Neu-Listernohl/Lichtringhausen/Attendorn. In Attendorn kommt die Post wochenlang nicht an – inzwischen geraten sogar schon vertrauliche Dokumente an völlig falsche Adressaten.
Die Situation rund um Postzustellungen in der Stadt Attendorn nimmt immer krudere Züge an. Nachdem viele Bewohner aus den Bezirken Neu-Listernohl und Lichtringhausen bereits wochenlang keine Post erhalten hatten, kommt nun heraus, dass viele vertrauliche Briefe sogar in völlig falsche Briefkästen geworfen wurden – für die besorgten Bürger ist damit endgültig eine Grenze in ihrer Privatsphäre überschritten worden.
Fassungslosigkeit bei den Anwohnern
Theo Schulte aus Neu-Listernohl konnte es kaum glauben, als er an einem Samstagnachmittag plötzlich fünf bis sechs unterschiedliche Briefsendungen in seinem Postfach vorfindet – mit dabei unter anderem eine Nachricht von einem Anwalt, Behördenpost und eine Benachrichtigung der Rentenversicherung, doch die Post ist nicht an ihn gerichtet, sondern an viele unterschiedliche Empfänger. Bei eigenen Recherchen stellt sich heraus, dass nur die Hausnummern der vorbestimmten Empfänger mit seiner eigenen übereinstimmen. Die falsche Lieferung von Paketen und privaten Dokumenten lässt ihn fassungslos zurück: „Das ist unsäglich, da fragt man sich automatisch, ob andere Leute auch unsere Post bekommen haben“, hat er große Sorge, dass andere Mitbürger vertrauliche Daten über ihn öffnen könnten.
Als dann auch noch kurz später die Lieferung einiger bestellter Prospekte aus dem Salzburger Land ausbleibt, beschließt er, den Wagen des Postboten über die Online-Lieferapp zu tracken und den Fahrer auf offener Straße anzuhalten. Bei einem Blick in den Wagen fallen ihm sofort zwei riesige gelbe Plastikkisten ins Auge, die bis zum Rand mit Briefen gefüllt sind. „Der Postbote sagte mir nur: Ich schaffe die Post heute nicht“, erzählt der besorgte Anwohner. Mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse glaubt Schulte, dass der bisherige Lieferant, „der Aufgabe nicht gewachsen“ sei – auch weil er den Eindruck hatte, dass er „sehr schlecht sehen konnte“. Schulte fordert, dass der Briefverkehr zumindest alle zwei bis drei Tage in allen Bezirken geliefert werde.
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Hoffnung auf baldige Besserung
Immerhin: In der folgenden Woche habe sich die Situation kurzfristig deutlich verbessert und die Post sei in regelmäßigen Abständen angekommen. In der Zwischenzeit habe es auch einen neuen Fahrerwechsel gegeben.
Auch in Lichtringhausen kommt es zu teils unglaublichen Vorfällen bei der Postzustellung. Bernd Banschkus, aktiver SPD-Kommunalpolitiker, schildert, dass er nun bereits über sechs Wochen auf die herausgeschickte Einladung seines Arbeitgebers wartet – inzwischen hat die Veranstaltung schon längst stattgefunden. Immer wieder kommt es zu wochenlangen Wartezeiten bei der Zustellung – ein Zustand, der aus seiner Sicht unhaltbar ist: „Das kann ja irgendwie nicht sein. Es ist nicht in Ordnung, dass die Post nicht ankommt.“ Inzwischen sei die Unsicherheit, ob wichtige Dokumente einfach nicht ankommen, besonders groß: „Man weiß ja auch nicht, was ist noch nicht gekommen.“ Meist stecke dann samstags eine zweistellige Anzahl an Briefen auf einmal im Briefkasten.
Privatisierung größter Fehler
Das SPD-Mitglied sieht vor allem in der Privatisierung der Deutschen Post das wahre Problem: „Es ist ein Zeichen dafür, dass das System nicht funktioniert. Heute geht es denen nur darum, Profit zu machen“, hält er vor allem deren Gang an die Börse weiterhin als ein zentralen Fehler. Jetzt gehe es nur noch darum, Schadensbegrenzung zu betreiben und die Post zumindest alle zwei bis drei Tage in allen Bezirken zu liefern.
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