Neu-Listernohl. Der Attendorner Willy Kebben hat ein außergewöhnliches Hobby: Er baut berühmte Bauwerke nach. Das sind die schönsten Bilder seiner Kunstwerke.
Der Kartonmodellbau ist eigentlich nicht so bekannt. Doch für den jetzt 93-jährigen Willy Kebben ist das Zusammenbauen umfassender, weltbekannter Bauwerke zur großen Leidenschaft geworden.
Alles nahm seinen Anfang, als Willy Kebben nach der Wende Dresden besuchte und dort Modelle der Frauenkirche und Semperoper sah. Als er hörte, dass man diese Modelle im Kleinformat aus Karton zum Zusammenbauen kaufen konnte, wurde er neugierig, sein Interesse war geweckt. Das passte genau zu dem Bauunternehmer, dem exakte Planung und Architektur in besonderer Weise liegen. Als Willy Kebben im Jahre 1998 sein 50-jähriges Berufsjubiläum feierte, übertrug er seine Firma an Sohn Christoph, der seitdem das Bauunternehmen Kebben, mit Sitz in Attendorn, leitet.
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Jetzt konnte sich der Ruheständler in seinem Haus im Neu-Listernohler Amselweg noch intensiver seinem Hobby widmen. 70 Karton-Modelle sind es mittlerweile geworden, die er in 27 Jahren fertigstellte. Diese füllen zwei große Räume in der unteren Etage seines Hauses. Kirchen, Schlösser und Burgen wurden besonders forciert. Sein größtes Bauwerk ist der Petersdom, das rund 500 Stunden in Anspruch nahm. Er hat Bauwerke aus dem Werkstoff Karton von Portugal bis Russland und von Dänemark bis Griechenland geschaffen. Neben dem Petersdom baute Kebben, meistens im Maßstab 1:250, unter anderem das Ulmer Münster, den Aachener Karlsdom, den Wiener Stephansdom, den Berliner Dom, den Limburger Dom, die Abteikirche Maria Laach sowie die Schlösser Hohenzollern, Neuschwanstein und Heidelberg.
Auch internationale Bauten reizten den Neu-Listernohler: Notre Dame, Eiffelturm, Big Ben in London, die Kathedrale von Santiago de Compostela, die imposante Schloss- und Klosteranlage San Lorenzo de El Escorial in Spanien, Veitsdom auf der Prager Burg, St. Stephans-Basilika in Budapest sind als Modelle in seiner Sammlung. Die Kathedralen von Lodz und Krakau waren besondere Herausforderungen, denn die Baubeschreibungen gab es nur in der Landessprache polnisch. Das machte dem Rentner zwar Schwierigkeiten, aber keine unüberwindbaren. Ansonsten sind aber die Anleitungen der Verlage in deutscher und englischer Sprache sehr gut abgefasst. In seiner Sammlung sind viele Gotteshäuser vertreten. Willy Kebbens Begründung: „Die Identität Europas ist das Christentum.“
Zu seinen Werken zählt auch die Titanic, die er im Maßstab 1:200 baute. Bei der Indienststellung der Titanic am 2. April 1912 war dies das größte Schiff der Welt. Der Listernohler ging auch schon mal andere Wege, indem er sich an den Bau einer Windkraftanlage, eines Blockheizkraftwerks und eines Wasserkraftwerks begab. Tochter Elvira fotografierte alle Modelle und stellte ein sehenswertes Fotoalbum mit der Überschrift: „Eine Reise zu den schönsten Sehenswürdigkeiten in Miniatur“ zusammen.
Willy Kebben ist überzeugt, dass seine Arbeit gut gegen die Krankheit Demenz ist. Wenn er abends noch an einer Aufgabe ist, dann muss die erst gelöst werden, bevor sich der 93-Jährige zur Ruhe begibt. Für ihn ist die Arbeitsfreude das Wichtigste im Leben. Trotz seines mittlerweile hohen Alters fällt ihm sein Hobby nicht schwerer. Mit den Sehenswürdigkeiten im Kleinformat würde er gerne noch einmal eine Ausstellung bestücken. Titel: „Wir sind das Abendland, wir sind Europa“.
Geboren wurde Willy Kebben am 7. August 1930 in Oberveischede. Er war eines von neun Kindern der Eheleute Julia und Theodor Kebben. Aus der Vita geht hervor, dass er nach der Mittleren Reife das Bauhandwerk von der Pike auf lernte, indem er zunächst eine Maurerlehre bei der Firma Seelbach absolvierte. Es folgte das Studium des Bauingenieurwesens in Köln und Wuppertal. Im Jahre 1973 übernahm er die Firma Otto Frede, eine Straßen- und Tiefbaufirma aus Grevenbrück.
Der politisch interessierte Willy Kebben war im Jahre 1956 mit 26 Jahren der jüngste Abgeordnete in der Amtsvertretung von Attendorn. Sein damaliger Slogan: „Mit dem Bürger, für den Bürger.“ Er vertrat als Abgeordneter die CDU, war unter anderem Ortsvorsitzender der Jungen Union sowie deren Kreisvorsitzender und Kreissprecher.
Sein fachlicher Rat war in besonderer Weise beim Biggetalsperrenbau und der damit verbundenen Umsiedlung seines Wohnorts Listernohl gefragt. Da wurde Willy Kebben in den Jahren 1960/61 für zwei Jahre zum Amtsbürgermeister des Amtes Attendorn gewählt. Eine Zeitung titelte damals „jüngster Bürgermeister Deutschlands“. Wegen seines Berufs wollte er keine längere Verpflichtung eingehen. Im Jahre 1966 besuchte der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, den neu entstandenen Vorzeigeort Neu-Listernohl. Willy Kebben hieß den mittlerweile im Ruhestand lebenden Bundeskanzler herzlich willkommen. Nach 22 Jahren als CDU-Stadtverordneter kandidierte der Neu-Listernohler im Jahre 1978 berufsbedingt nicht mehr und erhielt zum Dank den Ehrenbecher der Stadt Attendorn.