Drolshagen. Das Ladenlokal von Conny Hundt (Sunshine Mode) hat schon eine Nachfolgerin: Michelle Decker bietet individuelle Schlafsysteme.
Das ist schnell gegangen: Während in anderen Städten und Gemeinden ein Ladenlokal nach dem anderen leer steht, ist für das Textilbekleidungsgeschäft „Sunshine-Moden“ von Conny Hundt in der Breite Wiese in Drolshagen schon eine Nachfolgerin gefunden: Michelle Decker und ihr Geschäftspartner Tobias Ohm werden mit dem Unternehmen Lewetex hochwertige Matratzen dort anbieten, wo die Drolshagener Damenwelt noch bis zum 20. Dezember Gelegenheit hat, auf Schnäppchenjagd zu gehen. Erst dann wird Conny Hundt endgültig ihre Pforten schließen, wie wir bereits berichtet haben. „Ich bin heilfroh, dass das geklappt hat. Auch darüber, dass ein Geschäft hier Fuß fassen will, das qualitativ hochwertige Waren anbietet und voraussichtlich längerfristig hier bleiben wird“, strahlt Conny Hundt, als Michelle Decker mit einigen ihrer Utensilien für einen Fototermin in der Breite Wiese vorbeischaut. In Drolshagen seien schon die fantasievollsten Gerüchte im Umlauf gewesen, was die Nachfolge bei Sunshine Moden betreffe: „Sogar ein neuer Döner-Laden wurde gehandelt“, lachen die beiden Frauen.
Schlafstörungen häufiger Begleiter
Laut der Deutschen Parkinson-Vereinigung klagen bis zu 90 Prozent der Parkinson-Betroffenen im Laufe der Erkrankung über Schlafstörungen. Diese können zum Beispiel in Form von Ein- und Durchschlafstörungen, Früherwachen und Tagesmüdigkeit auftreten. Häufige Ursache: die nächtliche Unbeweglichkeit mit Schwierigkeiten, sich automatisch und unbewusst im Bett zu drehen, so dass der Versuch, die Lage zu ändern, zum Erwachen führt.
Auch Fußverkrampfungen und Wadenkrämpfe wirken hinderlich, ebenso nächtlicher Harndrang, periodische Beinbewegungen im Schlaf und unruhige Beine im Sinne eines Restless-Legs-Syndroms (RLS) kommen ebenfalls häufig vor. Ein oft berichtetes Problem ist die sogenannte Traumschlafverhaltensstörung (RBD), die bereits in frühen Stadien der Parkinsonerkrankung auftreten kann. Anders als bei Gesunden, die im Traumschlaf lediglich die Augen bewegen, leben die Betroffenen ihre Träume mit Arm-, Bein- und Körperbewegungen aus. Manchmal sind die Bewegungen verbunden mit Sprechen, Schreien, Lachen oder Weinen, so dass es zum Beispiel bei aggressiven oder beängstigenden Trauminhalten auch zu Selbst- oder Fremdverletzungen sowie Bettstürzen kommen kann.
Michelle Decker (30) stammt wie ihr Lebens- und Geschäftspartner Tobias Ohm, der sich vorwiegend um die IT-Betreuung des Geschäfts kümmert, aus Olpe, hat aber mehrere Jahre in Köln gelebt. Von Beruf ist sie eigentlich Tourismus-Kauffrau, kam eher aus Zufall 2015 in Form eines Start-up zum Matratzen-Geschäft. Eine Rolle spielte dabei ihre eigene Wirbelsäulenerkrankung Skoliose, die sie von Kindesbeinen hat: „Die Idee, Matratzen zu entwickeln und bauen zu lassen, die auf den Körper jedes Kunden maßgeschneidert angepasst werden, Stärken und Schwächen annehmen und ausgleichen, hat mich fasziniert“, erzählt sie uns. Das erreicht Lewetex, indem von jedem Kunden sozusagen ein Ganzkörper-Portrait angefertigt wird: Größe, Gewicht, Alter, Hüftumfang werden kategorisiert, und danach wird mit unterschiedlichben Kunststoffmodulen die jeweilige Matratze gebaut.
Einige der Module, die im Gesäß- und Wirbelsäulenbereich in eine Art Grundmatratze eingeschoben werden, hat Michaelle Decker während ihres Besuches bei Conny Hundt mitgebracht. Die Schaumstoffe, erklärt Michelle Decker, würden in einem Partner-Unternehmen im Hochsauerlandkreis bei Sundern passgenau angefertigt.
Vorträge in Selbsthilfegruppen
Ganz wesentlich: Gerade bei Parkinson- und Multiple Sklerose-Patienten haben sich die Produkte von Lewetex mittlerweile einen Namen gemacht. „Wir konnten unsere Schlafsysteme unter anderem auf speziellen neurologischen Messen präsentieren. Zudem halten wir fast monatliche Vorträge in Parkinson-Selbsthilfegruppen in der Region Olpe/Siegen“, erklärt die Olperin. Seit Ende 2022 ist sie selbstständig, und der Siegeszug ihres Unternehmens habe sie selbst überrascht: „Bisher hatten wir ein Büro in unserer Wohnung, doch Fragen von vielen Kunden richteten sich immer wieder darauf, die Matratzen aus nächster Nähe ansehen und probeliegen zu können.“ Das werde durch das großzügige Ladenlokal jetzt erst möglich sein.
Die Matratzen bestünden zum großen Teil aus Kaltschaum-Kunststoffen wie Polyurathan, seien je nach Zusammensetzung 25 bis 30 Kilogramm schwer. Auch elektronische Massagesysteme könnten eingebaut werden. Tobias Ohm jedenfalls ist von der Wirksamkeit überzeugt: „Die Rückmeldungen sind überaus positiv. Menschen, die vorher erhebliche Probleme hatten, können plötzlich wieder durchschlafen.“
Wann genau das neue Geschäft mit den Lewetex-Matratzen eröffnet wird, konnte Michelle Decker jetzt noch nicht sagen: Irgendwann Anfang nächsten Jahres, vielleicht im Februar“, lächelt sie.
3D-Avatar von jedem Kunden
Hintergrundinfos: Zu Lewetex gehören bislang vier Mitarbeiter, Kooperationspartner sind unter anderem die Hochschule Trier und die Deutsche Parkinson-Vereinigung. Vor der Produktion einer Matratze wird von jedem Kunden ein 3D-Avatar angefertigt. Die Stauchhärten der Module werden individuell angepasst. Die Matratze, versichert Lewetex, sei geeignet für jeden Lattenrost. Bei Gewichtszu- oder Abnahme kann die Matratze mit neuen Modulen dem neuen Gewicht angepasst werden. Garantie: Zehn Jahre.