Neger. „Feuer frei“ lautet die Devise der Aktion WP Mobil. Die Westfalenpost lädt ins Negertal. Dort können die Bürger sagen, wo der Schuh drückt.

Über 40 Prozent der Wählerstimmen für einen UCW-Kandidaten - allein das machte bei der Kommunalwahl vor drei Jahren deutlich, dass es politisch im Olper Negertal rumort. Die im Olper Rathaus das Zepter schwingende CDU-Fraktion und CDU-Bürgermeister Peter Weber bekamen den Zorn zumindest von Teilen der Bürger aus Unterneger, Mittelneger und Oberneger zu spüren: Kontroversen unter anderem wegen des Straßenbaus, wegen der Erschließung des Baugebietes und vor allem wegen der knirschenden Zusammenarbeit mit dem örtlichen Wasserbeschaffungsverband sorgten 2020 für Unmut im 360-Seelen-Tal mit dem ungewöhnlichen Namen. Den wollen die Negeraner übrigens unbedingt behalten, obwohl sich in den vergangenen Jahren immer wieder mal angebliche Experten und Rassismus-Aktivisten dazu aufgerufen fühlten, die Nase zu rümpfen.

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Dienstag, 18 Uhr, Mehrgenerationenplatz

Für die Westfalenpost allesamt Gründe, einmal persönlich im Negertal vorbeizuschauen - mit der bekannten Aktionsreihe „WP Mobil“. Am Dienstag, 10. Oktober (18 Uhr) sind alle Dorfbewohner eingeladen, beim Mehrgenerationenplatz vorbei zu schauen. Im Gespräch mit unserer Redaktion sollen und können die Negeraner all das ansprechen, was ihnen auf den Nägeln brennt. Wo drückt der Schuh, oder vielleicht sogar beide? Vielleicht können die Gäste der Westfalenpost bei einem spendierten Kaltgetränk auch über positive Veränderungen berichten. Über das, was ihnen am Negertal besonders gut gefällt und was sich in den vergangenen Jahren zum Besseren entwickelt hat. Grundsätzlich soll die Devise des Abends lauten: „Feuer frei“.

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+Ortsvorsteher im Negertal ist mittlerweile Sven Ochibowski, der den Kommunalwahlerfolg für die UCW holte und seinen Bruder und Vorgänger Manuel Ochibowski abgelöst hat. Er hat sein Kommen zugesagt und hofft, dass viele Bürger die Gelegenheit nutzen, mit unserer Redaktion, aber auch untereinander ins Gespräch zu kommen.

Keine weiteren Baugrundstücke

Ein Thema, dass die Negeraner ebenso bedrückt wie viele andere Dorfbewohner im Sauerland, ist die Bauland-Strategie des Landes. Ochibowski: „Angesichts der stark gestiegenen Baupreise und der Zinsen hat der Andrang auf noch zur Verfügung stehendes Bauland zwar nachgelassen. Dass das Negertal absehbar aber überhaupt keine weitere als die bisherige Fläche erhalten soll, ist sehr bedauerlich.“ Die Rede ist vom Baugebiet Lehmenohl mit sieben Grundstücken, das ursprünglich für eine Erweiterung um weitere zehn Grundstücke vorgesehen war. Die Marschrichtung des Landes spricht dem aber entgegen. Nur größere Siedlungsgebiete sollten noch eine Bauperspektive erhalten.

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Ludger Huperz, Vorsitzender des Wasserbeschaffungsverbandes (WBV) im Negertal, erinnert in dem Zusammenhang an eine Aussage von NRW-Bau- und Heimatministerin Ina Scharrenbach aus dem Jahr 2017: „Wir werden als Landesregierung Land und Stadt wiederzusammenführen (...), gleichwertige Entwicklungs-Chancen für ländliche Regionen und Ballungsräume schaffen und das Ehrenamt stärken.“

Eine vor der Gründung stehende Bürger-Initiative im Negertal hatte 2020 gerade in diesem Zusammenhang heftige Kritik an der Arbeit aus dem Olper Rathaus geübt. Das Ehrenamt werde vielmehr missachtet. Arbeitstitel damals: „Mehr Demokratie - Pro Ehrenamt - Werte verteidigen“. Inwieweit sich die Stimmung im Negertal seitdem verfestigt oder gedreht hat, soll ebenfalls Thema des kommenden Dienstags bei „WP Mobil“ sein.

Stadt baut eigenen Löschwasserbehälter

Zur Erinnerung: Die Löschwasserversorgung war unter anderem Stein des Anstoßes. Das wollte der WBV Neger der Stadt Olpe nicht mehr kostenfrei zur Verfügung stellen. Nach langwierigem Hin-und-Her entschloss sich die Stadt, kurzerhand einen eigenen Löschwasserbehälter zu bauen. Aber auch zu hohe Erschließungskosten für Bauland erboste die Negeraner sowie eine teilweise schlechte Straßensanierung.

Olpes Bürgermeister Peter Weber entgegnete damals unter anderem, man müsse sich im einzelnen detailliert mit den Kritikpunkten befassen. Offenbar habe sich im Negertal etwas aufgestaut. Dass die Menschen dort eine Benachteiligung des ländlichen Raumes zur Kernstadt verspürten, könne eine gefühlte, subjektiv empfundene Ungerechtigkeit sein, die mit dem Objektiven jedoch nicht übereinstimme. Weber hob seinerzeit hervor, dass er seit seiner Wahl 2015 bei jeder offiziellen Dorfversammlung in Neger anwesend gewesen sei. Der sich entladende umfangreiche Protest habe sich für ihn dort nicht angedeutet.