Hillmicke. Der Wasserbeschaffungsverband Hillmicke steht vor der Auflösung. Bürgermeister Clemens geht davon aus, dass weitere folgen werden.
Kein Sitzplatz war mehr frei, als jetzt die Wendener Gemeindeverwaltung die Bürgerschaft aus Hillmicke in den Saal der Gaststätte Valpertz geladen hatte. Gut jeder Zehnte der rund 1100 Hillmickerinnen und Hillmicker war gekommen, sodass mehrere Teilnehmer stehen mussten. Kein Wunder: Das Thema brennt vielen auf den Nägeln. Es geht um die Wasserversorgung, eine elementare Grundlage des täglichen Lebens, und die ist in Hillmicke seit gut zwei Jahren Thema.
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Wie berichtet, wird sich der örtliche Wasserbeschaffungsverband nach gut 60 Jahren auflösen. In Folge technischer Probleme mit der Wasseraufbereitung, immer höherer Auflagen und bürokratischer Hemmnisse hatten sich trotz mehrerer Aufrufe keine Interessenten gefunden, bei anstehenden Neuwahlen für den Vorstand zu kandidieren. Damit bleibt diesem nur die Selbstauflösung. Da die Wasserversorgung eine originäre Aufgabe der Gemeinde im Rahmen der Daseinsvorsorge ist, fällt die Pflicht zur Versorgung nach der Liquidation des Verbands an die Gemeinde zurück. Bürgermeister Bernd Clemens hatte Verstärkung mitgebracht: Sowohl Markus Hohmann als Fachbereichsleiter für den Bereich Bauen wie auch Thomas Munschek, Kämmerer und Geschäftsführer der gemeindlichen Netzverwaltungsgesellschaft, waren mit nach Hillmicke gekommen. Weitere Gäste am Tisch: Ingo Ehrhardt, Geschäftsführer des heimischen Versorgers Bigge-Energie, und Armin Loth von den Siegener Versorgungsbetrieben (SVB) saßen mit am Tisch, außerdem Martin Brück von Oertzen, Rechtsanwalt aus der Kanzlei Wolter/Hoppenberg, der die Gemeinde in Sachen Wasserversorgung berät. Ehrhardt und Loth stellten ihre Unternehmen vor, die bereitstehen, um nach der Übernahme des Netzes durch die gemeindliche Netzgesellschaft die Versorgung der Ortschaft zu übernehmen. Sie betonten, nicht als Konkurrenten auftreten zu wollen, sondern als kooperierende Versorger. „Wasserwerke helfen sich“, so Armin Loth.
Rechtsanwalt Brück von Oertzen stellte den aktuellen Planungsstand vor: Derzeit werde die Übernahme des Hillmicker Netzes durch eine zu gründende Wassernetzgesellschaft der Gemeinde geprüft. Im Grunde müsse das gesamte Verfahren so aufgestellt werden, dass es als Blaupause für weitere Übernahmen stehen könne. Bürgermeister Clemens und seine Fachbereichsleiter ließen keinen Zweifel daran, dass sie davon ausgehen, dass es nicht lange dauern wird, bis weitere Wasserbeschaffungsverbände aufgeben. Bei den jährlichen Gesprächen werde zwar stets signalisiert, dass die Zukunft gesichert sei, „hintenherum hören wir dann aber oft, dass es auch woanders kritisch wird“, so Clemens. Daher stelle sich die Gemeinde so auf, dass im Falle eines Falles schon alles vorbereitet sei, um weitere Verbände übernehmen zu können. Brück von Oertzen lobte den Vorstand des WBV Hillmicke: Die Kooperation laufe sehr gut, „wir wissen schon sehr viel“. Allerdings könne er noch keine Angaben zu den künftigen Wasserpreisen geben: Das hänge unter anderem vom Preis ab, der für das Hillmicker Leistungsnetz und die übrigen technischen Anlagen bezahlt werde.
Fest steht schon jetzt, dass das Hillmicker Wasser, vermutlich ab Ende 2024, von den Kreiswerken Olpe kommen wird: Die verbandseigenen Wasseraufbereitungen werden geschlossen, eine über drei Kilometer lange Leitung zum Hochbehälter Rübenkamp in Wenden wird das Listerwasser des Kreises nach Wendenerhütte bringen, wo es in das Hillmicker Leitungsnetz eingespeist wird. WBV-Vorstandsmitglied Wolfgang Schneider machte deutlich, dass die Investition in die Leitung unvermeidlich sei, denn die Aufsichtsbehörden hätten klargemacht, dass ansonsten mindestens genauso teure Arbeiten in den Hochbehältern und an den Filtern nötig würden, die im Grunde nur noch im auslaufenden Betrieb genehmigt seien. Munschek kündigte an, dass in der ersten Ratssitzung des kommenden Jahres Zahlen vorliegen dürften.
Der Verband wird im Februar tagen und, so WBV-Vorsteher Ralf Halbe, dann seine Auflösung beschließen. Ein Liquidator wird dann bestellt, und zu diesem Zeitpunkt soll feststehen, ob Bigge-Energie oder SVB die Betreuung des Netzes übernehmen. Für den bis Jahresende nötigen Weiterbetrieb der Aufbereitungen Tuckerschlade und Eichen sind Helfer gefunden, die das regelmäßig nötige Rückspülen der Filter übernehmen.
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Schneider machte klar, dass der alte Vorstand bereitstehe, um bei der Suche nach Leckagen zu helfen und das teils in Jahrzehnten gesammelte Wissen über Details des Netzbetriebs den neuen Betreibern nicht vorenthalten werde. Schneider wie Halbe reagierten auf Kritik aus der Versammlung an der Gemeinde: In der Tat sei auch ihrer Meinung nach zumindest am Anfang der Diskussion zu viel Zeit verflossen, doch nun liefen die Gespräche umso besser. „Das ist jetzt Schnee von gestern, wir müssen sehen, dass wir weiterkommen“, so Schneider unter dem Applaus der Versammlung. Bürgermeister Clemens warb um Verständnis: „Das war für die Gemeinde eine bislang einmalige Sache, und wir mussten uns von Anfang an so aufstellen, dass es auch für andere Fälle passt.“