Lennestadt. ZWS-Verbandsversammlung beschließt einstimmig den sofortigen Abbruch des digitalen ÖPNV-Projekts in Lennestadt.

„Molly“ ist endgültig Geschichte. Die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS) hat am Dienstagabend einstimmig beschlossen, das Projekt Mitfahr-App sofort einzustellen. Einer Einwohneranregung, „dieser offensichtlichen Steuergeldverschwendung“ Einhalt zu gebieten, hatte sich am Ende auch Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas angeschlossen.

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„Die Diskussionen rund um die Mitfahr-App Molly sind an einem Punkt angekommen, dass ich keinen positiven Ausgang dieses Modellversuchs mehr erwarte. Das Ziel dieses Projekts, nämlich eine Klärung herbeizuführen, ob derartige digitale Methoden helfen können, den Nahverkehr im ländlichen Raum zu ergänzen, ist meines Erachtens erreicht. Die Menschen im ländlichen Raum lehnen diese Art des ‚Mitreisens‘ ab. Eine Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern, Organisationen und zuletzt der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins haben Kontakt zu mir aufgenommen, um sich für ein Ende von Molly auszusprechen. Ich sehe ebenfalls eine große Gefahr, dass das Weiterführen mehr Schaden anrichtet, als ein Erfolg auch nur ansatzweise wieder gutmachen könnte. Die Kritik an Molly richtet sich faktisch in erster Linie gegen die Stadt Lennestadt als Versuchsgebiet und nicht gegen den Zweckverband als Projektträger. Insofern bitte ich, mein Votum als Bürgermeister bei der Beschlussfassung zu berücksichtigen“, hatte Puspas in der letzten Woche in einer Mail an den ZWS eindeutig Stellung bezogen.

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„Gegen den erklärten Willen der betroffenen Gemeinde macht eine Fortsetzung keinen Sinn“, begründete Theo Melcher, Landrat und ZWS-Verbandsvorsteher, seine Beschlussempfehlung. Ursprünglich habe der ZWS vorschlagen wollen, erst das zu Molly vorgelegte Gutachten auszuwerten und dann zum Jahresende zu entscheiden. Immerhin, so Theo Melcher, seien die mit dem Pilotprojekt angestrebten Erkenntnisse gewonnen worden und nun für das Land verfügbar: Es gibt eine funktionierende App, auf die in der Zukunft auch der ZWS zurückgreifen könne – und die Erfahrung, dass die Beschränkung eines solchen Angebotes auf nur einen Stadtteil nicht akzeptiert wird.

Daneben spielten auch grundsätzliche Zweifel eine Rolle, ob das System funktioniert – zum Beispiel, ob Fahrgäste später über die App auch eine Mitfahrgelegenheit zurück nach Hause finden. Die Gutachter hatten sogar angeregt, bezahlte Fahrer und Fahrzeuge ins Spiel zu bringen, damit überhaupt erste Fahrten zustande kommen.