Drolshagen. Urgestein Conny Hundt schließt schweren Herzens ihr Mode-Fachgeschäft in Drolshagen – der Entschluss ist ihr nach fast 40 Jahren nicht leicht gefallen.

Wenn Conny Hundt ihre alten Fotos aus den 80er- und 90er-Jahren hervorkramt, wird Betrachtern älterer Jahrgänge warm ums Herz. Die 67-jährige Drolshagenerin ist ein echtes Urgestein des Einzelhandels. Seit fast 40 Jahren sorgt die gelernte Einzelhandels-Kauffrau dafür, dass ihre Kunden gut gekleidet und zufrieden ihren Laden verlassen. Genau diese Stammkundschaft muss jetzt ganz stark sein: Denn Conny Hundt hat sich dazu entschlossen, sich aus dem Berufsleben zu verabschieden: „Ja, das stimmt, ich werde mein Geschäft schließen.“

Sunshine-Mode in Drolshagen schließt

Damit verliert die Rosestadt, die ohnehin nicht als Einkaufs-Stadt zum Bummeln wahrgenommen wird, einen ihrer wenigen Einzelhandels-Fixpunkte. „Seit dem 1. März 1985 war ich selbstständig“, erinnert sich die jung gebliebene Seniorin. Ihr erstes Ladenlokal stand noch in der Gerberstraße 4, „Sunshine - Jeans und junge Mode“ hieß es damals: „Wir hatten Mode für alle, also auch für Kinder und Herren.“ Um den steigenden Ansprüchen der Lieferanten gerecht bleiben zu können, konzentrierte sich Conny Hundt, die eigentlich Kornelia mit Vornamen heißt, irgendwann dann aber doch auf die Damenmode, der sie bis heute treu geblieben ist: Yaya, Street One, Kenny S. - eine Stärke ihrer Strategie sei es, speziell nach Kundenwünschen im Großhandel einzukaufen. Denn ihre Kunden, die kennt sie.

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1991 folgte der Umzug in das geräumige Ladenlokal in der Breite Wiese, wo die gebürtige Hützemerterin bis zum heutigen Tag geblieben ist. Und in absehbarer Zeit die Pforten für immer schließt: „Unser Räumungsverkauf startet am Dienstag, 14. November, und am Mittwoch, 20. Dezember, heißt es dann Abschied nehmen. An diesem Tag wird nochmal mit allen unseren Kunden groß gefeiert, und bei einem Gläschen Sekt auf die vielen schönen Jahre angestoßen.“ Besonderer Clou, so lächelt Conny Hundt über ihre originelle Abschieds-Idee: „Jeder Kunde ist aufgefordert, das älteste Kleidungsstück, das er oder sie bei uns irgendwann einmal gekauft hat, anzuziehen - vorausgesetzt, es passt noch.“ Natürlich sind auch die Herren der Schöpfung willkommen.

Shoppen, klönen und verwöhnen

Dass die 67-Jährige mit reichlich Kreativität gesegnet war und ist, beweisen viele Aktionen der vergangenen vier Jahrzehnte: Da gab es einen Schönheitstag mit Kosmetikerin unter dem Motto „Shoppen, klönen und verwöhnen“, eine Laufsteg-Lesung mit Buchhändlerin Elisabeth Nierhoff, Modenschauen mit frechen Texten, die Aktion mit einer Schmuckdesignerin unter dem Motto „An die Kette legen“ und Modenschauen zum Erntefest. „Besonders gerne habe ich Modenschauen im Gerhardus-Seniorenhaus gemacht“, hebt Conny Hundt hervor, „die älteren Menschen sind unglaublich dankbar.“

Ich habe immer von meinen Stamm-Kunden, weniger von Laufkundschaft gelebt
Conny Hundt, 67-jährige Geschäftsinhaberin

Einen anderen Schritt hat sie allerdings bis heute vermieden: den ins Onlinegeschäft. „Ich habe immer von meinen Stamm-Kunden, weniger von Laufkundschaft gelebt“, sagt sie. Allerdings habe sie stets ihre gerade aktuelle Mode abfotografiert und in ihre Whatsapp-Gruppe gestellt, auf der sich immerhin fast 300 Kunden und Interessierte tummeln.

Käufer für Immobilie gesucht

Für mehr Laufkundschaft, räumt sie ein, wäre vermutlich ein Standort am Marktplatz, also etwas zentraler gelegen, attraktiver gewesen. Bereut hat sie den Weg in die Breite Wiese dennoch nicht. Das Ladenlokal gehört ihr selbst, Miete brauchte sie nie zu zahlen. Wichtig sei es ihr immer gewesen, die Kunden ehrlich zu beraten: „Manchmal habe ich einer Frau auch von einer Ware abgeraten, wenn ich der Überzeugung war, dass ihr das Ausgesuchte nicht stehe. Eine Woche später sei dieselbe Frau wiedergekommen, gut gekleidet und noch zufriedener nach Hause gegangen.“ Eine Philosophie, die man in den gängigen Modeketten vermutlich eher seltener antrifft. Auf die Frage, was aus dem Geschäft werde und ob es einen Nachfolger gebe, kann sie noch keine belastbare Antwort geben. Lediglich, dass sie einen Käufer für die Immobilie einem Mieter vorziehen würde.

Ausdrücklicher Dank an Kunden und Mitarbeiter-Team

Bevor ich das Ladenlokal verlasse, gibt mir Conny Hundt noch etwas mit, das ihr ganz besonders am Herzen liegt: „Ich möchte mich ausdrücklich für die langjährige Treue meiner Kunden bedanken. Und bei meinen ebenso treuen Mitarbeiterinnen, angeführt von Andrea Schieritz aus Olpe, die mir 32 Jahre lang zur Seite gestanden hat sowie bei meiner Schwester Monika Clemens, Beate Reiher und Schneiderin Edith Wilczek, ohne die das hier alles nicht möglich gewesen wäre.“

Letzter Tag am 20. Dezember

Kornelia „Conny“ Hundt, geb. Hundt (67), stammt aus Hützemert und lebt seit ihrer Heirat in Drolshagen.

Nach ihrer Lehre in Olpe leitete sie zehn Jahre lang eine Boutique für Freizeitmode in Gummersbach. 1985 eröffnete sie in Drolshagen ihren eigenen Laden mit dem Namen „Sunshine Jeans und Junge Mode“ für Kinder-, Frauen- und Männermode.1981 folgte der Wechsel ins Ladenlokal Breite Wiese, später die Konzentration auf Damenmode.

Der Räumungsverkauf beginnt am Dienstag, 14. November, der letzte Öffnungstag ist der Mittwoch, 20. Dezember.

Die obligatorische Frage an die baldige Ruheständlerin darf natürlich nicht fehlen: Was kommt jetzt? Conny Hundt, die schon den Marathon in New York und Köln gelaufen ist, muss nicht lange überlegen: „Nach einer so langen Zeit geht man immer mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge. Aber ich kann mich jetzt endlich mehr meinen Hobbys widmen - Fahrrad fahren, reisen, kochen, stricken und und ehrenamtlich im Seniorenhaus helfen.“