Brachthausen. Brachthausen will bei der Wasserversorgung unabhängig bleiben, muss aber kräftig investieren. Jeder Anwohner muss tief in die Tasche greifen.
Keine Frage, 2023 und 2024 sind für den kleinen Wasserbeschaffungsverband Brachthausen (WBV) zwei ganz besondere Jahre. Noch nie in seiner mehr als 60-jährigen Geschichte hat der Verband so viel Geld in seine Infrastruktur gesteckt wie in diesen Zeiten. Dahinter steht die Überzeugung, dass die autarke Frischwasserförderung unabhängig von Gemeinde und Kreiswerken das Beste für die rund 500 Bürgerinnen und Bürger im Ort ist und auch in Zukunft bleiben wird.
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Wasser haben die Brachthauser satt und genug. Noch nie, auch nicht in den trockensten Sommern, gab es Befürchtungen, dass es aus den Wasserhähnen in den 155 angeschlossenen Häusern nur noch tropfen könnte. Während andere Orte ihren Wasserverbrauch nach einer Trockenperiode drastisch reduzieren müssen, um nicht trocken zu laufen, konnten sich die Brachthauser immer gelassen zurücklehnen. Die beiden Tiefbrunnen Am Wimberg und im Eichholz liefern stabil rund 200 Kubikmeter Wasser pro Tag - bei einem Verbrauch von 60 bis 65 Kubikmetern im Ort. „Unsere Kapazitäten reichen dreimal aus“, sagt Philipp Wagener, seit drei Jahren Vorsitzender des WBV.
Hochbehälter auf modernem Stand
Während die beiden 80 und 180 Kubikmeter fassenden Hochbehälter Auf dem Höchsten vor acht bzw. 18 Jahren kernsaniert wurden und auf einem zeitgemäßen Stand sind, ist die Leitungs- und Aufbereitungstechnik der Anlagen in die Jahre gekommen. Deshalb schnürten die Mitglieder im letzten Jahr ein ganzes Maßnahmenpaket. Erster Schritt war in diesem Jahr der Bau einer neuen Verbindungsleitung vom Tiefbrunnen Am Wimberg zum Hochbehälter. Sinn und Zweck des Ganzen: Die Aufbereitungsanlage des Tiefbrunnens entspricht nicht mehr dem Stand der Technik und müsste dringend erneuert werden. Das Rohwasser aus dem zweiten Tiefbrunnen im Eichholz fließt direkt zum Hochbehälter und wird dort aufbereitet. „Die Aufbereitung ist dort noch in Ordnung, aber technisch ebenfalls veraltet und deshalb keine Dauerlösung“, so Wagener.
Das bedeutet, der Verband müsste mittelfristig zwei neue, teure Aufbereitungsanlagen bauen und unterhalten. Deshalb beschloss der Verband, die Struktur zu ändern und für beide Tiefbrunnen eine gemeinsame, moderne Aufbereitung am Hochbehälter zu bauen. Deshalb wurde in diesem Jahr die neue Verbindungsleitung vom Wimberg zum Hochbehälter gebaut. Für diesen Spezialtiefbau wurden mehr als 100.000 Euro an Kosten fällig. Nächster Schritt wird im kommenden Jahr der Bau einer neuen modernen Aufbereitung am Hochbehälter mit der Möglichkeit zur geregelten Chlorbeigabe, digitalem Fehler- und Warnsystem, etc. sein. Wagener schätzt diese Investition auf weitere rund 200.000 Euro.
Allgemeiner Wasserspreis wird steigen
Der Wasserpreis bei einem normalen Hausanschluss beträgt in der Gemeinde Kirchhundem derzeit noch 3,17 Euro pro Kubikmeter Wasser, dazu kommt eine jährliche Grundgebühr von 170 Euro.
Die Kreiswerke, die die Orte ohne eigene Wasserversorgung in der Gemeinde Kirchhundem mit Frischwasser versorgt, hat bereits angekündigt, ab 1. Januar 2024 den Kubikmeterpreis um etwa 15 Prozent anzuheben.
Eigentlich genug für so einen kleinen Verband, aber: „Vor ein paar Monaten gab es eine Leitungsabfrage von Westnetz, die wollen durch den Schartenbergweg in Richtung Hasenbahnhof eine neue Stromleitung bauen“, so der 41-jährige Verbandsvorsitzende, von Beruf selbstständiger Maurer- und Betonbauermeister. Die Stromleitung soll auf 600 Metern genau dort verlegt werden, wo noch eine der ältesten Wasserleitungen des Wasserbeschaffungsverbandes aus den 50er Jahren im Boden liegt. „Westnetz will 2024 mit dem Tiefbau beginnen und wir wollen uns daran hängen“, so Wagener. Die Kosten für Tiefbau und Asphaltarbeiten werden sich Westnetz und WBV dann teilen. Damit entstehen noch einmal Kosten für den WBV in Höhe von rund 160.000 Euro inkl. neuer Wasserleitung.
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Diese zusätzlichen 160.000 Euro kann der WBV nicht über Rücklagen und eine Erhöhung des Wasserpreises stemmen. So wird in 2024 jedes der 155 WBV-Mitglieder mit einer einmaligen Sonderumlage von je 1000 Euro zur Kasse gebeten. Darüber hinaus wird der Wasserpreis Ende 2024 von 1,20 Euro pro Kubikmeter und 50 Euro Jahresgrundgebühr auf 2,40 Euro pro Kubikmeter und 100 Euro Jahresgrundgebühr verdoppelt. „Wir liegen damit immer noch weit unter dem Wasserpreis der Gemeindewerke von 3,17 Euro“, so Philipp Wagener.
Alles in allem investiert der WBV Brachthausen nahezu 500.000 Euro in seine Anlagen, also pro Dorfbewohner 1.000 Euro. In anderen Dörfern, in denen die Solidarität der Dorfgemeinschaft nicht so groß ist, gäbe es Diskussionen und Verweigerer. Nicht so im höchsten Dorf im Kreis Olpe. „Alle Beschlüsse sind längst gefasst, alles ist in trockenen Tüchern“, sagt Philipp Wagener.