Ennest. Daniel Hoberg trifft bei einem Spaziergang plötzlich der Blitz – er ist auf der Stelle tot. Für die ganze Familie bricht eine Welt zusammen.
„Der Todestag von Daniel ist für uns ein besonderer Tag, das ist uns wichtig.“ Am 24. April 2014 hat Dieter Hesse auf tragische Weise seinen Freund Daniel Hoberg verloren. Trotz des Altersunterschieds verband den damals 46-jährigen Hesse und den 25-jährigen Hoberg eine tiefe Freundschaft und der gemeinsame Glaube an Gott. Bei einem „Gebetsspaziergang“ in der Mittagspause von Dieter Hesse wurden der damals selbstständige Handwerksmeister und der angehende Lehrer für Mathematik und Physik auf einer Wiese in der Nähe des Industriegebietes Ennest von einem Gewitter überrascht und vom Blitz getroffen. Daniel Hoberg war sofort tot, Dieter Hesse überlebte schwer verletzt.
Zum Andenken an seinen Freund will Hesse im Februar 2024 ein Buch mit dem Titel „Vom Blitz getroffen“ herausbringen. Das Cover (Untertitel: „Zwei Männer im Gewitter – Eine wahre Geschichte über Leben und Tod“) ist fertig, mit zahlreichen Weggefährten von Daniel Hoberg hat Dieter Hesse schon gesprochen. Zum Inhalt auf 150 Seiten und mit vielen Fotos gehört auch ein Interview mit Petra Hoberg, der Mutter.
Beim Treffen in der Wohnung von Dieter Hesse und Ehefrau Jutta sitzt Petra Hoberg mit am Tisch. „Das hat damals so wehgetan, als wäre mir das Herz herausgerissen worden“, sagt sie und spricht offen über Selbstmordgedanken nach dem Unfalltod von Daniel. Petra Hoberg ist im Leben geblieben, „weil ich noch zwei Söhne habe“. „Die Liebe zu Daniel hat uns zusammengeschweißt und verbindet uns für immer. Wir wollen ihn nicht loslassen“, betont Dieter Hesse, selbst Vater von drei Kindern.
Der Ennester, der nach den mit schwersten Verletzungen überlebten Blitzeinschlag in seinem erlernten Beruf nicht mehr weiterarbeiten konnte und nach einem dreijährigen Bibelstudium bei einer christlichen Buchhandlung in Dillenburg arbeitet, will aus seinem jungen Freund Daniel Hoberg „keinen Heiligen“ machen. „Mir tut der Austausch mit Menschen gut, die Daniel gekannt haben. Das bringt ihn zurück in die Gegenwart“, erzählt Dieter Hesse. Das Buch soll auch kein Trauerbuch werden, sondern „Hoffnung vermitteln“.
„Trauernde haben oft das Bedürfnis nach Nähe, sie wollen aber keine Ratschläge. Petra hat das Schweigen damals sehr belastet“, weiß Hesse. Ihn selbst belasten noch heute Schuldgefühle. Warum habe nur ich den Blitzeinschlag überlebt? Warum konnte ich Daniel nicht helfen? Von der Mutter habe es nie Vorwürfe gegeben. Für Petra Hoberg ist es eine „große Erleichterung“, über ihren toten Sohn zu sprechen. „Das ist befreiend. Wenn wir nicht über Daniel reden würden, wäre es, als wenn er nie dagewesen wäre.“
Kennengelernt haben sich die beiden tiefgläubigen Mitglieder christlicher Freikirchen beim Fußballspielen auf dem Bolzplatz. „Daniel war der Glaube sehr wichtig.“ Das hat Dieter Hesse sehr beeindruckt. „Daniel hat mich wieder zum Glauben gebracht und in die freikirchliche Gemeinde geholt,“ sagt Petra Hoberg. Dort ist sie heute noch aktiv.
Beim Termin zeigt sie mir das Testament ihres verstorbenen Sohnes, das Daniel schon mit 20 Jahren verfasst hat. Der Anhänger von Borussia Dortmund und Dauerkartenbesitzer war wohl ein ganz besonderer Mensch. „Daniel hatte fürchterliche Angst vor der Hölle und vor einem frühen Tod“, berichtet Petra Hoberg. Der junge Mann, der zwischen seinem Referendariat am Rivius-Gymnasium und seiner Festanstellung ein einjähriges Theologiestudium an der Biblisch-Theologischen Akademie in Bergneustadt-Wiedenest absolvierte, besaß aus Angst vor der Strahlenbelastung auch kein Handy. Dann wurde er mit nur 25 Jahren von einer viel stärkeren Kraft aus dem Leben gerissen.
Noch am Abend vor dem tragischen Blitzunfall saßen Dieter Hesse und Daniel Hoberg im kleinen Kreis in der Wohnung der Familie Hesse, beteten und diskutierten über biblische Fragen. Weil man sich an diesem Mittwoch nicht einig wurde, trafen sich die beiden Freunde am nächsten Tag in der Mittagspause von Dieter Hesse zu einem „Gebetsspaziergang“, wie er es nennt, um die unterschiedlichen Auffassungen auszuräumen. Dabei wurden sie vom tödlichen Blitzschlag überrascht.
„Man merkte, dass da etwas kam. Es brummte ganz weit weg“, erinnert sich Dieter Hesse. Dann war das Gewitter plötzlich über ihnen. Als der damals 46-jährige Handwerksmeister nach einiger Zeit im strömenden Regen in der nassen Wiese liegend wieder zu sich kam, wusste er gar nicht mehr, wo er war. „Ich hatte Gedächtnislücken und Atemnot, konnte nur einen Arm und den Kopf bewegen.“ Gott sei Dank funktionierte das Handy, das er in seiner Arbeitshose trug. Mit großer Mühe konnte sich Hesse schließlich orientieren und gelang es ihm, den Notruf abzusetzen.
Aber was war mit Daniel? „Ich hatte noch gehofft, dass er nur bewusstlos gewesen ist“, erinnert sich Dieter Hesse. Aber sein Freund war sofort tot gewesen. Jetzt, fast zehn Jahre später, will der 55-Jährige mit seinem Buch „über Daniel erzählen“. Die Idee hatte sein Chef bei der Christlichen Verlagsgesellschaft Dillenburg, wo das Buch auch herausgegeben wird.
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Zum ersten Mal sieht Petra Hoberg an diesem Tag ein Video von der freikirchlichen Taufe ihres damals 22-jährigen Sohnes Daniel am Ufer des Biggesees in der Waldenburger Bucht. Die CD mit den Aufnahmen hat Dieter Hesse vor ein paar Wochen in seinem Keller gefunden. Hesse nahm 2011 auch die Taufe seines jungen Freundes vor.