Kreis Olpe. Der Preis „Kein Platz für Extremismus und Rassismus“ geht an ein Kunstprojekt – die Sieger sind selber mehrfach Opfer von Hass und Hetze geworden.
Am Montagnachmittag wurden die Familien Kleeschulte und Beckmann sowie Künstler Sami Gebremariam für ihr Kunst-Event „Mal gegen Rassismus“ mit dem Preis „Kein Platz für Extremismus und Rassismus“ ausgezeichnet – für die zweifache Mutter Bettina Kleeschulte ist das ein wichtiges Zeichen für mehr Gleichberechtigung.
Seit 2019 verleiht der Kreis Olpe alle zwei Jahre den Preis und würdigt damit das Engagement von Personen oder Gruppen, die sich in kreativer Form gegen Antisemitismus und extremistische Ideologien einsetzen und für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft eintreten. In diesem Jahr bekam das Kunstprojekt „Mal gegen Rassismus“ den Zuschlag.
Vier Vorschläge zur Auswahl
Insgesamt vier Vorschläge standen zur Auswahl – die Entscheidung sei aufgrund der vielen tollen Projekte schwergefallen. Am Ende habe sich das ambitionierte Kunstprojekt aber durchgesetzt. „Es ist das Ziel, eine Bewerbung herauszufiltern, die heraussticht. Das Projekt soll die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient hat“, berichtet Michael Hecken, der Vorsitzende des Ausschusses für Sport und Kultur, in seiner Begrüßung zur Preisverleihung.
Das ehrenamtlich getragene Projekt „Mal gegen Rassismus“ ist als Initiative gegen Ausgrenzung aufgrund rassistischer Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen entstanden. Kleeschultes Kinder Jessi und Bendix sind seit ihrem Jugendalter immer wieder teils brutalen Anfeindungen ausgesetzt. Während der Schulzeit werden sie Opfer von tätlichen Angriffen – das geht sogar so weit, dass sie mehrfach in die Intensivstation eingeliefert werden müssen. Als ihr Sohn Jessi mehrfach gemeinsam mit Freunden in der Nähe von Siegen in einem Club feiern will und jedes Mal wegen seiner Hautfarbe abgewiesen wird, platzt ihr der Kragen.
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Brandbrief auf Facebook
In einem Brandbrief auf Facebook bringt sie ihre Wut über rassistische Ungleichbehandlung zum Ausdruck. Kurze Zeit später beschließt sie, weiter in die Offensive zu gehen und, mit dem eintägigen Kunst-Event „Mal gegen Rassismus“, auf das Fehlverhalten vieler Mitbürger aufmerksam zu machen. Mitorganisatorin Ingrid Ortmann dazu: „Sie rief mich an und sagte zu mir: Ich möchte ein Zeichen setzen.“ Den beiden gelingt es in einer spontanen Aktion den in Äthiopien aufgewachsenen Sami Gebremariam mit ins Boot zu holen. Der Künstler ist sofort Feuer und Flamme für die spannende Idee und erklärt sich bereit, bei der Erstellung der Kunstwerke mitzuhelfen.
Gerade in Bezug auf das aktuelle politische Geschehen werden Landrat Theo Melcher und Laudatorin Uta Hoffmann nochmals deutlich: „Es gibt keinen anderen Grund ihn herauszupicken als die Hautfarbe“. Und weiter: „Das einzige, was nach Farbe sortiert werden sollte, ist die Wäsche.“ Melcher betont bei der Preisverleihung: „Es macht mich froh, dass wir mit der Familie Kleeschulte und Beckmann sowie dem Künstler Sami Gebremariam erneut sehr würdige Preisträger haben“. Die Beteiligten seien mit dieser Malaktion, in der tolle Bilder entstanden, nicht zum ersten Mal positiv aufgefallen. Die Veranstaltung sei daher „hier und heute ein Zeichen für den Frieden“.
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Wertvoller Kampf
Auch heute lässt die Heldenerin das Thema Rassismus nicht los: „Ich wünsche mir, dass die Zivilcourage wieder ein größeres Thema bei den Menschen wird, und ich wünsche mir, dass meine Kinder und Enkel sicher sind.“ Die zweifache Mutter weiter: „Für mich ist das der einzige Kampf, der es wert ist, geführt zu werden.“ Damit sich alles zum Guten wendet, will sie sich auch in Zukunft weiter engagieren. Die gewonnene Summe von 2000 Euro wird an drei verschiedene Schul- und Hilfsprojekte in unter anderem Tansania und Haiti gespendet. Die weiteren Erlöse aus den erstellten Kunstwerken gehen ebenfalls gedrittelt an die Hilfsprojekte.
Einen musikalischen Rahmen gab der Preisverleihung der Auftritt des Ensembles „B.E. und seine Brüder Nef & Pipo“ aus Siegen, die mehrere Rapsongs vor dem Publikum performten.