aus den Straßenverhältnissen und den Begrenzungen, die sich aus der Höchstarbeitszeit ergeben – zu vereinzelten Zustellabbrüchen geführt. Aber dann wird in einem solchen betroffenen Bezirk nach dem Prinzip verfahren, am nächsten Tag an der Stelle, wo die Zustellung beendet werden musste, die Zustellung wieder aufzunehmen, sodass sich Laufzeitverzögerungen für die Post maximal auf einen Tag beschränken sollten.“
Die immer noch geltenden Vorgaben der „Post-Universaldienstleistungsverordnung“ würden von der Post jedenfalls erfüllt. Demnach müssen im Schnitt 80 Prozent der Briefsendungen innerhalb Deutschland am ersten Werktag nach der Einlieferung und 95 Prozent am zweiten Werktag nach dem Einlieferungstag den Adressaten zugestellt werden.
Ob diese Statistik so stimmt? Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger in Welschen Ennest und Umgebung dürften nach den jüngsten Erfahrungen berechtigte Zweifel daran haben. Denn regelmäßig ploppen Beschwerden über die Dienstleistungen der Deutschen Bundespost auf – nicht nur in Welschen Ennest. Für Adelbert Schöttes (78), früher selbst in Diensten der damals noch staatlichen Bundespost, sind die augenscheinlichen Probleme hausgemacht. „Seit der Zerschlagung der damaligen Deutschen Bundespost, die ich hautnah miterleben durfte, nimmt der Service der Post AG ständig ab.“ Für Schöttes ist dies eine Folge der Privatisierungswelle: „Ob marode Bahn, gelbe Post oder Postbank, alles hat sich verschlechtert. Die Postbank zieht sich immer mehr zurück, es gibt nur noch Beschwerden. Armes Deutschland!“