Olpe. Aus der ehemaligen Bücherstube Hachmann in Olpe wird eine neue Logopädie-Praxis. Was die jungen Logopädinnen am Olper Marktplatz wohl anbieten?

Die Themen Lesen und Sprechen sind eng miteinander verbunden. Im übertragenen Sinn wird das nun durch eine Neueröffnung in der Olper Innenstadt deutlich: Dort, wo ab Anfang der 1960er-Jahre die Bücherstube Hachmann Generationen von Lesern mit Romanen, Schulbüchern, aber auch Spielen, kirchlichen Gesangbüchern oder Kalendern versorgt hat, öffnet am 1. November eine Praxis für Logopädie. „Keep talking“, frei übersetzt: „Sprich weiter“, hat Inhaberin Miriam Dimoulas als Name für ihre Praxis gewählt, die sie gemeinsam mit Joanna Weber betreiben wird, und der Name ist quasi auch das Motto der beiden Logopädinnen. „Es ist ganz wichtig, wenn jemand Probleme beim Sprechen hat: nicht aufhören, einfach weitermachen“, so Miriam Dimoulas. „Das sagen wir unseren Patientinnen und Patienten auch so: Sprich weiter und du schaffst das.“

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Sie stammt aus Olpe, hat aber ihren Beruf in Hannover erlernt, dort auch den Bachelor of Science erworben und in logopädischen Praxen gearbeitet. Ein Schwerpunkt dort: Kinder mit Down-Syndrom und Autismus. 2021 kehrte sie mit ihrem aus Hannover stammenden Mann in ihre Heimatstadt zurück, arbeitete zunächst beim Caritasverband unter anderem an heilpädagogischen Kindergärten. „Es war immer mein Traum, eine eigene Praxis zu eröffnen. Als dann die Bücherstube Hachmann schloss und ich las, dass ein Nachmieter gesucht wird, bin ich ganz schnell mit der Eigentümerfamilie Koch ins Gespräch gekommen und wir haben gemeinsam überlegt, wie man ein solches Ladenlokal in eine Praxis umbauen kann.“ Man kann – das zeigt der Besuch im neuen Standort, in dem quasi kein Stein mehr auf dem anderen geblieben ist.

Zwei Therapieräume

Dort, wo zuletzt viele Jahre lang Buchhändler Josef Ronge die Kasse bediente, ist nun der Wartebereich. Wände wurden eingezogen, zwei Therapieräume eingerichtet mit Option auf einen dritten. Der eine ist auf die Behandlung von Jugendlichen und Erwachsenen ausgerichtet, der andere, samt Spielecke und Krabbeldecke, auf Kinder. Nur der geschnitzte Griff der Eingangstür erinnert an die Historie.

„Unser Spektrum reicht von Säuglingen, die eine Fütterstörung haben, bis zu Senioren, die nach einem Schlaganfall Hilfe brauchen“, erläutert Joanna Weber. Denn außer der reinen Sprachheilkunde, die der Fachdisziplin ihren Namen gab, gehören auch Sprech-, Stimm-, Schluck- und Hörbeeinträchtigungen zum Therapiegegenstand dieses Berufsbildes. Ob eine logopädische Behandlung nötig ist, entscheidet ein Arzt; Kinder-, Haus- und Zahnärzte können die entsprechenden Verordnungen ausstellen, mit deren Hilfe sich Betroffene dann an eine Praxis wie die von Joanna Weber und Miriam Dimoulas wenden können. Die Behandlungskosten tragen die Krankenkassen.

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Für die beiden Logopädinnen ist ihr Beruf mehr als ein Job. „Insbesondere bei Kindern halten wir sehr lange Verbindung. Für gewöhnlich beträgt der Kontakt mit den Patientinnen und Patienten mindestens drei Monate und dauert teilweise Jahre.“ Dabei sei zu erleben, so schildern die beiden jungen Frauen, dass schüchterne Kinder mit ihrer sprachlichen Fortentwicklung sichtbar auftauen, an Selbstsicherheit gewinnen und dabei eine enge Bindung zu den Logopädinnen aufbauen. „Viele lassen uns ein Stück weit in ihr Herz“, umschreibt es Miriam Dimoulas: „Wir dürfen erleben, wie sich entwickeln und verändern und Selbstbewusstsein entwickeln.“

Beratungsgespräche auch auf griechisch

Als Halbgriechin beherrscht sie die griechische Sprache so gut, dass sie die Beratungsgespräche außer auf Deutsch auch auf Griechisch führen kann und in einem Fall sogar eine griechische Muttersprachlerin therapiert hat. Auch bietet sie Hausbesuche an, wenn der Arzt dies entsprechend verordnet – was beispielsweise bei Schlaganfall-Patienten mit eingeschränkter Mobilität möglich ist.

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Für Vermieter Alfred Koch war der Umbau des Ladenlokals eine Herzensangelegenheit. „Das Gebäude ist mein Elternhaus. Es war ursprünglich die Werkstatt der Klempnerei Christian Nies. Als Anfang der 1960er die Bücherstube Hachmann einzog, wurden quasi nur die Wände verkleidet und Regale hineingestellt.“ Nach dem Auszug von Hachmann habe er erst versucht, wieder Einzelhandel als Mieter zu gewinnen, was aber nicht gelungen sei. „Als sich dann Frau Dimoulas meldete, habe ich mich schnell entschieden, das Haus umzubauen, was dem Gebäude optisch sehr gut getan hat.“ Die Fenster seien verkleinert worden, er freue sich, dass es gelungen sei, eine gewerbliche Nutzung beizubehalten, was für den Standort Marktplatz wichtig sei.

Bereits jetzt können interessierte Patientinnen und Patienten Kontakt aufnehmen; die E-Mail-Adresse info@keeptalking-logopaedie.de ist bereits aktiv, und auch die Telefonnummer 0151/70020792 (auch Whatsapp) ist schon erreichbar. Am 2. Dezember, im Rahmen des Olper Weihnachtsmarkts, wollen Miriam Dimoulas und Joanna Weber die Türen ihrer neuen Praxis von 11 bis 17 Uhr für Interessierte öffnen.