Attendorn. Am Donnerstagmittag ist pünktlich um 14 Uhr die fünfte Auflage der Oldtimer-Rallye Sauerland-Klassik in Attendorn gestartet. So war die Stimmung.
Eberhard Schulte aus Oedingen kennt die Sauerland-Klassik bislang nur als Zuschauer. Für den stolzen Besitzer eines Opel Kadett C (Baujahr 1978) wird es daher höchste Zeit, die Perspektive zu wechseln. Raus aus den Besuchermassen, rein ins Teilnehmerfeld. Gesagt, getan. Gemeinsam mit Sohn Christian nimmt er für den MSC Oenetal, den Motorsportclub aus seinem Heimatort, an der fünften Auflage der Oldtimer-Rallye durch das Land der 1000 Berge teil. Ihr Motto: Dabei sein ist alles.
Kurz vor dem Start der Oldtimer-Rallye am Donnerstagmittag am Alten Markt in Attendorn wirken Vater und Sohn entspannt. Auch wenn die Vorfreude auf ihre Premiere bei der Rundfahrt, organisiert vom gebürtigen Attendorner Peter Göbel und seiner Agentur „Plusrallye“, minütlich steigt. Christian Schulte strahlt mit der Sonne um die Wette: „Ganz Attendorn fiebert mit, alle sind im Rallye-Fieber. Die Stimmung ist fantastisch“, sagt er und blickt um sich. Tatsächlich herrscht reges Treiben auf den Straßen der Innenstadt, viele Oldtimer-Fans werfen vor dem Start einen Blick auf die alten Schätze, die zwischen Rathaus und Marktplatz stehen. Viele Besucher fachsimpeln mit den Fahrern. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich, Vorfreude liegt förmlich in der Luft.
Eine komplett andere Welt
Aus Kirchveischede kommen Rainer Bäcker und seine Lebensgefährtin Anja Engel. Sie nehmen in ihrem komplett restaurierten Porsche 911 F Coupé (Baujahr 1971) zum zweiten Mal teil. Und können den Start kaum abwarten. Rainer Becker: „Das ist eine komplett andere Welt, so faszinierend. Die Begeisterung am Straßenrand ist atemberaubend.“ Auch Anja Engels Augen leuchten: „Selbst im tiefsten Westerwald stehen die Menschen an der Straße und winken uns zu, ganze Kindergärten warten auf das Feld der Sauerland-Klassik.“ Das sei unglaublich. Die Lokalmatadoren mit der Startnummer 25 gehen es an wie die Familie Schulte. Spaß haben – und bitte nicht Letzter werden.
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Zum zweiten Mal startet der Attendorner Bäckermeister Ralf „Nelly“ König. In dem Porsche 944 Cabrio, Baujahr 1990, sitzt er mit Partnerin Annette Bock. Der Wagen gehört der Lebenshilfe Gießen, für die der stadtbekannte Bäckermeister gerne Werbung fährt. „Wir haben tolles Wetter, eine sehr coole Teilnehmer-Mannschaft und viele Menschen schauen uns vom Straßenrand aus zu. Für unsere Stadt Attendorn ist diese Rallye ein echtes Highlight.“ Ein bisschen sportlicher Ehrgeiz gehört dann doch dazu: Nachdem König vor zwei Jahren in der Gesamtwertung weit hinten lag – auf einem dreistelligen Platz –, möchte er dieses Mal „ein paar Plätze nach oben klettern“. Mal sehen, ob es klappt.
Mehr Ausdruck
Werner und Marietta Schulte aus Lennestadt suchen sich kurz vor dem Start den Weg durch die geparkten Oldtimer. Zum zweiten Mal sind sie als Besucher zum Start der Rallye dabei. „Diese Oldtimer haben einfach mehr Ausdruck als die neuen Autos von heute, dieser Flair ist besonders“, betont Marietta – und Ehemann Werner ergänzt: „Die Oldtimer haben Charakter.“ Sie sind etwas Besonderes, und dann auch noch zum Anfassen. Das Ehepaar saugt die Atmosphäre regelrecht auf. Werner Schulte: „Die Leute sind so freundlich und relaxed, niemand ist gestresst. Es hat etwas von einem Stadtbummel.“
Dann ist es soweit. Pünktlich um 14 Uhr winkt Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) die ersten der 112 Old- und Youngtimer über die Startlinie. Mittlerweile stehen die Zuschauer auf den Treppenstufen vor dem Sauerländer Dom in Dreier-Reihen, um bloß kein Auto zu verpassen. Die Fahrer werden mit Applaus auf die Reise geschickt. Zum Fahrerfeld gehören unter anderem Tatort-Kommissar Richy Müller, der Deutsche Rekord-Rallye-Meister Matthias Kahle oder Musiker Felix Räuber. Am Donnerstag geht es auf zwei Etappen quer durch das Sauerland und das Bergische Land. Am Abend erreichen sie dann die Burg Schnellenberg.
Die schönsten Fotos von der Sauerland Klassik.
Und nach einer vermutlich kurzen Nacht geht es am frühen Freitagmorgen schon wieder los – Tag zwei der Sauerland-Klassik steht an. Dieses Mal führt die Strecke über Winterberg und Fredeburg. Die Stimmung wird auch am Freitag wieder gut sein, im Fahrerfeld genauso wie am Straßenrand. Wenn das jemand weiß, dann Eberhard Schulte aus Oedingen. Er kennt die Sauerland-Klassik jetzt aus zwei Perspektiven – vom Straßenrand und aus dem Fahrerfeld.