Kirchhundem. Der Bürgerbusverein Kirchhundem stoppt seine Fahrten schon vor Weihnachten. Für das endgültige Aus gibt es gleich mehrere Gründe.

Knapp vier Wochen noch wird der Achtsitzer in der Gemeinde Kirchhundem und in Altenhundem drei Mal die Woche seine Runden drehen, dann ist Schluss. Spätestens am 22. Dezember fährt der Bürgerbus auf den Abstellparkplatz. Manfred und Michaela Klein, Zweiter Vorsitzender und Kassiererin des Bürgerbus-Vereins, informierten am Mittwoch in Vertretung der erkrankten Vorsitzenden Margret Hennecke über die Gründe für das überraschende Ende eines sehr ambitionierten Projekts, das vor 14 Jahren begann, um die Mobilität auf dem Land nach vorne zu bringen. Die Gründe dafür lassen sich schnell auf den Punkt bringen. Für den Fahrbetrieb gibt es nicht mehr genug ehrenamtliche Fahrer und nach der Corona-Zwangspause konnte der Bürgerbus nicht mehr an die Fahrgastzahlen vor Corona anknüpfen.

Unser Angebot wurde leider nicht so angenommen, wie wir uns das vorgestellt haben.
Michaela Klein, Kassiererin des Bürgerbus-Vereins

Ein Bus für alle Fälle: Hier wird der Bürgerbus als Transportfahrzeug eingesetzt, um Möbel für Flüchtlingsunterkünfte zu befördern.
Ein Bus für alle Fälle: Hier wird der Bürgerbus als Transportfahrzeug eingesetzt, um Möbel für Flüchtlingsunterkünfte zu befördern. © WP | Privat

In den Glanzzeiten teilten sich 12 ehrenamtliche Fahrer den Job hinterm Buslenkrad, jetzt sind es nur noch sechs. Von diesen kündigten drei an, aus Altersgründen in Kürze auszusteigen. „Dabei ist auch eine Menge Frust wegen des defekten Busses“, so Manfred Klein. Bei dem Modell, das erst vor wenigen Monaten in Betrieb genommen wurde, machte sich die Trittstufe, also ein sicherheitsrelevantes Teil, während der Fahrt oder am Haltepunkt manchmal wie von Geisterhand selbstständig. Ein Problem, das offenbar auch andere Bürgerbusvereine kennen und das die Fachwerkstatt monatelang nicht in den Begriff bekam - nicht gerade förderlich für die Motivation der Fahrer.

Neue Fahrer fehlen

Fakt ist aber auch, dass sich trotz vieler Werbeaktionen, Flyer, Presseveröffentlichungen etc. keine neuen Fahrer finden ließen. „Der Ehrenamt-Markt ist abgegrast, wir werden nicht der letzte Verein sein, der aufhört“, sagt Manfred Klein. Auch andere Bürgerbusvereine hätten dieses Problem. In Netphen habe man deshalb vom regelmäßigen, getakteten Linienverkehr bereits auf „Anruf-Bus“ umgestellt. „Die Personaldecke bei uns ist schon mit sechs Fahrern ziemlich knapp“, so Michaela Klein.

Der Bürgerbus ist eine gute Sache; was jetzt passiert, ist schade und frustrierend, aber wenn das Interesse fehlt, ist man machtlos.
Manfred Klein, zweiter Vorsitzender des Bürgerbus-Verein Kirchhundem

Zweites Problem sind die schwindenden Fahrgastzahlen. In den Topjahren, zum Beispiel 2015, nutzen noch 2154 Bürgerinnen und Bürger den Bus, 2019 waren es 1919. Im letzten Jahr, dem ersten nach der Coronazeit, stiegen noch 1222 Fahrgäste zu, in diesem Jahr bisher 1093. Nach dem Flop der Molly-App in Altenhundem durfte der Bus im letzten Jahr endlich seine Fahrtroute durch Altenhundem ausweiten, fuhr auch die wichtigsten Supermärkte und das Wohngebiet „Auf der Ennest“ an. Zwei Euro kostet jede Fahrt, konkurrenzlos günstig und die Fahrer helfen den älteren Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen - eigentlich ein Busservice erster Klasse. Trotzdem: „Unser Angebot wurde leider nicht so angenommen, wie wir uns das vorgestellt haben“, so Michaela Klein.

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Ende Oktober trafen sich Vorstand und Verein zur Krisensitzung. Danach war klar: „Wenn man die Linien nicht mehr bedienen kann, muss man sie stilllegen“, so Michaela Klein. Am 22. Dezember soll die letzte Fahrt stattfinden, im kommenden Jahr wird die Mitgliederversammlung den Bürgerbusverein Kirchhundem dann wohl auflösen. Der behindertengerechte Bus geht an die VWS zurück. Was bleibt, ist auch beim Vorstand Frust und Enttäuschung. Manfred Klein: „Der Bürgerbus ist eine gute Sache; was jetzt passiert, ist schade und frustrierend, aber wenn das Interesse fehlt, ist man machtlos.“