Kreis Olpe. Viele Menschen aus dem Kreis Olpe wollen der kalten Jahreszeit entfliehen. Touristik-Experten erzählen, wo es in diesem Jahr am schönsten ist.

Gerd Baumhoff, Touristik-Urgestein aus Lennestadt, trifft wohl den Nagel auf den Kopf, wenn man ihn nach der aktuellen Gefühlslage heimischer Reisewilliger befragt: „Die Lage im Nahen Osten spielt natürlich eine Rolle. Wir Deutsche sind zwar die größten Reiseweltmeister in Europa, aber auch die größten Angsthasen.“ Buchungen nach Ägypten, ansonsten im Spätherbst und Winter ein interessantes Ziel für Sonnenhungrige, die dem heimischen Frost entfliehen wollen, „sind spürbar weniger geworden.“ Baumhoff, dessen Reisebüro in Lennestadt in wenigen Wochen das 30-Jährige feiern kann, ist ein Alter Hase im Geschäft. In Zeiten internationaler Kriege und heimischer Inflation zieht er ein nachvollziehbares Fazit: „Die Leute achten auf Sicherheit und sie gucken aufs Geld.“

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Nordafrika wie beispielsweise Tunesien, sei nahezu völlig aus dem Blickfeld heimischer Touristen verschwunden: „Diese Region ist den meisten politisch zu instabil.“ Das gelte auch für Bulgarien: „Zu nah am Putin“, bringt es Baumhoff auf den Punkt.

Teilreisewarnung

Das auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland hat eine Teilreisewarnung herausgegeben: „Vor Reisen in den Norden der Sinai-Halbinsel, das ägyptisch-israelische Grenzgebiet (mit Ausnahme von Taba) und entlegene Gebiete der Sahara wird gewarnt. (...) Von unbegleiteten, individuellen Ausflügen und Überlandfahrten im Süden der Sinai-Halbinsel wird abgeraten.“

Grundsätzlich bewertet das Auswärtige Amt die Sicherheitslage in Ägypten als „insgesamt weiterhin stabil und ruhig.“

Wer mit Blick auf die jetzt anstehenden Wintermonate Sonnen-Garantie und warmes Badewasser an sandigen Stränden haben wolle, gepaart mit europäischer Sicherheit, nehme als erstes die Kanaren in den Blick, weiß Baumhoff: „Auf Gran Canaria, Teneriffa oder Fuerteventura gehen die Preise natürlich gerade deshalb nach oben, wenn es hierzulande frostig wird.“

Denn anders, als auf Mallorca oder in Griechenland, könne man auf den Kanaren auch in der tiefsten Wintersaison von garantiert über 25 Grad Lufttemperatur ausgehen: „Selbst das Wasser hat noch 21 bis 22 Grad.“ Wer spürbar weniger in die Tasche greifen wolle, müsse auf die Türkei ausweichen. Aber auch dort fürchte der eine oder andere sich davor, dass es angesichts des Krieges in Israel zu rumoren beginne. Eine Art Geheimtipp hat Baumhoff auch noch parat: „Madeira ist interessant. Dort gibt es noch Schnäppchen, zum Beispiel 14 Tage für zwei Personen im Vier-Sterne-Hotel um die 1200 Euro.“ Allerdings ohne Summer-Feeling. Auf viel mehr als 20 Grad treffe man dort nicht mehr.

Ägypten normalerweise beliebtes Reiseziel

Monika Strauß-Schmidt vom Derpart-Reisebüro in Attendorn berichtet von einer ähnlichen Skepsis für das Reiseziel Ägypten wie ihr Lennestädter Kollege: „Normalerweise ist Ägypten bei uns sehr beliebt, vor allem für Tauch-Fans, die auch ohne Ausrüstung schnorcheln wollen.“ Doch das sei jetzt natürlich rückläufig. „Die Türkei läuft bei uns noch gut, wer auf die Kanaren möchte, muss natürlich für einen vergleichbaren Urlaub etwa das Doppelte oder mehr zahlen.“ Mallorca sei wettermäßig in den Wintermonaten als Badeort ungeeignet, aber für Wanderer und Radfahrer interessant. Senioren, die früher für zwei oder drei Monate in Nordafrika im Warmen überwintert hätten, tauchten in ihrem Reisebüro nicht mehr auf: „Früher hatten wir durchaus ein halbes Dutzend Paare, die das gemacht haben.“ Das Sicherheitsproblem werde mittler weile als zu gravierend empfunden.

Türkische Riviera bietet noch 25 bis 27 Grad

Martin Hütte führt das Olper Reisebüro Sonnenklar.TV am Obersee. Er lässt sich von der politischen Großwetterlage nicht davon abhalten, Ägypten weiterhin zu empfehlen: „Bisher hat erst einer unserer Kunden umgebucht, fliegt jetzt statt nach Ägypten in die Türkei. Auch an der südtürkischen Riviera, in Side oder Alanya, erwarteten den Urlauber im November noch 25 bis 27 Grad, sowie 22 bis 23 Grad Wassertemperatur. Kosten im Vergleich zu den Kanaren: „Etwa 60 Prozent.“ Für den achttägigen Winterurlaub all inclusive müsse der Kunde für ein Vier-Sterne-Hotel in Fuerteventura, Gran Canaria oder Teneriffa an die 3000 Euro auf den Tisch legen.