Drolshagen. Ihr schwarzer Mule Van gibt Physiotherapeutin Birgit Stamm aus Drolshagen viel mehr Flexibilität und berufliche Möglichkeiten.
Mit seinem schwarzen Raptor-Lack, dem massiven Kühler-Grill und dem stählernen Dachaufbau hat er auf den ersten Blick etwas von einem Ungetüm auf vier Rädern, der jeden Moment zur Rallye Paris - Dakar starten wolle. Doch der erste Blick täuscht. Der massige Van ist genau das Gegenteil eines Ungetüms. Vielmehr kann er sich im Nu zu einem nützlichen Freund für seine Besitzer verwandeln. : Die Rede ist vom sogenannten Mule Van, den sich die Drolshagener Physiotherapeutin Birgit Stamm aus Drolshagen zugelegt hat: „Ich bin echt froh, dass ich ihn habe. Für mich bedeutet dieser Van große berufliche Freiheit. Ich kann zu Betrieben, Vereinen und Firmen fahren, Patienten vor Ort behandeln und gleichzeitig den kompletten Bürokram erledigen. So, als ob ich in meiner Physiotherapiepraxis sitzen würde.“
Birgit Stamm, die seit über 30 Jahren Patienten in Drolshagen behandelt, aber eben auch in Köln, den Niederlanden, Belgien oder sogar in Spanien oder Südfrankreich, braucht sich mit ihrem Physiomobil keine Gedanken mehr um ein Hotel zu machen: „Ich war sogar schon auf Ibiza mit meinem Physio-Büro auf Rädern. Das ist einfach eine ganz tolle Sache.“
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Bei meinem Besuch in Drolshagen öffnet sie mir alle Türen des beeindruckenden Gefährts, das zwar bullig daher kommt, „aber trotz seiner Größe richtig gut zu fahren ist“, strahlt die erfahrene Therapeutin übers ganze Gesicht, wenn sie an ihre bisherigen Dienstfahrten denkt.
Road-Office aus Österreich
„Aus Home-Office wird Road-Office“ lautet der Werbeslogan der Firma Mule Vans des Österreichers Nik Fischer.
Die Mules (von Maultier) könnten von unterschiedlichsten beruflichen Disziplinen genutzt werden, ob von Fotografen, Journalisten, Immobilienmaklern oder Architekten, wirbt die Homepage des Unternehmens.
Zum Innenleben gehört unter anderem ein kompletter Computer-Arbeitsplatz mit Schreibtisch, 34-Zoll-Ultrawide-Monitor und ein Multifunktionsdrucker.
Die gesamte Fertigung, so verspricht Mule Vans, finde in Österreich statt, vom Möbelbau bis zur Lackierung alles in Handarbeit.
Wie autark sie mit ihrem Mule Van ist, zeigt sie mir während einer detaillierten Besichtigung. Ein Computer-Arbeitsplatz mit großem Bildschirm bildet das Zentrum des Vans. Um den Drucker und Scanner zu bedienen, braucht sie sich auf ihrem Bürostuhl nur ein wenig nach rechts zu drehen. In zahllosen Roll-Regalen und Fächern, fast wie in einem Apotheken-System, hat sie Zugriff auf medizinische Geräte, Therapie- und Fitness-Instrumente, eine ausklappbare Massage-Liege und vieles mehr. Darüber hinaus komplettieren ein Vier-Platten-Gasherd mit Backofen, Dusche und WC sowie ein vom Himmel des Vans herunterfahrbares zwei Meter langes Bett den Wohnmobil-Charakter des schwarzen Riesen. Der plötzlich gar nichts Furcht Einflößendes mehr hat, sondern eher zum gutmütigen und nützlichen Freund von Birgit Stamm geworden ist. Ein richtiger Clou ist der Dachaufbau und der gläserne Blick in den Himmel. Durch die großzügige Luke kann Birgit Stamm aufs Dach des Vans klimmen und sich auf einer kleinen Terrasse sonnen.
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Die Frage drängt sich auf, wie sie überhaupt auf die Idee der rollenden Physio-Praxis gekommen ist? „Da ich einen Teil meiner Patienten schon immer auswärts behandelt habe, haben sich solche Überlegungen während der Coronapandemie noch einmal verstärkt.“ Denn nicht nur auswärtige Patienten vermieden den Weg in die Praxis, auch Meetings und Seminare hätten online gemanagt werden müssen. Vor etwa einem Jahr sei der Wunsch nach einer tragfähigen mobilen Lösung immer konkreter geworden. Doch wie ein Fahrzeug finden, das all das bieten könnte, was sie bräuchte? „Die Idee hatte ich schon länger im Kopf, fand aber keine greifbare Lösung“, blickt sie zurück.
Bis sie rein zufällig auf das Werbevideo des österreichischen Mule Vans-Entwicklers und Händlers Nik Fischer im Internet stieß: „Was ich dort sah, war genau das, was mir vorschwebte.“ Und Fischer, von Haus aus eigentlich ein Pferde-Trainer, hatte ebenfalls rein zufällig ein Exemplar im Gebrauch, das er verkaufen wollte: „Da habe ich zugeschlagen, und jetzt steht mein Mule Van hier in Drolshagen oder fährt zum nächsten Kunden.“ Zum Beispiel nach Köln, wo Birgit Stamm aus ihrem neuen Mobil unter anderem eine Restaurant-Belegschaft betreut. In früheren Zeiten, berichtet sie, seien sogar ehemaloige Kölner Fußball-Profis ihre Kunden gewesen. Dass sie ganz nebenbei ihre in der Domstadt lebende Schwester, ebenfalls Physiotherapeutin, besuchen kann, ohne sich ein Hotel zu buchen, ist ein weiterer Vorteil: „Dann stelle ich meinen Van ans Rhein-Ufer, und fertig.“