Hillmicke. Der Wasserbeschaffungsverband Hillmicke gibt seine eigenen Gewinnungsanlagen auf - die letzten vergleichbaren in der Gemeinde Wenden.

Die Trinkwasserversorgung von Hillmicke steht vor einem Umbruch. Denn derzeit wird das Dorf, zusammen mit den Nachbarorten Wendenerhütte, Büchen, Schwarzbruch und Huppen, noch komplett mit echtem „Hillmicker Wasser“ versorgt. Wasser, das aus sechs Tiefenbrunnen in der Tuckerschlade nahe dem Hillmicker Sportplatz, im Henschenbüchelchen und im Hillmicketal gewonnen wird. Doch die Zeit der eigenen Wassergewinnung ist bald vorbei. Noch etwa ein Jahr, so die Planungen, werden die drei verbandseigenen Hochbehälter mit Wasser aus eigener Gewinnung gefüllt, dann ist Schluss. Dann wird, wie in den meisten Orten im Kreis Olpe, auch hier „Kreiswasser“ fließen, welches die Kreiswerke Olpe überwiegend aus der Listertalsperre gewinnen und aufbereiten und durch ein ausgeklügeltes Leitungsnetz verteilen.

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Das Pumpenhaus im Hillmicketal: Von hier wird das Wasser aus mehreren Tiefenbrunnen unter der Autobahn hindurch in den Hochbehälter Eichen gefördert.
Das Pumpenhaus im Hillmicketal: Von hier wird das Wasser aus mehreren Tiefenbrunnen unter der Autobahn hindurch in den Hochbehälter Eichen gefördert. © Jörg Winkel

Eine solche Entscheidung wird nicht en passant gefällt, sie ist Folge einer langen Entwicklung. Wolfgang Schneider, der seit vielen Jahren Verantwortung im Vorstand des WBV trägt: „Es gab einige Schlüsselerlebnisse.“ Da war einmal ein großer Wasserrohrbruch: Die Leitung, die das Pumpenhaus im Hillmicketal mit dem Hochbehälter auf den Eichen verbindet, war gebrochen. Die Leitung läuft unter der Autobahn hindurch und war im Bereich einer Wiese gerissen. Die Reparatur war aufwendig, es stellte sich heraus, dass das Rohr nicht, wie gedacht, aus Polyäthylen besteht, sondern aus Faserzement, der das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat. Ohne Umstellungsbeschluss wäre der Neubau dieser Leitung, die das Rückgrat der Hillmicker Wasserversorgung bildet, kurzfristig unabwendbar; es gab vor wenigen Monaten mehrere weitere Brüche, die entweder mit Schellen repariert wurden oder den Tausch ganzer Teilstücke erforderlich machten. Weitere Sanierungsarbeiten an den Hochbehältern werden durch strenger gewordene Auflagen in den kommenden Jahren nötig, die Investitionen liegen im hohen sechsstelligen Bereich.

Ist das Waldsterben schuld?

Und dann kam das Mangan. Wie das Metall ins Hillmicker Wasser gelangte, dazu gibt es von den Experten verschiedene Theorien. Manche gehen davon aus, dass es eine Folge des Fichtensterbens ist, dass der Regen nun Bestandteile aus dem Boden spült, die früher nicht freigesetzt wurden. In jedem Fall war das Wasser von dunklen Partikeln durchsetzt, die die Trinkbarkeit zwar nicht beeinträchtigen und in den gemessenen Mengen nicht gesundheitsgefährdend sind, aber die Hausfilter zusetzen. Verbandsvorsteher Ralf Halbe: „Wir haben alles Mögliche probiert, es hat fast ein Jahr gedauert, bis wir das neue Filtermaterial als Ursache ausfindig gemacht hatten.” Die Hillmicker hatten zuvor einen Hochbehälter saniert und dabei auch das Filtermaterial ausgetauscht. Das aus der Tiefe gepumpte Wasser sickert durch eine sandige Filterschicht, die Verunreinigungen auf ihrer riesigen Oberfläche aufnimmt. Doch das von den Hillmickern über Jahrzehnte verwendete Filtermaterial war mit einem Mal nicht mehr lieferbar. Der angeblich gleichwertige Ersatz versagte. Mit vielen Wässern mag das Filtern auch mit diesem Ersatzmaterial funktionieren beim Wasser aus Hillmicke nicht.

