Olpe/Siegen. Nächstes Jahr übernimmt die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe das St. Marien-Krankenhaus in Siegen – das soll sich ändern.

Paukenschlag in der heimischen Krankenhaus-Szene: Das, was im November 2016 seitens der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen (KHS) schon einmal angestrebt worden war, aber krachend scheiterte, wird jetzt handfeste Realität. Die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO), die mittlerweile die Krankenhäuser in Olpe und Lennestadt übernommen hat und den Betrieb der Hospitalgesellschaft weitgehend managt, wird mit der Mariengesellschaft in Siegen fusionieren. Das teilt die GFO in einer ausführlichen Pressemitteilung auf ihrer Internet-Homepage mit. Seinerzeit hatte die KHS schon einmal eine Fusion mit den Siegenern geplant, traf aber auf hartnäckigen Widerstand von Teilen der Ärzteschaft. Angestrebt worden war auch eine gemeinsame Großküche im Gewerbegebiet Hüppcherhammer, aus der dann nichts wurde.

Wörtlich heißt es jetzt auf gfo-online.de unter anderem: „Die Marien-Gesellschaft Siegen (MGS) und die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) planen eine gemeinsame Zukunft. Dafür haben die Aufsichtsgremien beider Trägergesellschaften eine Absichtserklärung (Letter of Intent) für einen gemeinsamen Verbund beschlossen.“

Das St.-Marien-Krankenhaus in Siegen schlüpft unter das Dach der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe.
Das St.-Marien-Krankenhaus in Siegen schlüpft unter das Dach der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe. © Siegen | Hendrik Schulz

Der Begriff Fusion weist zwar eher auf eine gleichberechtigte Kooperation hin. Geplant ist aber offenbar eine Übernahme der kleineren MGS durch die große Gesellschaft der Franziskanerinnen aus OIpe. Im Klartext: Langfristig wird die GFO das Sagen haben. Ähnlich war seinerzeit die Übernahme der Hospitalgesellschaft auf Raten erst einmal als „Fusion“ kommuniziert worden. Jetzt heißt es weniger verschleiernd, dass die Mariengesellschaft „Teil des GFO-Verbundes werden soll“.

Hintergrund, so sind sich beide Gesellschaften einig, seien die „veränderten gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen“ und das Ziel, dennoch „gemeinsam eine qualitativ hochwertige medizinisch-pflegerische Versorgung für die Menschen in der Region Südwestfalen zu sichern und zugleich die christlich geprägte Gesundheitsversorgung zu erhalten“.

Mariengesellschaft: Rund 2400 Mitarbeiter

Die Mariengesellschaft (MGS) ist im Siegerland ein großer Gesundheits-Player – mit immerhin 30 Einrichtungen und rund 2400 Mitarbeitenden. Bereits vor zehn Jahren, so heißt es in der Pressemitteilung, „hat sich die Mariengesellschaft auf den Weg gemacht, über Kooperationen und Verbünde in der Region Südwestfalen zu verhandeln und diese aktiv aus einer stabilen Position heraus zu gestalten“, so Geschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann. Aber auch die bevorstehende und von manchem Krankenhausträger gefürchtete Krankenhausreform spielt offenbar eine Rolle. Winkelmann: „Der aktuelle NRW-Krankenhausplan und die derzeit diskutierten Klinikreformen auf Bundesebene zeigen deutlich, dass die Zukunft der Leistungserbringung in größeren Verbünden sowie konzentrierten und spezialisierten Strukturen liegt.“ Im Klartext: Die Hoffnung spielt eine Rolle, dass größere Player in der Gesundheitsbranche bessere Überlebens-Chancen haben als alleinstehende Kliniken.

„Gute Zukunftsperspektive“

Wörtlich schreiben die Fusions-Willigen: „Mit dem Beitritt zum GFO-Verbund mit seinen mehr als 100 Einrichtungen und rund 15.000 Mitarbeitenden will die MGS ihren Mitarbeitenden eine gute Zukunftsperspektive verschaffen – an den bisherigen Standorten aber auch innerhalb des GFO-Verbunds –, die Versorgung der Menschen in der Region sichern und mit und in der GFO weiterentwickeln.“ Die auf beiden Seiten vorhandenen konfessionellen Wurzeln seien ein weiterer verbindender Faktor.

Wir kennen uns seit vielen Jahren, sind kontinuierlich im Austausch und haben punktuell bereits mehrfach zusammengearbeitet
Markus Feldmann, Geschäftsführer der GFO

Markus Feldmann, Sprecher der GFO-Geschäftsführung, begründet die Übernahme, die noch Fusion heißt, ähnlich: „Wir kennen uns seit vielen Jahren, sind kontinuierlich im Austausch und haben punktuell bereits mehrfach zusammengearbeitet – beispielsweise im Brustzentrum Siegen-Olpe, beim Ärztesymposium Siegen-Olpe und beim Aufbau der Hospizarbeit auf der Eremitage bei Siegen. Daher besteht ein Vertrauensverhältnis. Außerdem sind sich beide Träger als christlich orientierte Organisationen inhaltlich und weltanschaulich nahe.“

Im Blickpunkt der Patienten im Großraum Olpe/Siegen dürfte vor allem die Zukunft der drei Krankenhäuser in Olpe, Lennestadt und Siegen die Hauptrolle spielen. Zu diesem Aspekt schreiben GFO und Mariengesellschaft: „Für die GFO-Klinikstandorte in Olpe und Lennestadt sowie das St.-Marien-Krankenhaus in Siegen soll (...) ein gemeinsames medizinisches Konzept erarbeitet werden, wonach künftig das Leistungsangebot der drei Standorte gut und sinnvoll aufeinander abgestimmt wird und jedes Haus dabei ein besonderes spezialisiertes Profil entwickelt.“

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Hans-Jürgen Winkelmann und Markus Feldmann betonen unisono: „Ein gemeinsamer Verbund von Marien-Gesellschaft und GFO ist sowohl aus der Perspektive der Gesundheitsversorgung für die Region als auch aus der Sicht beider konfessioneller Träger nur konsequent. Darüber hinaus ist er aus strategischer Sicht für beide Gesellschaften sinnvoll und zukunftsweisend. Denn insbesondere im Klinikbereich ist Größe ein immer bedeutenderer Faktor.“

GFO-Geschäftsführer Markus Feldmann war am Donnerstag Nachmittag telefonisch für ein direktes Gespräch mit unserer Redaktion nicht zu erreichen.