Die Anlagen des Wasserbeschaffungsverbands in der Tuckerschlade unweit des Hillmicker Sportplatzes.
Die Anlagen des Wasserbeschaffungsverbands in der Tuckerschlade unweit des Hillmicker Sportplatzes. © Jörg Winkel

Durch glücklichen Zufall fand sich Ersatz: Der benachbarte Verband aus Rüblinghausen lieh das richtige Filtermaterial aus, und kurze Zeit später gelang es den Hillmickern, einen großen Posten zu kaufen, sodass die Rüblinghauser die vorgestreckte Menge zurückerhalten haben und eine für die Restlaufzeit mehr als ausreichende Menge bevorratet werden konnte. „Aber das war nur die Spitze des Eisbergs“, so Ralf Halbe: Seit 2018 seien immer wieder Trockenperioden aufgetreten, die Schüttung der Tiefbrunnen habe nachgelassen und sei nicht auf den ursprünglichen Wert zurückgestiegen. Somit dauert es immer länger, bis im Hillmicketal genug Wasser zusammengekommen ist, dass die Pumpen es auf die Eichen transportieren können. „Wir haben eine Risikobewertung vorgenommen und sind als Vorstand zur Überzeugung gekommen, dass ein dauerhafter Fortbestand der Eigengewinnung vor dem Hintergrund der zu tätigenden Investitionen und den erkennbaren hohen Risiken keinen Sinn hat“, so Wolfgang Schneider.

Leitung zum „Rübenkamp“ nötig

Der derzeitige, neunköpfige Vorstand ist bis Februar 2024 gewählt und wird bis dahin die Versorgung garantieren. Mit Hochdruck soll nun daran gearbeitet, eine Leitung zu bauen, die Kreiswasser nach Hillmicke führt. Ein Fachbüro hat verschiedene Varianten geprüft. Ein Anschluss an die Kreiswasserleitung im nahegelegenen Brün scheidet aus Kapazitätsgründen aus, so dass von Wendenerhütte bis zum zwischen Wenden und Ottfingen gelegenen Hochbehälter „Rübenkamp“ eine kilometerlange Transportleitung, deren Kosten ebenfalls im hohen sechsstelligen Bereich liegen und auf den Wasserpreis umgelegt werden, neu verlegt werden muss. Aus Sicht des Verbandes wird die neue Leitung die Lösch- und Wasserversorgung in einigen Wendener Ortschaften stärken, weshalb es der Vorstand für sachgerecht hält, dass sich die Gemeinde an den Kosten beteiligt. Eine entsprechende Anfrage liegt der Gemeinde seit Ende November 2022 vor. Ohne eine verbindliche Antwort, die noch aussteht, sind die endgültigen Auswirkungen auf den Wasserpreis nicht ermittelbar, weshalb der Vorstand der Verbandsversammlung die Bauentscheidung erst nach Klärung aller Fragen zur Entscheidung vorlegen wird, so Halbe und Schneider.

Noch hoffen die aktuellen Vorstandsmitglieder, dass sich Nachfolger finden, die – ordentlich eingearbeitet – ab 2024 die Aufgaben übernehmen, dann freilich stark reduziert durch den Wegfall der Verantwortung für die Gewinnung und Aufbereitung des Wassers. „Wenn ein WBV das Wasser nur verteilt, dann ist das auch mit einem kleineren Vorstand mit fünf Mitgliedern darstellbar“, so Wolfgang Schneider. Bislang ist die Suche aber vergeblich verlaufen. Und wenn kein neuer Vorstand gebildet werden kann, bleibt als letzte Option, den Wasserbeschaffungsverband aufzulösen und die Wasserversorgung zurückzuübertragen. Dann wäre, wie bis zur Gründung des WBV im Jahr 1959, wieder die Gemeinde Wenden in der Verantwortung. Die Hillmicker warten auch diesbezüglich gespannt auf Gespräche mit der Verwaltung.

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Oft verwechselt

Hillmicke und das Hillmicketal: Häufig Ursache für Verwechslungen. Durch den Ort Hillmicke fließt der Hakemickebach, der Hillmickebach ist ein Tal weiter, jenseits der Autobahn 4 in Richtung Gerlingen, zu finden. Die Ursache wird darin vermutet, dass das Dorf ursprünglich im gleichnamigen Tal zu finden war. Nachdem der komplette Ort im Mittelalter verwüstet wurde – die einen schreiben, durch marodierende Truppen, andere berichten von einer Feuersbrunst – , siedelten die Hillmicker in das benachbarte Hakemicketal um.